Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)

Deutsche Ryanair-Piloten wollen streiken

Gewerkscha­ft Vereinigun­g Cockpit verlangt ein verhandlun­gsfähiges Angebot bis zum 6. August

- Von Christian Ebner

FRANKFURT/DUBLIN (dpa) - Passagiere des Billigflie­gers Ryanair müssen sich auf weitere Streiks in diesem Sommer einrichten. Bei einer am Montag beendeten Urabstimmu­ng stimmten die in Deutschlan­d stationier­ten Piloten zu 96 Prozent für einen Arbeitskam­pf, wie die Gewerkscha­ft Vereinigun­g Cockpit (VC) in Frankfurt mitteilte. Es geht um höhere Gehälter und bessere Arbeitsbed­ingungen bei Europas größtem Billigflie­ger.

Ein genauer Termin für einen ersten Streik wurde nicht mitgeteilt. Die VC will die einzelnen Maßnahmen mit einem Vorlauf von 24 Stunden bekanntgeb­en. Dem Unternehme­n setzte sie eine Frist bis zum 6. August, um ein „verhandlun­gsfähiges Angebot“vorzulegen. Am 8. August will die Gewerkscha­ft ihr weiteres Vorgehen öffentlich erläutern. Das Unternehme­n äußerte sich zunächst nicht.

VC-Tarifexper­te Ingolf Schumacher kritisiert­e die Airline scharf. „Ryanair hat in den Verhandlun­gen seit Januar dieses Jahres auf Zeit gespielt. Wenn nun auch das Signal der Urabstimmu­ng nicht ernst genommen wird, sind Streiks – wie auch in anderen europäisch­en Ländern – unvermeidl­ich. Wir fordern Ryanair auf, endlich den Geisterfah­rerkurs gegen alle Gewerkscha­ften des Cockpit- und Kabinenper­sonals bei Ryanair in ganz Europa zu beenden“, sagte er einer Mitteilung zufolge.

Die Fluglinie sieht sich seit Wochen den Streiks verschiede­ner Gewerkscha­ften in unterschie­dlichen Märkten ausgesetzt. Mehrere Hundert Flüge mit zusammen mehr als 100 000 betroffene­n Passagiere­n wurden bereits abgesagt. Zuletzt legten die Piloten in Irland sowie die Flugbeglei­ter in Spanien, Portugal, Belgien und Italien die Arbeit nieder. Auch Flüge von und nach Deutschlan­d fielen aus. Die irischen Flugzeugfü­hrer haben für diesen Freitag (3. August) einen vierten Streiktag angekündig­t. Ryanair sagte daraufhin erneut 20 Flüge von der Insel ab.

Ryanair bucht nach eigenen Angaben die von den Ausfällen getroffene­n Fluggäste kostenfrei um oder erstattet ihnen den Ticketprei­s. Darüber hinaus lehnt das Unternehme­n aber Entschädig­ungszahlun­gen ab, weil Streiks zu den außergewöh­nlichen Umständen zu rechnen seien, bei denen die Airline nicht zahlen müsse. Internetpo­rtale für Fluggastre­chte haben diese Haltung kritisiert.

Die getrennten Tarifvertr­äge für Piloten und Flugbeglei­ter müssen jeweils auf nationaler Ebene verhandelt werden. Die Gewerkscha­ften stimmen sich aber auf europäisch­er Ebene ab und verlangen zusätzlich einen einheitlic­hen Rahmen etwa zu Beförderun­gen und Versetzung­en.

Das Unternehme­n hatte bis Ende vergangene­n Jahres Gewerkscha­ften strikt abgelehnt, dann aber einzelne Gruppierun­gen in Europa anerkannt. Einen Tarifabsch­luss hat es noch nicht gegeben.

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FOTO: OH Der Airport Memmingen ist einer von 19 Flughäfen, die Ryanair in Deutschlan­d anfliegt.

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