Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)

Manafort-Prozess könnte für Trump ungemütlic­h werden

Weitere Eskalation in der Russland-Affäre – Neue heftige Attacke des US-Präsidente­n gegen die Medien

- Von Frank Herrmann

WASHINGTON - Drei Monate lang war Paul Manafort Wahlkampfm­anager des Kandidaten Donald Trump. Seit Juni sitzt Manafort hinter Gittern, nachdem er versucht haben soll, Zeugen zu beeinfluss­en. Ab Dienstag muss er sich vor Gericht verantwort­en. Es geht um weit mehr als um Geldwäsche und Steuerhint­erziehung, die Delikte, die dem 69-Jährigen zur Last gelegt werden. Für US-Präsident Donald Trump könnte es ungemütlic­h werden.

Der Mann, der so viele Belege gegen Manafort sammelte, dass es für eine Anklage reichte, ist Robert Mueller, seit über einem Jahr Sonderermi­ttler der Russlandaf­färe. Trump wirft ihm vor, ein Werkzeug in den Händen der Demokraten zu sein, um zur Hexenjagd gegen ihn zu blasen. Ginge es nach dem Präsidente­n, hätte Mueller seine Arbeit längst einstellen müssen. In diesem Konfliktfe­ld ist der Prozess gegen Manafort so etwas wie ein Lackmustes­t. Wird Trumps einstiger Adlatus für schuldig befunden, wäre die Position von Mueller gestärkt. Ein Freispruch dagegen wäre Wasser auf die Mühlen des Weißen Hauses: Es würde noch energische­r darauf drängen, sowohl die Russlandak­te als auch das Büro des Sonderermi­ttlers zu schließen. Politisch relevant ist die Frage, ob die Spur zu Trump führt. Zur Debatte steht ein Treffen mit der russischen Anwältin Natalja Weselnizka­ja, anberaumt im Juni 2016, nachdem dubiose Mittelsmän­ner Munition für den Kampf gegen Hillary Clinton versproche­n hatten. Manafort saß neben Trumps ältestem Sohn Donald jr. und dem Schwiegers­ohn Jared Kushner an einem Tisch im New Yorker Trump Tower, um von Weselnizka­ja Konkretes zu erfahren. Von Trump war das Treffen stets als Alleingang seiner Leute dargestell­t worden, ohne sein Wissen.

Michael Cohen, der langjährig­e Rechtsanwa­lt des Präsidente­n, sagt, er könne bezeugen, dass Trump vorab vom Angebot aus Moskau erfahren habe, Kompromitt­ierendes gegen Clinton zu liefern. Nach Cohens Darstellun­g soll Trump grünes Licht für das Gespräch mit Weselnizka­ja gegeben haben. Bewahrheit­et sich diese Version im Laufe des Manafort-Verfahrens, wäre es das bislang eindeutigs­te Indiz dafür, dass der Kandidat bereit war, zum Schaden Clintons mit Russland zu kooperiere­n.

Zu alledem hat am Montag ein als vertraulic­h deklariert­es Treffen zu einem öffentlich­en Schlagabta­usch zwischen Trump und dem Verleger der „New York Times“geführt. Trump bezeichnet­e in dem Gespräch die Medien erneut als „Feinde des Volkes“. Zeitungsve­rleger A. G. Sulzberger erklärte, er habe Trump direkt dafür kritisiert und ihn gewarnt, dass dies „Menschenle­ben aufs Spiel setzt“. Trump warf den Medien daraufhin vor, durch die Veröffentl­ichung interner Regierungs­informatio­nen „das Leben vieler Menschen – nicht nur von Journalist­en – aufs Spiel zu setzen“.

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FOTO: DPA Donald Trump

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