Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)
Bei „Summer Winds“bläst der Sommerwind
Stadtorchester Friedrichshafen gibt Konzert unter erschwerten Bedingungen vor dem Graf-Zeppelin-Haus
FRIEDRICHSHAFEN - Am Samstagabend hat Stadtorchester Friedrichshafen vor dem Graf-Zeppelin-Haus wieder zum „Summer Winds“-Konzert geladen. Trotz der wackeligen Wetterverhältnisse fand das Konzert wie geplant auf der Wiese am See statt.
Schon am Vortag machten die Wetteraussichten den Verantwortlichen Kopfzerbrechen. Erst am Mittag des Aufführungstages fiel dann die Entscheidung, die Bühne wie geplant am Seeufer aufzubauen und nicht in das Foyer auszuweichen. Der Regen blieb auch tatsächlich aus, dafür kam Wind auf, was die Sache für die Musiker auch nicht gerade leichter machte.
Die Zuschauer ließen sich von dem grauen, dicht bewölkten Himmel, dem Wind und den schnell abgesunkenen Temperaturen überhaupt nicht abschrecken. Die Wiese und der Vorplatz des GZH waren rappelvoll. Nicht umsonst wird das „Summer Winds“-Konzert auch Picknickkonzert genannt, überall saßen die Gäste auf Picknickdecken und die meisten hatten sich auch ein wenig Speis und Trank eingepackt.
Viele Veranstalter klagen, dass immer weniger Besucher zu Orchesterkonzerten kommen und die, die noch kommen, sind fast alle schon Senioren. Dass das oft weniger mit der Musik zu tun hat als mit dem steifen und bleischweren Ruf, der diesen Konzerten vorauseilt, und das oft zu Recht, das kann man dann sehen, wenn Veranstalter es schaffen, diesem Ruf entgegenzuwirken. Das war das Ziel, das das Stadtorchester beim Picknickkonzert verfolgte und das es auch vollständig erreichte. Viele Familien waren mit ihren Kindern gekommen und auch, wenn es denen zwischendrin vielleicht einmal langweilig wurde, waren sie von der Musik doch meist sehr angetan. Da konnte man manchmal kleine Prinzessinnen im Takt über das Gras hüpfen sehen oder andere Kinder ihre Kuscheltiere mit der Musik mitschwingen.
Der Wäscheklammertrick hilft
Als Musikdirektor Pietro Sarno und sein Orchester die Bühne enterten, merkte man gleich, dass es ein Auftritt unter erschwerten Bedingungen werden würde, da sich die Musiker erst einmal damit beschäftigen mussten, ihre Noten mit Wäscheklammern an den Notenständern zu befestigen. Das sorgte auch im weiteren Verlauf manchmal für ein wenig Hektik im Ablauf, da das Umblättern so deutlich schwieriger war als im Saal. In der Musik merkte man davon allerdings nichts. Nachdem das erste Stück verklungen war, wandte sich Sarno, wie immer mit einem fröhlichen Grinsen im Gesicht, an die Zuschauer, um alle herzlich zu begrüßen. Dass es mit dem Wetter eine kitzelige Sache war erwähnte er auch, aber seine Frage an das Publikum „Hat etwa jemand geglaubt, dass es heute regnet?“wurde von allen Seiten mit einem entschiedenen „Nein!“beantwortet.
Dieses Jahr lautete der Titel des Konzerts „Solisten des Stadtorchesters stellen sich vor“. Der erste der beiden Solisten, denen diese Ehre zuteil wurde, war Hubert Bichelmeier der das Stück „Trikolore“, also drei Farben, spielte. Dabei wurden drei ganz verschiedene Klangfarben der Trompete vorgestellt, indem Bichelmeier zuerst auch der Trompete, dann auf dem Flügelhorn und zuletzt mit einer gedämpften Trompete spielte. Keiner der Wechsel bereitete ihm Probleme.
Später war Julius Otto mit seiner Klarinette an der Reihe. Der konnte gleich am Anfang seine Vielseitigkeit unter Beweis stellen, als er, ohne sein Spiel zu unterbrechen, mit einer Hand den vom Wind umgestoßenen Notenständer auffing, was ihm einen spontanen Szenenapplaus einbrachte.
Pietro Sarno hatte wieder ein spannendes Programm zusammengestellt und das Stadtorchester spielte ohne Fehl und Tadel. Das Publikum applaudierte begeistert, sodass es noch zwei Zugaben gab, ehe sich die Musiker verabschieden durften.