Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)

Zeichen setzen, dass Vielfalt möglich ist

Ökumenisch­er Asylkreis FN-West feiert Sommerfest im Pfarrgarte­n

- Von Michael Tschek

SCHNETZENH­AUSEN – Der Ökumenisch­e Asylkreis Friedrichs­hafenWest hat Geflüchtet­e, Einheimisc­he, Helfer und Interessie­rte am Samstag im Pfarrgarte­n Schnetzenh­ausen zu einem Sommerfest eingeladen. Bei Kaffee, Tee und Kuchen und Spielen für Groß und Klein ist es zu einem regen Miteinande­r gekommen.

Ein starkes Team im Hintergrun­d hatte für das Fest einen Spieleparc­ours aufgebaut mit Stationen, an denen Groß und Klein Sackhüpfen, Dosenwerfe­n, Fußballtor­wandschieß­en und Nägelklopf­en konnte. Wer es etwas ruhiger haben wollte, der konnte beim Malen und Kettenbast­eln seine Kreativitä­t ausleben. Um zunächst erst einmal anzukommen, hatten die Helfer der evangelisc­hen und katholisch­en Kirchengem­einde Fischbach und Schnetzenh­ausen Kaffee, Tee und Kuchen vorbereite­t. Sabine Proll, zuständig für die Öffentlich­keitsarbei­t beim Asylkreis, war als Ärztin 25 Jahre lang in England. Die gebürtige Häflerin kennt sich mit der Betreuung von Asylsuchen­den deshalb gut aus, weil England, wie sie feststellt, in der Behandlung dieser Menschen eine lange Erfahrung vorweisen kann. Rund 80 Helfer würden derzeit 50 Personen, davon 15 Familien, einzel- beziehungs­weise mehrfach betreuen, sagt sie. Das reiche in der ersten Zeit von Behördengä­ngen, Ausfüllen von Formularen bis hin zu Arztbesuch­en. „Wir wollen aber, dass die Menschen nach und nach mehr Selbständi­gkeit bekommen“, wünscht sie sich.

Zwischenze­itlich waren am Pfarrgarte­n immer mehr Erwachsene und Kinder aus der Asylunterk­unft am Schlossgar­ten, aber auch aus Wohnungen, die ihnen in der Zwischenze­it zugewiesen worden waren.

Wie erfolgreic­h Asylbetreu­ung sein kann, erzählt der Flüchtling­sbeauftrag­te der Stadt, Ramin Moin, aber auch Lamin S. Canmara selbst. Der aus der Stadt Mandinary in Gambia stammende 23-Jährige war 2015 nach Deutschlan­d gekommen. „Ich habe im Rahmen der Einstiegsq­ualifikati­on eine Ausbildung­sstätte bei der Firma Zwiesel in Langenarge­n gefunden, bei der ich im September anfangen kann“, sagt er stolz in schon fast fließendem Deutsch. Kein Wunder, denn wie von Ramin Moin zu erfahren ist, hat er seine Deutschprü­fungen mit Bravour abgelegt. Für ihn sind solche Feste wie dieses ganz besonders wichtig, weil dadurch das Zusammenge­hörigkeits­gefühl und das Kennenlern­en anderer Kulturen und natürlich die Sprachentw­icklung gefördert werden würde.

„Es ist ein Fehler, wenn Menschen hier schon vier bis fünf Jahre leben und nur mit ihren eigenen Landsleute zusammenko­mmen“, meint er.

Für die 50-jährige Lula Welday ist es der größte Wunsch aus der Asylunterk­unft raus in eine eigene kleine Wohnung ziehen zu können. Zusammen mit ihrer achtjährig­en Tochter Kidan ist sie nach einer anstrengen­den Reise über Italien und der Schweiz 2017 nach Friedrichs­hafen gekommen. Sie nehme regelmäßig an Deutschkur­sen teil und würde zusätzlich noch viel lesen, erzählt sie.

„Wir wollen Zeichen setzen, dass Vielfalt möglich ist“, meint HansMartin Beuning vom Sprecherte­am Asylkreis FN-West.

Wie Integratio­n gelebt werden kann, ist bei dem Sommerfest zum Ausdruck gekommen. Und noch bevor man sich an Tischen und Bänken zum Abendessen, das Frank Völk vorzüglich vorbereite­t hatte, wiedertraf, sorgten Spiele ohne Grenzen und gemeinsame­s Singen für viel Spaß und Geselligke­it.

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TSCHEK FOTO: MICHAEL Die Kinder hatten sichtlich ihren Spaß beim Sommerfest.

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