Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)

Glückliche Verliereri­n wird glückliche Gewinnerin

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MOSKAU (SID) - Julia Görges kann nun immerhin sagen, sie habe beim Turnier in Moskau gegen die spätere Siegerin verloren. Und die 500 Zuschauer neulich beim Endspiel in Versmold im Kreis Gütersloh wissen jetzt im Nachhinein, dass Laura Siegemund nicht einer x-beliebigen 17-Jährigen unterlegen war. Denn besiegt wurden die beiden Deutschen von Olga Danilovic: Seit Sonntag ist die Serbin der erste Lucky Loser, der ein WTA-Tennisturn­ier gewann. Außerdem ist sie die erste Siegerin, die in den 2000er-Jahren geboren wurde.

Lucky Loser scheitern in der Regel in der letzten Runde der Qualifikat­ion für das Hauptfeld eines Turniers, meist sind sie bald danach auf dem Heimweg. Olga Danilovic schlendert­e nach ihrer Niederlage gegen die Spanierin Paula Badosa Gibert gerade mit ihrer Mutter über den Roten Platz in Moskau, als ihr Coach Juan Lizariturr­y anrief: „Komm zurück!“– „Warum? Ich habe verloren, ich fliege morgen nach Hause.“– „Du spielst morgen!“

Olga Danilovic, Nummer 187 der Weltrangli­ste, stand also als Lucky Loser im Hauptfeld. Und gewann: Erst gegen Anna Karolina Schmiedlov­a (Slowakei/83. der Weltrangli­ste), danach gegen Kaia Kanepi (Estland/49.), im Viertelfin­ale gegen die an Nummer 1 gesetzte Titelverte­idigerin Görges (10.), im Halbfinale gegen Alexandra Sasnowitsc­h (Weißrussla­nd/42.) und schließlic­h 7:5, 6:7 (1:7), 6:4 gegen Anastasia Potapowa. Die Russin war als 204. der Weltrangli­ste noch die vermeintli­ch leichteste Gegnerin.

Was den Bekannthei­tsgrad angeht, tastet sich Olga Danilovic damit an ihren Vater Predrag, genannt „Sascha“, heran. Der war in den 1990er-Jahren einer der besten europäisch­en Basketball­er. Auch Mutter Svetlana ist in Serbien nicht unbekannt: Sie arbeitet als Sportrepor­terin beim Sender RTS.

Tatsächlic­h hatte Olga Danilovic schon zuvor Turniere gewonnen – vier an der Zahl, allerdings alle unterklass­ig. Zwei Wochen vor dem Coup in Moskau etwa besiegte sie im Finale der Reinert Open in Versmold in drei Sätzen Laura Siegemund. Ihr Preisgeld: 9119 Dollar. Durch den Sieg in Moskau schoss Olga Danilovic in der Weltrangli­ste nun mal eben auf Rang 112. Außerdem ist sie jetzt um 163 265 Dollar Preisgeld reicher. Dafür lässt frau gern mal einen Flug sausen.

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FOTO: IMAGO Ein Loser, der richtig „lucky“gewesen ist: Olga Danilovic.

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