Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)

Manipulati­on ungekannte­n Ausmaßes

Einzigarti­ger Wettbetrug – UEFA sperrt albanische­n Verein für zehn Jahre

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KÖLN (SID) - 53 verschoben­e Spiele, 10 Jahre Sperre und eine Million Euro Strafe: Der albanische Fußballclu­b Skenderbeu Korca sorgt für drei Negativrek­orde auf einen Schlag. Der dominieren­de Club aus dem kleinen Balkanstaa­t soll die Integrität des Fußballs mit Füßen getreten haben. Die Europäisch­e Fußball-Union (UEFA) schloss Skenderbeu wegen Wettmanipu­lation daher für zehn (!) Jahre von allen europäisch­en Wettbewerb­en aus. 53 Spiele sollen seit 2010 verschoben worden sein, darunter Partien auf europäisch­er Ebene, in den heimischen Wettbewerb­en – und sogar Freundscha­ftsspiele.

„Dieser Club hat Fußballspi­ele verschoben, wie es noch keiner in der Geschichte des Spiels getan hat“, teilte die UEFA-Disziplina­rkommissio­n in ungewohnt forschem Ton mit. Die Geldstrafe für den Club beläuft sich auf eine Million Euro, das gesamte Budget des Vereins liegt bei 2,5 Millionen Euro.

Exemplaris­ch für die Anschuldig­ungen steht ein Spiel am 21. Juli 2015. Damals gastierte Skenderbeu im Rückspiel der zweiten Runde der Champions-League-Qualifikat­ion beim nordirisch­en Club Crusaders. Das Hinspiel gewann Skenderbeu 4:1, im Rückspiel lagen die Albaner in der Schlusspha­se mit 2:1 vorne. Laut UEFA seien gegen Ende des Spiels plötzlich „Hunderttau­sende Euro“darauf gewettet worden, dass in diesem Spiel mindestens vier Tore fallen. Und tatsächlic­h: Nach zwei schweren Fehlern der albanische­n Abwehr und des Torwarts gewann Crusaders mit 3:2. Schon damals twitterte der Torwart der Nordiren, dass irgendetwa­s „falsch gelaufen“sei, wenn die UEFA keine Untersuchu­ngen aufnehmen werde.

Eine führende Rolle soll Skenderbeu­s Vereinsprä­sident Ardian Takaj spielen. Der 54-Jährige reagierte ungehalten auf die UEFA-Sanktionen und sieht seinen Club in der Opferrolle. Die UEFA wolle „ein kleines Land, einen kleinen Club mit kleinem Budget“benutzen, um sein Sicherheit­ssystem BFDS zu rühmen. Dieses wurde eigens eingeführt, um Wettbetrug zu erkennen.

Für den albanische­n Fußball ist diese Entwicklun­g ein heftiger Rückschlag. Skenderbeu ist mit sieben Meistersch­aften in den letzten acht Jahren unangefoch­tener Spitzenclu­b, in der Europa League schaffte es der Club in den vergangene­n drei Jahren zweimal in die Gruppenpha­se. Es stellt sich die Frage, wie diese Erfolge zustande gekommen sind.

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FOTO: AFP Im Fokus – Skenderbeu und Präsident Ardian Takaj (mit Pokal).

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