Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)
Eine heitere Begegnung mit Meister Bach
Sinfoniekonzert des Südwestdeutschen Kammerorchesters Pforzheim in Hagnau begeistert aufgenommen
HAGNAU - Als „Highlight im kulturellen Jahresverlauf“hat Bürgermeister Volker Frede am vergangenen Samstagabend das Sinfoniekonzert in der Kirche St. Johann Baptist bezeichnet, zu dem die Gemeinde Hagnau zum sechsten Mal zusammen mit dem Internationalen Bankhaus Bodensee (IBB) und der Südwestdeutschen Mozartgesellschaft eingeladen hat. Und Frede sollte Recht behalten.
Organisator Georg Mais freute sich, dass zum Thema „Der heitere Bach“exklusiv Werke des „Größten der Großen“auf dem Programm standen. Unter seiner Leitung spielte in der randvollen Kirche das Südwestdeutsche Kammerorchester Pforzheim, das hier schon oft mit seiner besonderen Klangkultur beeindruckt hat.
Am Anfang stand die Ouvertüre h-Moll BWV 1067 für Flöte, Streicher und Basso continuo, die „französischste“von Johann Sebastian Bachs Orchestersuiten. Eine Herausforderung für den Flötisten, der sich Maximilian Randlinger mit nicht nachlassender Energie stellte. War im langen, komplexen Kopfsatz der Orchesterklang noch etwas zu wuchtig, erhielt die Flöte im melancholischen Rondeau mehr Raum neben dem Orchester.
Sanft und lyrisch schmeichelte die Flöte in der Sarabande, ehe die Suite in den polnischen Stil hinüberglitt, wo der Solist in der Polonaise mit einer virtuosen Variation glänzte. Beschwingt dirigierte Mais das Orchester, betonte den Tanzcharakter, sodass man vor dem inneren Auge höfische Paare artig tanzen sah. Nach graziösem Menuett erklang die berühmte Badinerie. Noch einmal durfte hier der Solist mit virtuosen Verzierungen glänzen.
Ein Novum war das Italienische Konzert F-Dur BWV 971, denn Georg Mais hatte für das für ein zweimanualiges Cembalo geschriebene Stück eine Fassung arrangiert, die die beiden Klangfarben des Cembalos auf einen vierstimmigen Streichersatz übertrug und damit eine ganz eigene, gültige Klangwirkung hervorbrachte.
Faszinierend war das Andante, welches das lyrische Thema solistisch der ersten Violine übertrug, sanft untermalt von den übrigen Streichern. Satt und warm strömte der Geigenton des Konzertmeisters in den Raum. Auch im Presto trat die erste Violine im Dialog mit den tiefen Streichern wieder als Melodieträger hervor. In dynamischem Fluss strebte das gelungene Arrangement dem Ende zu.
Man mag sich fragen, was die fürs Zimmermannsche Kaffeehaus in Leipzig geschriebene Kantate BWV 211, die „Kaffeekantate“, die ganz aus der übrigen Reihe der Bach-Kantaten fällt, in einer Kirche zu suchen hat, gehört das komödiantische Geplänkel von Vater Schlendrian mit seinem kaffeesüchtigen Liesgen doch viel mehr an einen profanen Ort.
pDie Zuhörer haben das humorvoll-ironische Werk goutiert, zumal mit dem Tenor Taro Takagi, dem Bariton Christof Hartkopf und der Sopranistin Diana Fischer – allesamt Solisten des Chores des bayerischen Rundfunks – drei perfekte SängerSchauspieler vorne standen, die den kleinen häuslichen Streit um die aufmüpfige Bürgerstochter köstlich herüberbrachten. Vergnügt feierten ihre Koloraturen den schwarzen Teufelstrank.