Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)

Wenn Männer Fangen spielen

Jeff Tomsics ungewöhnli­cher Film „Catch Me!“beruht auf einer wahren Geschichte

- Von Stefan Rother

Männer, die sich wie große Kinder aufführen – davon wimmelt es nur so im Kino, insbesonde­re in Komödien der deftigeren Art. Aber erwachsene Menschen, die seit mehr als drei Jahrzehnte­n mit- und gegeneinan­der Fangen spielen, das ist dann doch recht ungewöhnli­ch. Umso verblüffen­der ist, dass der Film „Catch Me!“auf einer wahren Geschichte beruht: 2013 berichtete das Wall Street Journal von einer Gruppe von Schulfreun­den aus dem Bundesstaa­t Washington, die mittlerwei­le sehr unterschie­dliche Leben an quer durch die USA verstreute­n Orten führen. Für einen Monat im Jahr ist aber Tag- (so der englische Name des Spiels und Films) Saison und der Verlierer des Vorjahres setzt alles daran, dass am Ende des Spiels jemand anderes „Es“ist und elf Monate lang Hohn und Spott ertragen muss.

Der Film hält sich weitgehend an die Grundlagen der Geschichte, treibt aber erwartungs­gemäß den Irrsinnsfa­ktor stark nach oben und fügt einige Wendungen hinzu. Einer davon ist der Umstand, dass sich unter den fünf Freunden einer findet, der in den 30 Jahren bislang noch nie gefangen wurde: Jerry Pierce (Jeremy Renner). Vor allem Hoagie (Ed Helms) brennt darauf, diese Schmach endlich auszuwetze­n. So schart er (Jon Hamm), Chilli (Jake Johnson aus „New Girl“) und Kevin (Hannibal Buress) um sich. Schließlic­h tut sich dieses Jahr eine besondere Gelegenhei­t auf: Jerry heiratet – und kann sich somit nicht komplett verkrieche­n. Gemeinsam mit Hoagies nicht minder ehrgeizige­r Ehefrau Anna (Isla Fisher) kehren die Freunde an ihren Heimatort zurück, um das Blatt endgültig zu wenden …

Nicht zuletzt die Mitwirkung von Ed Helms ruft Vergleiche mit der „Hangover“-Reihe hervor, aber das Regiedebüt von Jeff Tomsic zielt in eine andere Richtung – genauer gesagt in zwei. Zum einen will der Film eine freche Komödie sein, zum anderen durchaus ernsthaft das Verhältnis der Freunde im Laufe der Jahre beleuchten. Diese beiden Motive prallen immer wieder aufeinande­r. Das schlägt sich durchaus positiv im Geschehen nieder, etwa wenn sich die Männer in einem Moment aufs äußerste bekämpfen und im anderen wieder freundscha­ftlich miteinande­r umgehen. Gerade gegen Ende gelingt der Spagat aber nicht mehr ganz so gut und einige Entscheidu­ngen der Spieler sind recht zweifelhaf­t.

Sehenswert­e Jagdszenen

Davor gibt es aber einiges Sehenswert­es, wozu vor allem die Jagdszenen zählen. Der durch Action- und Superhelde­n-Filme bekannt gewordene Renner spielt hier mit seinem Image und reagiert auf jede Situation mit geradezu übermensch­licher Präzision. Filmfans dürften zudem Spaß daran haben, Referenzen an Szenen aus „Predator“und „Rambo“zu entdecken.

Und auch wenn Frauen gemäß dem verfassten Regelwerk nicht aktiv mitmachen können, spielen sie in der Handlung eine bedeutende Rolle. Und wer nach dem Ende des Films Zweifel am Wahrheitsg­ehalt der Vorlage hat, dürfte durch den Abspann überzeugt werden: Dort gibt es einige Videos vom ursprüngli­chen Fangen-Wettstreit zu sehen.

„Catch Me!“, Regie: Jeff Tomsic, USA 2018, 100 Minuten. Mit Ed Helms, Jake Johnson, Jeremy Renner, Isla Fisher.

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FOTO: WARNER BROS Jerry (Jeremy Renner) wird von seinen ehemaligen Schulkamer­aden gejagt.

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