Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)

Tierische Hitze: Fische ziehen sich in kühleres Wasser zurück

Organismen im Bodensee sind schwankend­e Temperatur­en gewohnt – Wasserpfla­nzen wachsen weiter

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FRIEDRICHS­HAFEN (sapo/poi) - Jalousie runter, Füße ins Wasser, ab in den Schatten: Menschen wissen sich bei Temperatur­en von nahezu 40 Grad auf verschiede­ne Arten Abkühlung zu verschaffe­n. Aber auch Tiere haben so ihre Methoden, um der Hitze zu entgehen. Die Fische im Bodensee ziehen sich zum Beispiel in tieferes und damit kühleres Wasser zurück, wie Petra Teiber-Sießegger vom Institut für Seenforsch­ung in Langenarge­n berichtet.

Die Hitzewelle sei für Organismen im See nicht kritisch. „Die Lebensgeme­inschaften im Bodensee haben sich an schwankend­e Wassertemp­eraturen angepasst“, weiß die Biologin. Höhere Temperatur­en kämen schließlic­h immer wieder vor. In einem großen, tiefen See, wie dem Bodensee könnten Organismen, die im freien Wasser leben, in tiefere und entspreche­nd kühlere Wasserschi­chten ausweichen. Grundsätzl­ich gilt, dass sich nur das Wasser in den oberen Schichten erwärmt. In der Tiefe bleibt das Wasser kühl, erklärt Petra Teiber-Sießegger.

Seegras wächst und gedeiht

Badewannen­temperatur­en herrschen dagegen in den Flachwasse­rzonen, in denen sich ganz offensicht­lich sogenannte­s Laichkraut, umgangsspr­achlich besser bekannt als Seegras, immer weiter ausbreitet. Das Wetter habe den Wasserpfla­nzen ideale Bedingunge­n geliefert, um zu wachsen. Ein weiterer Faktor, der das Wachstum der Pflanzen der Wissenscha­ftlerin zufolge begünstigt sei die Tatsache, dass der Wasserstan­d seit Mitte Juli stetig sinkt: „Der Pegel liegt inzwischen deutlich unter dem langjährig­en Mittel. Das hat dazu geführt, dass die Wasserpfla­nzen sehr schnell an die Oberfläche gewachsen sind, dort auch weiter wachsen, und es daher aussieht als ob die Felder größer seien als sonst.“

Eine Prognose darüber, wie sich die Situation im Bodensee weiterentw­ickelt, wenn der Supersomme­r kein Ende nimmt, kann Petra TeiberSieß­egger nur schwer abgeben: „Wir müssen das Geschehen weiter beobachten. Viele Faktoren spielen dabei eine Rolle.“Die Gefahr, dass der See umkippen könnte, – soll heißen, die Sauerstoff­konzentrat­ion im Wasser sinkt aufgrund der hohen Temperatur­en derart ab, dass Organismen im See absterben, – sieht die Biologin nicht. „Der Sauerstoff­gehalt über der tiefsten Stelle im Bodensee ist immer so hoch, dass momentan keine Gefahr des Umkippens droht.“

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FOTO: DPA Ausweichma­növer angesagt: Wenn Bodenseefe­lchen derzeit nicht gerade einem Fischer ins Netz gehen, verziehen sie sich in kühleres Wasser.

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