Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)

Super-Sommer und höhere Preise retten Brauereien das Geschäft

Langfristi­ger Trend jedoch intakt: Bierabsatz im vergangene­n Jahr der schlechtes­te seit der Wiedervere­inigung

- Von Christian Ebner

WIESBADEN (dpa) - Wenigstens die Brauer jammern nicht über die Hitze: Das weitgehend trockene und heiße Sommerwett­er hat den Absatz von Bier in Deutschlan­d im ersten Halbjahr 2018 angetriebe­n. Die produziert­e Menge stieg im Vergleich zum Vorjahresz­eitraum um 0,6 Prozent auf 47,1 Millionen Hektoliter, wie das Statistisc­he Bundesamt am Montag mitteilte. Daran änderte auch die aus Sicht der deutschen Nationalma­nnschaft verpatzte FußballWM wenig.

„Letztlich ist das Sommerwett­er für den Bierabsatz entscheide­nder – und das spielt in diesem Jahr mit“, erklärte der Deutsche Brauer-Bund. Vor diesem Hintergrun­d blickten die Unternehme­n weiterhin optimistis­ch auf das laufende Geschäftsj­ahr.

Dazu dürften auch die höheren Preise beitragen, die die Branche seit dem Jahresbegi­nn im Handel durchgeset­zt hat. Im Juni mussten die Biertrinke­r im Schnitt 4,1 Prozent mehr bezahlen als ein Jahr zuvor, haben die Testkäufer des Statistika­mtes festgestel­lt. Nach jüngsten, im Fachmagazi­n „Inside“veröffentl­ichten Marktzahle­n zog der Umsatz inklusive der alkoholfre­ien Sorten infolge der Preiserhöh­ungen um 5,9 Prozent an. Besondere Steigerung­en von 25 Prozent gab es beim Radler.

Der Absatz im Inland stieg im ersten Halbjahr um 0,5 Prozent auf 38,5 Millionen Hektoliter. Der Export legte ebenfalls zu, wobei die Ausfuhren in Länder außerhalb der EU die Verluste in Europa mehr als ausglichen. Biermischu­ngen mit Limonade, Cola, Fruchtsäft­en und anderen alkoholfre­ien Zusätzen machten mit 2,2 Millionen Hektoliter­n knappe 5 Prozent des gesamten Absatzes aus.

Noch besser liefen die alkoholfre­ien Sorten, die laut dem BrauerBund auch im laufenden Jahr sehr stark nachgefrag­t werden. Sie sind allerdings nicht Teil der amtlichen Statistik über die Biersteuer, so dass es hierbei noch keine genauen Angaben zum Absatz gibt.

Auch ein Super-Sommer rettet die Brauereien jedoch nicht vor dem langfristi­gen Trend, dass die Menschen in Deutschlan­d ein höheres Durchschni­ttalter haben und daher weniger Bier trinken. Das nun herangezog­ene Vergleichj­ahr 2017 war mit 93,5 Millionen Hektoliter­n Bierabsatz das schlechtes­te seit der Wiedervere­inigung. Seit 1993 ist der Inlandsabs­atz um über ein Viertel eingebroch­en und konnte auch vom stark gewachsene­n Auslandsge­schäft nicht ausgeglich­en werden.

Dem Branchendi­enst „Inside“zufolge waren die ersten Preiserhöh­ungen nach vier Jahren wegen stark gestiegene­r Kosten für Strom, Personal und Logistik überfällig. Lockvogelp­reise von unter zehn Euro für einen Kasten Bier wird es daher seltener geben. Große und kleine Braustätte­n bieten zudem ein immer weiter gefächerte­s Sortiment an, denn die verblieben­en Bierfreund­e greifen für Spezialitä­ten und handwerkli­ch gefertigte Sorten – sogenannte CraftBiere – tiefer in die Tasche.

„Brauereien mussten teilweise sogar Sonderschi­chten fahren, um genügend Getränke an den Handel und die Gastronomi­e liefern zu können“, berichtet der Brauer-Bund. „Auch die in einigen Regionen Deutschlan­ds akute Leergut-Knappheit ist eine Folge der anhaltend hohen Nachfrage seit Beginn des Sommers.“

Dass eine Steigerung um 0,6 Prozent auf ein schwaches Jahr einzelne Brauereien bereits an die Grenze ihrer Kapazitäte­n bringt, zeigt aber auch, wie knapp die Etats beispielsw­eise für Leergut sind. Bundesweit sind laut Schätzunge­n rund 180 Millionen Mehrweg-Bierkästen im Einsatz.

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FOTO: DPA Im Juni mussten Biertrinke­r im Schnitt 4,1 Prozent mehr bezahlen als ein Jahr zuvor.

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