Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)
Bürgermeister wirbt für den Stadtbalkon
Baubürgermeister informiert Rat über den Stand der Planung – Baubeginn ist frühestens Ende 2020
Lammgarten & Co.: Räte informieren sich über Uferparkpläne.
FRIEDRICHSHAFEN - Die UferparkDebatte versachlichen – das ist das Ziel eines Sachstandsberichts von Baubürgermeister Stefan Köhler am Montag im Gemeinderat gewesen. Zweieinviertel Stunden später war er diesem Ziel sicher nähergekommen – und um viele Vorschläge reicher. Entscheidungen sind nicht gefallen.
Zunächst wies Köhler darauf hin, dass der Fahrplan und die Vorgehensweise der Neugestaltung des Uferparks genau dem entspreche, was der Gemeinderat zu Beginn des Verfahrens festgelegt hat. Er lobte ausdrücklich die Bürgerbeteiligung und listete auf: Onlinebefragung im Herbst 2015, Ideenwettbewerb mit breit aufgestelltem Preisgericht ab April 2017, öffentlicher Workshop im September 2017, Ausstellung der Wettbewerbsvorschläge im Dezember 2017, mehrere Informationsveranstaltungen politischer Gruppen sowie Gespräche mit den betroffenen Gastronomen und Grundstückeigentümern. Zugleich stellte er klar, dass ein städtebaulicher Ideenwettbewerb nicht bedeute, dass der Wettbewerbssieger automatisch auch umgesetzt werde.
Zumal es für den Uferpark auch zwei Siegerentwürfe gibt. Beim einen habe die Gestaltung des Uferbereichs überzeugt, beim anderen die der Friedrichstraße und des Stadtbahnhofs. Im Moment arbeite die Verwaltung mit den Wettbewerbssiegern daran, die beiden Entwürfe zu einem gemeinsamen zu machen.
Die „Wow-Situation“
In seinem Vortrag brach Köhler eine Lanze für die Idee eines Stadtbalkons. Der soll gegenüber des Stadtbahnhofs entlang und auf einer Ebene mit der Friedrichstraße einen neuen Aussichtspunkt schaffen. Den viel beschworenen Panoramablick mit See und Bergen habe man am Eingang des Bahnhofs nicht mehr, so Köhler mit Blick auf Bäume, Busse und die geplante Überdachung der Haltestellen. „Wir sollten die ,WowSituation’ wieder herstellen“, sagte der Bürgermeister. „Ich garantiere, dass so ein Stadtbalkon zusammen mit der Moleturm der beliebteste Selfiepunkt von Friedrichshafen würde.“Oberbürgermeister Andreas Brand hatte sich im Gespräch mit der Schwäbischen Zeitung gegen einen Stadtbalkon ausgesprochen.
Lob für Gastronomen
Zum Lammgarten sagte Köhler, dass der eigentliche Biergarten sicher erhalten werden, über den Ort und die Art des dazugehörenden Gebäudes aber noch diskutiert werden könne. Das bestehende Haus sei nicht mehr zu sanieren. Köhler teilte zudem mit, dass die Pachtverträge mit Lammgarten und Laguna Ende 2019 auslaufen, andere wie der des Minigolfplatzes seien zum Jahresende kündbar. Der Bürgermeister dankte den Gastronomen für die „nüchterne und professionelle Zusammenarbeit“. Deutlich wurde auch, dass zwei Grundstücke nicht im Besitz der Stadt sind, der Pavillon am See und der Bahnhofsvorplatz, der der Deutschen Bahn gehört.
In der Folge kamen seitens des Rates zahlreiche Fragen und Verbesserungsvorschläge, zum Beispiel Ersetzung des Stadtbalkons durch eine kleinere Aussichtsplattform, eines neues Kleid und ein neuer Ort für die Musikmuschel, eine Brücke über die Einfahrt zum Gondelhafen, die ganzjährige Bewirtung des Lammgartens oder eine 3-D-Visualisierung der vorliegenden Pläne. OB Brand riet dazu, „keine Schnellschüsse“abzufeuern. Wie Stefan Köhler auch wies er darauf hin, dass bis dato noch nichts beschlossen sei. Am 23. Oktober ist eine Einwohnerversammlung geplant, bei der Bürger auch weitere Vorschläge zum Uferpark einbringen können. Ebenfalls im Herbst soll es eine ausgedehnte Informationsveranstaltung für den Gemeinderat geben, die wahrscheinlich öffentlich stattfindet. Erst danach – also Anfang 2019 – wird der Rat einen Bebauungsplan auf den Weg bringen für Uferpark, Friedrichstraße und Bahnhofsplatz. Hier können Bürger erneut Vorschläge und Bedenken einbringen. Der Plan könnte dann im Herbst 2020 beschlossen werden. Die Bauarbeiten beginnen damit frühestens Ende 2020.
„Herz braucht Verjüngungskur“
Die Stimmungslage vieler Menschen im Saal brachte Gerlinde Ames ganz gut auf den Punkt: „Was für andere Städte die Altstadt ist, das ist für uns Häfler der Uferpark. Das erklärt sicher die teils emotionale Diskussion“, sagte die FDP-Rätin. „Aber auch so ein Herz braucht ab und zu eine Verjüngungskur.“