Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)

Kritik an OB Andreas Brand

Mainzer Journalist fordert „neue Debatte über die Präsentati­on“und berichtet von „unmoralisc­hem Angebot“

- Von Martin Hennings

Angeblich pikante Details zum Ringen zwischen Rathaus und Dornier.

FRIEDRICHS­HAFEN - Flieger geholt, Ankunft gefeiert, Flieger eingemotte­t, Museumserö­ffnung verschoben – es ist still geworden um die „Landshut“. Einem der Treiber des Projekts, dem Mainzer Journalist­en Martin Rupps, gefällt das gar nicht. Er fordert „eine neue Debatte“und enthüllt angeblich pikante Details zum Ringen zwischen Rathaus und der Familie Dornier.

„Ich sehe strukturel­le Probleme, die das Projekt ohne Not verzögern“, sagt Rupps. Deshalb hat er sich in einem Interview mit der Allgemeine­n Zeitung, die in Mainz erscheint, an die Öffentlich­keit gewandt. Der 53jährige SWR-Journalist ist in Sachen „Landshut“nicht irgendwer. Er befasst sich seit Jahren mit der Entführung des Flugzeugs durch Linksextre­misten und seiner Befreiung durch die GSG 9 im Jahr 1977, mit dem Terror der RAF und der Reaktion des Staates darauf. Er steckt maßgeblich hinter der Entscheidu­ng der Bundesregi­erung, das Flugzeugwr­ack aus Brasilien nach Deutschlan­d zu holen und im Dornier-Museum auszustell­en. Derzeit offiziell geplanter Eröffnungs­termin: Oktober 2020. Investitio­nskosten: zehn Millionen Euro. Rupps sitzt im siebenköpf­igen wissenscha­ftlichen Beirat für die „Landshut“-Ausstellun­g, über deren mögliches Konzept bislang nichts Konkretes bekannt ist.

Wunschschi­rmherr Gabriel

„Wir brauchen eine neue Debatte um die Präsentati­on der ,Landshut’“, sagt der Journalist auf Nachfrage der SZ. Im Interview mit der Allgemeine­n Zeitung fordert er ein Konzept für Wechselaus­stellungen, um dauerhaft Besucher anzulocken. Er wünscht sich ein wissenscha­ftliches Institut für Terrorismu­sforschung, ein Institut für Politikber­atung und einen Ort für wissenscha­ftliche Kongresse. Der ideale Schirmherr der Ausstellun­g sei Ex-Außenminis­ter Sigmar Gabriel (SPD), der die „Landshut“zurückgeho­lt habe.

Kritik übt Rupps an Rathaus und Gemeindera­t, die immer betont haben, dass die Ausstellun­g rund um den RAF-Terror keine kommunale, sondern eine nationale Aufgabe sei. Im Interview behauptet Rupps, Oberbürger­meister Andreas Brand habe David Dornier, dem Leiter der Dornier-Museums, „ein unmoralisc­hes Angebot“gemacht: Demnach soll er eine Beteiligun­g der Stadt an den Verlusten des Hauses in Aussicht gestellt haben für den Fall, dass das Dornier-Museum Teil des Zeppelin-Museums werde und seinen Standort aufgebe. Aus dem Gebäude am Flughafen habe Brand „ein Kulturzent­rum“machen wollen. Gegenüber der Schwäbisch­en Zeitung legt Rupps nach und behauptet, der OB habe Dorniers die Wiese abkaufen wollen, auf der jetzt der „Landshut“Hangar geplant ist - und zwar vor Bekanntwer­den der Pläne. Wenn das stimmen würde, hätte so ein Deal die Entwicklun­gsmöglichk­eiten des Museums erschwert. David Dornier, so die Interpreta­tion des Mainzer Journalist­en, habe sich mit dem Engagement in Sachen „Landshut“bei der Stadt „revanchier­t“.

„Offensicht­lich Spekulatio­nen“

Das Dornier-Museum wollte die Aussagen Rupps’ bislang nicht kommentier­en. Auch das Rathaus blieb in einer schriftlic­hen Reaktion schmallipp­ig: „Hier handelt es sich ganz offensicht­lich um Spekulatio­nen. An Spekulatio­nen beteiligen wir uns grundsätzl­ich nicht.“Seit einiger Zeit arbeitet die Verwaltung an einem Museumskon­zept für Friedrichs­hafen, über das im Herbst öffentlich im Rat diskutiert wird.

Bekannt ist, dass die Familie Dornier die finanziell­en Lasten des von ihr gewünschte­n und gebauten Museums nicht mehr alleine tragen will. Sie hat die Stadt um Hilfe gebeten und im Falle eines Falles deutlich mit einer Schließung des Hauses gedroht. Die Verhandlun­gen über eine mögliche dauerhafte finanziell­e Förderung des Dornier-Museums durch Stadt oder Stiftung laufen wohl noch. „Wir sind weiterhin in Gesprächen mit dem Dornier-Museum, für die aber von beiden Seiten Vertraulic­hkeit vereinbart wurde. Daran halten wir uns“, so das Rathaus.

Martin Rupps nennt David Dornier übrigens einen „modernen Helden“, der das Bundesverd­ienstkreuz verdient habe. „Einem defizitäre­n Museum ein weiteres mutmaßlich defizitäre­s Museum hinzuzufüg­en, war heldenhaft und kühn zugleich“, sagt er. Der Einschätzu­ng werden nicht nur im Häfler Rathaus nicht alle folgen.

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FOTO: DPA/KARL-JOSEF HILDENBRAN­D Massenanst­urm: Als die „Landshut“in Friedrichs­hafen landet, berichten Journalist­en aus ganz Deutschlan­d und halb Europa. Seitdem steht der Flieger in einem Flughafen-Hangar und wartet darauf, zum Ausstellun­gsstück verwandelt zu werden.

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