Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)
Ein bunter Querschnitt der Klarinettenliteratur
Trio Schmuck verzaubert in St. Jodokus in Immenstaad
IMMENSTAAD - Die Überschrift „Klarinetten-Zauber“für das Konzert am Sonntagabend in der klassischen Konzertreihe Immenstaad in St. Jodokus hat nicht zu viel versprochen. Es war ein Genuss, eine gute Stunde lang den Schwestern Sayaka und Yumi Schmuck und Sayakas Ehemann Til Renner zuzuhören.
Für die Geschwister war es eine Freude, aus Hannover und Bremerhaven ins Elternhaus nach Bad Waldsee zurückzukehren und ein Konzert in der Heimat zu geben. Das Klarinettentrio um Sayaka Schmuck spielt in verschiedenen Besetzungen, immer aber in der Kombination von zwei Klarinetten mit einem Bassetthorn, wie für Dvorák und Mozart zu hören, oder mit einer Bassklarinette, die vom Barock bis zum Jazz die besondere Klangkombination ergab. Schön, dass Sayaka Schmuck auch die ausgewählten Stücke moderierte und zugleich einiges über die Klarinetten-Familie erzählte. Ein Genuss war das souveräne, bestens aufeinander eingestimmte Spiel der Musiker aus namhaften Orchestern, die zugleich ihre Freude an der Kammermusik haben und die Stücke für ihre ungewöhnliche Besetzung arrangieren.
Schwungvoll war der Auftakt mit zwei Slawischen Tänzen von Antonin Dvorák, keck, lockend und genießerisch dargeboten und vom dunkel gefärbten Partner am Bassetthorn untermalt. In Zeiten ohne Tonaufnahmen sind neue Opern als „Taschenversion“für Harmoniemusik bearbeitet worden, um die Werke unters Volk zu bringen. Und tatsächlich wollte man gleich mitsingen, wenn die Klarinetten sich mit Cherubinos Arie „Voi che sapete“oder Don Giovannis verführerischer Arie „Reich mir die Hand, mein Leben“ins Herz schmeichelten.
Wechsel der Instrumente
Nach diesem ersten Teil wechselte Til Renner vom Bassetthorn zur Klarinette und Yumi Schmuck griff dafür zur Bassklarinette. Zusammen breiteten die drei Musiker die ganze Vielfalt des Instruments aus, das der menschlichen Stimme am nächsten komme. Keine Stimmung, die die Klarinette nicht ausmalen könnte, von innigster Zärtlichkeit bis zu feurigem Überschwang, zu grellen Dissonanzen. Wunderschöne sakrale Stimmung verbreitete die Bearbeitung des Chorals „Ein feste Burg ist unser Gott“, große Ruhe und Wohlklang Schumanns „Träumerei“. Bis ins Pianissimo reichte die Interpretation einer Arie aus Händels Oper Rinaldo“, war’s Zärtlichkeit, war’s Klage?
Dann ein sinnlicher Schwenk zu Piazzollas Tango Nuevo, zum „Night Club“aus der „Histoire du Tango“, und weiter ging die Fahrt über Debussys kecken „Little Negro“zu Jazzstandards und Ohrwürmern wie Henry Mancinis „Moon River“und Paul Desmonds „Take Five“. Mit dem fröhlichen „Tico Tico“und Irving Berlins „Alexander’s Ragtime Band“ging das offizielle Programm zu Ende, doch ohne Zugaben ließ man das Trio nicht los. Neue Effekte brachte ein Klezmerstück, wunderbar leise endete der Abend mit Bachs „Arioso“.