Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)
Max Giesinger singt „Oh Tettnang – so schee“
Der Musiker kommt beim Familienabend vor dem Schloss bestens an
- Bei bestem Sommerfestival-Wetter ist der Tettnanger Schlosspark am Sonntagabend mit über 3600 Zuschauern gut gefüllt gewesen. In Familien-Atmosphäre haben Max Giesinger und Band das Publikum mit Songs zum Mitsingen bestens unterhalten.
Nerviger Auftakt und Schluss
Insgesamt kaum Missklänge, dafür überzeugend: Chris, ein bemühter Playback-Künstler, als Support-Act zu Beginn. Danach folgt eine lange Pause mit dröhnenden Sphärenklängen vor verhängter Bühne, das sollte wohl Spannung erzeugen. Statt einer Zugabe einen alten US-Top-100-Hit zum Abschied zu spielen und dabei noch Fan-Souvenirs zu verteilen, ist eher schwer zu verstehen. Das Publikum hat es aber nicht wirklich gestört.
Das Publikum
Eine erstaunliche Zahl junger Menschen, viele Fünf- bis Zehnjährige auf Papas oder Mamas Schultern. Selbst die Jüngsten konnten mitsingen, was sie auch fleißig taten. Auch anderes, vorwiegend jüngeres Publikum mit Ohrenschutz war vor Ort. Es blieb friedlich, familiär und ein wenig wirkten die Teilnehmer wie eine verschworene Fan-Gemeinschaft.
Der Star des Abends
Max Giesinger ist immer vorne dabei und kann nachweislich singen. Das Publikum kommt wegen ihm. Nur der Vollständigkeit halber: Zahlreiche nationale Preise als Newcomer hat er bereits gewonnen – auch international mit dem MTV Europe Music Award. Seine TV-Präsenz bei „The Voice of Germany“mit einem vierten Platz bis zur aktuellen Teilnahme als Juror bei „The Voice Kids“machten Giesinger zum Star.
Die Geschichten
Der Ruhm kommt nicht von ungefähr – und mit Durststrecken, das erzählt der sympathisch wirkende Sänger auch mit seinen Geschichten zwischen den Songs. „Vor vier Jahren waren gerade mal 14 Zuschauer in Bochum“, ist ein Satz von ihm, „das wäre hier nur ein kleiner Teil der ersten Reihe“. Sein erstes Album habe er mit Crowdfunding finanziert. Ein wenig sinniert er auch über das Leben und das Alter. „Immerhin werde ich dieses Jahr 30“, sagte der Musiker.
Das Lokalkolorit
„Tettnang ist toll“oder im Mannheimer Sprachklang „Isch schee“, sagt er ein ums andere Mal. Begeisterung auch für den Bodensee, denn am Nachmittag sei er in Kressbronn beim Baden gewesen. Im August habe er noch fünf Tage Urlaub – und suche noch ein WG-Zimmer oder ein Haus am See. Schließlich habe er auch drei Zeppeline gesehen – seine Frage: „Bringen die Glück?“
Und überhaupt: „Das müssen wir unbedingt wiederholen“, gerne wöchentlich – oder wenigstens jährlich, verspricht Giesinger zur Begeisterung des Publikums.
Spiele, Moves und Show
Das Standardprogramm beherrscht Giesinger, vom Klatschen bis zur Handy-Illumination, früher mit dem Feuerzeug praktiziert. Dazu scheut er das Bad in der Menge nicht, denn das nimmt er am Anfang und zwischendrin mit Begeisterung – zur Begeisterung des Publikums. Viel Bewegung lässt Giesinger sehen, er wirkt energetisch und dynamisch. Gern lädt er auch den Nachwuchs auf die Bühne ein. Mit dem Salemer Nachwuchstalent Phil Siedenburg singt er einen Titel – und auch für die Zugabe dürfen drei Kinder aus dem Publikum mitträllern. Natürlich mit dabei: eine nicht überbordende Light-Show und zum Abschluss eine Konfetti-Kanone.
Die Songs
Max Giesinger spielte überwiegend die bekannteren Songs, wie „Unser Sommer“, „Wenn sie tanzt“, „Legenden“oder aus dem neuen Album, das im Herbst erscheinen soll, „Die Reise“. Gleich in drei Variationen gab es als Zugabe den Song „80 Millionen“, eine davon durfte das Publikum selbst singen.
Auch beim vierten Konzert des Schlossgarten Open Airs mochten offensichtlich Künstler und Gäste die Festival-Atmosphäre im Schlosspark sehr – und wünschen sich mehr davon.