Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)
Die Lust am Rausch geht leicht zurück
FRIEDRICHSHAFEN (sz) - In Deutschland und den meisten europäischen Ländern ist Alkohol als Genussmittel kulturell fest verankert. Der Konsum von Alkohol hat jedoch auch gesundheitsgefährdendes Potenzial. Alkoholabhängigkeit ist das größte Suchtproblem in Deutschland. 1080 Menschen mussten im vergangenen Jahr in der Region Bodensee-Oberschwaben wegen einer akuten Alkoholvergiftung in ein Krankenhaus eingeliefert werden, wie eine Auswertung der AOK ergeben hat. Im Bodenseekreis waren es 239 Fälle, im Landkreis Ravensburg 535 und im Landkreis Sigmaringen 306. 2013 waren es noch 1236 Alkoholvergiftungen.
„Auch wenn die Zahlen nach wie vor zu hoch sind, ist es erfreulich, dass der Trend leicht rückläufig ist“, so Roland Beierl, Geschäftsführer der AOK Bodensee-Oberschwaben in einer Pressemitteilung der Krankenkasse.
„Komatrinken und Alkoholmissbrauch ist leider auch ein Phänomen bei Jugendlichen“, so Beierl weiter. Laut einer Studie der Weltgesundheitsorganisation (WHO) trinken Jugendliche mit etwa 13 Jahren erstmals Alkohol und erleben ihren ersten Rausch noch vor ihrem 14. Geburtstag. Ein riskanter Alkoholkonsum ist laut Robert Koch-Institut bei knapp 16 Prozent der Jugendlichen zwischen elf und 17 Jahren festzustellen, regelmäßiges Rauschtrinken bei 11,5 Prozent.
Weil Jugendliche im Umgang mit Alkohol noch unerfahren sind, ihr Körper aber noch nicht ausgereift ist, seien sie außerdem anfälliger für gravierende gesundheitliche Schäden bei einem übermäßigen Konsum, schreibt die AOK. Das Rauschtrinken stelle dabei ein besonders hohes Risiko dar.
In Bodensee-Oberschwaben wurden im vergangenen Jahr 449 Jugendliche wegen Rauschtrinken ins Krankenhaus eingeliefert – davon 74 im Bodenseekreis. Im Jahr 2013 waren es 447 Krankenhauseinweisungen (Bodenseekreis: 94).
„Bei den Auswertungen konnten nur AOK-Versicherte ermittelt werden, die sich tatsächlich in ärztlicher Behandlung befanden, die Dunkelziffer könnte höher sein“, betont AOK-Geschäftsführer Roland Beierl. „Wir fördern daher bereits seit Jahren die suchtpräventiven Projekte der kommunalen Suchtbeauftragten in den Landkreisen Ravensburg, Sigmaringen und im Bodenseekreis.“