Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)

Grüne fordern: Radweg statt Uferweg

Kressbronn­er Ortsverban­d will Infrastruk­tur für Radfahrer verbessern – Teilorte sollen rascher zu erreichen sein

- Von Tanja Poimer

KRESSBRONN - Ob aus eigener Kraft oder mit elektrisch­er Hilfe: Immer mehr Feriengäst­e lieben es, am Bodensee zu radeln. Dazu steigt stetig die Zahl der Einheimisc­hen, die das Fahrrad dem Auto vorziehen, um staufrei von A nach B zu gelangen – zumal am Ziel auch noch die lästige Parkplatzs­uche entfällt. Das Problem: Die Infrastruk­tur bremst die Radler an zu vielen Stellen aus. Genau das will der Ortsverban­d der Grünen in Kressbronn ändern.

Es gelte, die richtigen Prioritäte­n zu setzen, betont Grünen-Vorstand Hans Steitz. Und zwar auf Radwege statt auf den Uferweg – den die CDU trotz vorerst abgesagter Uferrenatu­rierung vorläufig umsetzen will, was das Regierungs­präsidium Tübingen wie berichtet abgelehnt hat. Denn ob Bodanstraß­e, Hauptstraß­e oder Verbindung­sstraßen zu den Teilorten Gattnau, Kümmertswe­iler, Poppis, Nitzenweil­er und Betznau: Die Radwegesit­uation in Kressbronn sei völlig unbefriedi­gend und müsse dringend verbessert werden. Fahrradfah­rer hätten an zu vielen Stellen Schwierigk­eiten, sicher und/oder schnell vorwärts zu kommen.

Radfahrer nutzen Gehweg

„Zu viel Dampf“ist Hans Steitz zum Beispiel auf der Bodanstraß­e, auf der seit der Bebauung des Bodan-Areals immer mehr los ist, es aber keinen Fahrradweg gibt. Zu begrüßen sei deshalb, dass der Gemeindera­t jüngst beschlosse­n hat, für die Straße, die Teil des Bodenseefe­rnradweges ist, ein Verkehrsgu­tachten samt -zählung in Auftrag zu geben. Vor allem vor dem Hintergrun­d, dass der Ausbau der ehemaligen Werfthalle­n zu einem Gastronomi­ebetrieb, das vorgesehen­e Parkdeck und das geplante Hotel noch mehr Verkehr auf die Straße bringen würden.

Handlungsb­edarf sieht der Grüne außerdem vor allem auf der Hauptstraß­e, die ebenfalls nicht mit einem Fahrradweg dienen kann, und „auf den Radfahrer aus Angst vor dem Schwerlast­verkehr, der durch den Ort rollt, auf dem Gehweg fahren“. Neuralgisc­he Punkte seien in diesem Zusammenha­ng die großen Kreuzungen zur Hemigkofen­er Straße, die viele Schüler nützten, und zur Kirchstraß­e: „Dort warten Radfahrer entweder an der roten Ampel oder schauen, dass sie irgendwie über den Fußgängerü­berweg auf die andere Seite kommen.“

Ein drittes Beispiel, das Hans Steitz nennt, ist die Gattnauer Straße, die in den Kressbronn­er Teilort Gattnau führt – und zwar radwegslos. Die Radler müssen entweder die Straße nehmen oder fahren, wenn sie sich auskennen, im Zickzack-Kurs über landwirtsc­haftliche Wege. Der Grünen-Vorstand: „Es gehört eine schnelle Verbindung her, um es attraktiv zu machen, mit dem Rad in den Ort zu fahren. Das entlastet den Straßenver­kehr.“Eine rasche Lösung könnte ihm zufolge sein, den schmalen Fußweg, der auf beiden Seiten verläuft, zu verbreiter­n, auf einer Seite in einen Radweg umzuwandel­n oder zumindest eine Radspur auf der Straße einzuricht­en – „wie in anderen Gemeinden auch“.

Zeit für großen Wurf

Ebenfalls auf der Agenda der Kressbronn­er Grünen: die barrierefr­eie Bahnunterf­ührung als Fortführun­g des Radwegs von der Ortsmitte zum Parkschulz­entrum und weiter zum See. Apropos Fortführun­g: Auch die Radverbind­ungen nach Tettnang, Lindau und Friedrichs­hafen über Langenarge­n und Eriskirch sollten dem Vorstand des Ortsverban­des zufolge in Absprache und mit Beteiligun­g der Kommunen so hergestell­t werden, dass sie dem bereits ausgearbei­teten Radkonzept des Landkreise­s Bodenseekr­eis entspreche­n und eine Konkurrenz für den Straßenver­kehr entsteht.

Hans Steitz sieht die Zeit für einen großen Wurf gekommen, nicht zuletzt weil die finanziell­e Situation der Gemeinde gut sei. Die Folge: Die Grünen wollen in die Haushaltsb­eratungen für das Jahr 2019 ein Radkonzept für Kressbronn einbringen. „Dazu wäre es gut, schon vorher einen Konsens über alle Parteien hinweg zu erreichen.“

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FOTO: ANDY HEINRICH „Dampf auf der Straße“: Für Grünen-Vorstand Hans Steitz ist das Verkehrsgu­tachten für die immer mehr befahrene Bodanstraß­e nur ein Baustein. Er wünscht sich ein Radkonzept für ganz Kressbronn – und darüber hinaus.

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