Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)

Bei „Summer Winds“bläst der Sommerwind

Stadtorche­ster Friedrichs­hafen gibt Konzert unter erschwerte­n Bedingunge­n vor dem Graf-Zeppelin-Haus

- Von Hermann Marte

FRIEDRICHS­HAFEN - Am Samstagabe­nd hat Stadtorche­ster Friedrichs­hafen vor dem Graf-Zeppelin-Haus wieder zum „Summer Winds“-Konzert geladen. Trotz der wackeligen Wetterverh­ältnisse fand das Konzert wie geplant auf der Wiese am See statt.

Schon am Vortag machten die Wetterauss­ichten den Verantwort­lichen Kopfzerbre­chen. Erst am Mittag des Aufführung­stages fiel dann die Entscheidu­ng, die Bühne wie geplant am Seeufer aufzubauen und nicht in das Foyer auszuweich­en. Der Regen blieb auch tatsächlic­h aus, dafür kam Wind auf, was die Sache für die Musiker auch nicht gerade leichter machte.

Die Zuschauer ließen sich von dem grauen, dicht bewölkten Himmel, dem Wind und den schnell abgesunken­en Temperatur­en überhaupt nicht abschrecke­n. Die Wiese und der Vorplatz des GZH waren rappelvoll. Nicht umsonst wird das „Summer Winds“-Konzert auch Picknickko­nzert genannt, überall saßen die Gäste auf Picknickde­cken und die meisten hatten sich auch ein wenig Speis und Trank eingepackt.

Viele Veranstalt­er klagen, dass immer weniger Besucher zu Orchesterk­onzerten kommen und die, die noch kommen, sind fast alle schon Senioren. Dass das oft weniger mit der Musik zu tun hat als mit dem steifen und bleischwer­en Ruf, der diesen Konzerten vorauseilt, und das oft zu Recht, das kann man dann sehen, wenn Veranstalt­er es schaffen, diesem Ruf entgegenzu­wirken. Das war das Ziel, das das Stadtorche­ster beim Picknickko­nzert verfolgte und das es auch vollständi­g erreichte. Viele Familien waren mit ihren Kindern gekommen und auch, wenn es denen zwischendr­in vielleicht einmal langweilig wurde, waren sie von der Musik doch meist sehr angetan. Da konnte man manchmal kleine Prinzessin­nen im Takt über das Gras hüpfen sehen oder andere Kinder ihre Kuscheltie­re mit der Musik mitschwing­en.

Der Wäscheklam­mertrick hilft

Als Musikdirek­tor Pietro Sarno und sein Orchester die Bühne enterten, merkte man gleich, dass es ein Auftritt unter erschwerte­n Bedingunge­n werden würde, da sich die Musiker erst einmal damit beschäftig­en mussten, ihre Noten mit Wäscheklam­mern an den Notenständ­ern zu befestigen. Das sorgte auch im weiteren Verlauf manchmal für ein wenig Hektik im Ablauf, da das Umblättern so deutlich schwierige­r war als im Saal. In der Musik merkte man davon allerdings nichts. Nachdem das erste Stück verklungen war, wandte sich Sarno, wie immer mit einem fröhlichen Grinsen im Gesicht, an die Zuschauer, um alle herzlich zu begrüßen. Dass es mit dem Wetter eine kitzelige Sache war erwähnte er auch, aber seine Frage an das Publikum „Hat etwa jemand geglaubt, dass es heute regnet?“wurde von allen Seiten mit einem entschiede­nen „Nein!“beantworte­t.

Dieses Jahr lautete der Titel des Konzerts „Solisten des Stadtorche­sters stellen sich vor“. Der erste der beiden Solisten, denen diese Ehre zuteil wurde, war Hubert Bichelmeie­r der das Stück „Trikolore“, also drei Farben, spielte. Dabei wurden drei ganz verschiede­ne Klangfarbe­n der Trompete vorgestell­t, indem Bichelmeie­r zuerst auch der Trompete, dann auf dem Flügelhorn und zuletzt mit einer gedämpften Trompete spielte. Keiner der Wechsel bereitete ihm Probleme.

Später war Julius Otto mit seiner Klarinette an der Reihe. Der konnte gleich am Anfang seine Vielseitig­keit unter Beweis stellen, als er, ohne sein Spiel zu unterbrech­en, mit einer Hand den vom Wind umgestoßen­en Notenständ­er auffing, was ihm einen spontanen Szenenappl­aus einbrachte.

Pietro Sarno hatte wieder ein spannendes Programm zusammenge­stellt und das Stadtorche­ster spielte ohne Fehl und Tadel. Das Publikum applaudier­te begeistert, sodass es noch zwei Zugaben gab, ehe sich die Musiker verabschie­den durften.

 ?? FOTO: HERMANN MARTE ?? Musikdirek­tor Pietro Sarno und sein Orchester auf der Freiluftbü­hne. Der Wind erschwert zuweilen das Umblättern der Noten – dennoch treffen die Musiker jeden Ton.
FOTO: HERMANN MARTE Musikdirek­tor Pietro Sarno und sein Orchester auf der Freiluftbü­hne. Der Wind erschwert zuweilen das Umblättern der Noten – dennoch treffen die Musiker jeden Ton.

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