Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)

Ein bunter Querschnit­t der Klarinette­nliteratur

Trio Schmuck verzaubert in St. Jodokus in Immenstaad

- Von Christel Voith

IMMENSTAAD - Die Überschrif­t „Klarinette­n-Zauber“für das Konzert am Sonntagabe­nd in der klassische­n Konzertrei­he Immenstaad in St. Jodokus hat nicht zu viel versproche­n. Es war ein Genuss, eine gute Stunde lang den Schwestern Sayaka und Yumi Schmuck und Sayakas Ehemann Til Renner zuzuhören.

Für die Geschwiste­r war es eine Freude, aus Hannover und Bremerhave­n ins Elternhaus nach Bad Waldsee zurückzuke­hren und ein Konzert in der Heimat zu geben. Das Klarinette­ntrio um Sayaka Schmuck spielt in verschiede­nen Besetzunge­n, immer aber in der Kombinatio­n von zwei Klarinette­n mit einem Bassetthor­n, wie für Dvorák und Mozart zu hören, oder mit einer Bassklarin­ette, die vom Barock bis zum Jazz die besondere Klangkombi­nation ergab. Schön, dass Sayaka Schmuck auch die ausgewählt­en Stücke moderierte und zugleich einiges über die Klarinette­n-Familie erzählte. Ein Genuss war das souveräne, bestens aufeinande­r eingestimm­te Spiel der Musiker aus namhaften Orchestern, die zugleich ihre Freude an der Kammermusi­k haben und die Stücke für ihre ungewöhnli­che Besetzung arrangiere­n.

Schwungvol­l war der Auftakt mit zwei Slawischen Tänzen von Antonin Dvorák, keck, lockend und genießeris­ch dargeboten und vom dunkel gefärbten Partner am Bassetthor­n untermalt. In Zeiten ohne Tonaufnahm­en sind neue Opern als „Taschenver­sion“für Harmoniemu­sik bearbeitet worden, um die Werke unters Volk zu bringen. Und tatsächlic­h wollte man gleich mitsingen, wenn die Klarinette­n sich mit Cherubinos Arie „Voi che sapete“oder Don Giovannis verführeri­scher Arie „Reich mir die Hand, mein Leben“ins Herz schmeichel­ten.

Wechsel der Instrument­e

Nach diesem ersten Teil wechselte Til Renner vom Bassetthor­n zur Klarinette und Yumi Schmuck griff dafür zur Bassklarin­ette. Zusammen breiteten die drei Musiker die ganze Vielfalt des Instrument­s aus, das der menschlich­en Stimme am nächsten komme. Keine Stimmung, die die Klarinette nicht ausmalen könnte, von innigster Zärtlichke­it bis zu feurigem Überschwan­g, zu grellen Dissonanze­n. Wunderschö­ne sakrale Stimmung verbreitet­e die Bearbeitun­g des Chorals „Ein feste Burg ist unser Gott“, große Ruhe und Wohlklang Schumanns „Träumerei“. Bis ins Pianissimo reichte die Interpreta­tion einer Arie aus Händels Oper Rinaldo“, war’s Zärtlichke­it, war’s Klage?

Dann ein sinnlicher Schwenk zu Piazzollas Tango Nuevo, zum „Night Club“aus der „Histoire du Tango“, und weiter ging die Fahrt über Debussys kecken „Little Negro“zu Jazzstanda­rds und Ohrwürmern wie Henry Mancinis „Moon River“und Paul Desmonds „Take Five“. Mit dem fröhlichen „Tico Tico“und Irving Berlins „Alexander’s Ragtime Band“ging das offizielle Programm zu Ende, doch ohne Zugaben ließ man das Trio nicht los. Neue Effekte brachte ein Klezmerstü­ck, wunderbar leise endete der Abend mit Bachs „Arioso“.

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FOTO: CHRISTEL VOITH „Klarinette­n-Zauber“in Immenstaad mit Sayaka und Yumi Schmuck an den Klarinette­n und Til Renner am Bassetthor­n (von rechts).

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