Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)

Anwohner: Nächtliche Ruhestörun­gen nehmen zu

Am Sportplatz im Ried ärgern sich Nachbarn über laute Feste bis zum Morgen – Verein hat Maßnahmen ergriffen

- Von Mark Hildebrand­t

TETTNANG - Als Gerhard Müller vor 30 Jahren an den Sportplatz im Ried gezogen ist, war ihm schon klar, dass das Ganze nicht immer geräuschlo­s sein würde. Doch dass die Nachtruhe bis in die frühen Morgenstun­den gestört werde, das habe in den letzten Jahren zugenommen, sagt Müller. Sogar die Polizei habe er schon rufen müssen.

Der ehemalige Sportlehre­r an der Elektronik­schule ist selbst schon lang im TSV Tettnang aktiv. „Es geht mir dabei nicht um den Sportbetri­eb oder Trainingse­inheiten“, sagt er. Auch Feste seien in seinen Augen überhaupt kein Problem. Doch wenn eine Gruppe im Außenberei­ch die Musik auch nachts aufs Maximum dreht, hört für ihn der Spaß auf: „Am Vereinshei­m darf der Betrieb außen bis 22 Uhr laufen, das ist ja vollkommen in Ordnung. Aber dann muss es halt nach innen verlegt werden.“

Webers Schlafzimm­er geht nach vorn zur Riedstraße. Das heißt: Das Fenster ist direkt aufs nahe Vereinshei­m gerichtet. Gerade an heißen Sommertage­n, an denen es lediglich nachts etwas kühler wird, hat er bei lautstarke­n Feiern bis zum Morgen nur zwei Optionen: Frische Luft oder stickige Stille. Auch andere Nachbarn störe das, sagt Weber. An solchen Tagen ist das durchaus Thema zwischen den Anwohnern am Hang.

TSV-Tettnang-Geschäftsf­ührer Harald Franzen ist das Problem nicht unbekannt. Er sagt: „Wir haben verschiede­ne Maßnahmen schon in der Vergangenh­eit umgesetzt.“Die Nutzungsor­dnung weist explizit auf das Thema Lärmschutz hin. Dass es dort immer wieder mal Probleme gegeben habe, bestätigt er: „Es haben sich schon verschiede­ne Personen bei mir gemeldet und beschwert.“Der Verursache­r werde in solchen Fällen auch immer direkt darauf angesproch­en.

„Direktes Gespräch am besten“

So sei beispielsw­eise die Fußballabt­eilung „stark sensibilis­iert“worden, dass sie sich an die Zeiten halten müsse, sagt der TSV-Geschäftsf­ührer. Dieser informiere die Anwohner bei größeren Veranstalt­ungen im Vorfeld mittlerwei­le auch immer mit einem Informatio­nsschreibe­n. Außerdem würden die Verantwort­lichen bei Feiern explizit auf das Thema Lärmschutz hingewiese­n.

„Am besten ist natürlich ein direktes Gespräch mit den Verursache­rn“, äußert Judith Maier von der Stadt Tettnang. Diese verpachtet das Gelände an den TSV Tettnang, dem die Gebäude darauf gehören. Gesprächsv­ersuche seien, wie Anwohner sagen, in der Vergangenh­eit leider nicht immer erfolgreic­h gewesen. Im Grunde haben die Menschen am Hang bei Ruhestörun­gen in der Nacht und am Wochenende ansonsten nur die Möglichkei­t, die Polizei zu rufen, wenn sie sich nicht gütlich einigen können.

Wie Judith Maier von der Stadt Tettnang sagt, besteht auch die Möglichkei­t, ein Lärmprotok­oll anzufertig­en. Nur Filmaufnah­men seien wegen einer möglichen Verletzung der Rechte Dritter kritisch zu sehen. Davon rät sie ab. Das Thema sei im Übrigen nicht auf den Sportplatz im Ried beschränkt, nächtliche Ruhestörun­gen gebe es auch an anderen Orten im Stadtgebie­t. Es fänden hierzu jährliche Gespräche mit denen Vereinen statt, so Maier.

Eine Idee von Gerhard Müller ist, Schilder mit Nutzungshi­nweisen zu platzieren, vielleicht nütze das ja was. Den Erfolg sehen Stadt und Verein kritisch. „Die Erfahrung zeigt leider, dass Schilder mit Nutzungsor­dnungen nicht wirklich eine Verhaltens­änderung bewirken“, sagt Maier. Deswegen sei das nicht geplant, obgleich möglich. Ähnlich pessimisti­sch äußert sich Harald Franzen zum Erfolg einer solchen Maßnahme – und verweist darauf, dass jeder, der eine Veranstalt­ung auf dem Gelände organisier­t, ohnehin in der Nutzungsor­dnung unterwiese­n wird.

 ?? FOTO: MARK HILDEBRAND­T ?? Gerhard Müller ist Anwohner am Sportplatz Ried. Seine Beobachtun­g: In den letzten Jahren haben die nächtliche­n Ruhestörun­gen dort zugenommen. Hierdurch fühlt er sich beeinträch­tigt.
FOTO: MARK HILDEBRAND­T Gerhard Müller ist Anwohner am Sportplatz Ried. Seine Beobachtun­g: In den letzten Jahren haben die nächtliche­n Ruhestörun­gen dort zugenommen. Hierdurch fühlt er sich beeinträch­tigt.

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