Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)
Auch Engländer stehen auf Kressbronn
In der Tourist-Info herrscht jetzt besonders viel Betrieb – Viele Diskussionen um die EBC
KRESSBRONN - Die Zahlen sprechen für sich: Mehr als 300 000 touristische Übernachtungen werden in Kressbronn pro Jahr gezählt. „Gerade jetzt in der Hochsaison ist mit Beginn der Ferienzeit in Baden-Württemberg alles voll“, sagt Elisabeth Grammel. Die Leiterin der Kressbronner Tourist-Info hat das ganze Jahr über – in diesen Tagen und Wochen aber besonders – viel zu tun. „Ich schätze mal, dass ein Drittel unserer Touristen aus dem Ländle kommt“, sagt sie. Im Umkehrschluss heißt das natürlich, dass viele Urlauber auch von weiter her kommen. Zum Beispiel aus England. „Ja, die Internationale Bodensee Tourismus GmbH ist gerade auch auf dem englischen Markt sehr aktiv“, sagt die Tourismusbetriebswirtin. Viele Briten würden die Flugverbindungen nach Memmingen nutzen.
„Natürlich kommt uns in diesem Jahr auch das super Wetter entgegen“, sagt Elisabeth Grammel. Sauberes und warmes Seewasser, die Aussicht, mit der Weißen Flotte in See stechen zu können, damit lässt sich auch bei Familien mit Kindern gut punkten. Nicht umsonst darf sich die Gemeinde seit 2001 mit dem Prädikat „Familienferien“des Landes Baden-Württemberg schmücken – ein Prädikat, das seit 2015 auch für die ganze Region gilt. „Und in der Vor- und Nachsaison kommen tendenziell wieder mehr ältere Leute“, so die Erfahrung von Elisabeth Grammel. „Wenn man direkte und indirekte Einkommen aus dem Tourismus zusammenzählt und die für Baden-Württemberg berechnete Wertschöpfungsquote zugrunde legt, dann kann man davon ausgehen, dass mehr als 13 Millionen Euro pro Jahr im Ort bleiben.“
Wie lange bleiben die Urlauber? Die Leute bleiben nicht mehr so lange, kommen lieber öfters. Eine allgemein festzustellende Tendenz, die auch für Kressbronn gilt. Der durchschnittliche Urlauber bleibt drei bis vier Tage, gern auch eine Woche, aber ganz selten drei Wochen. Dass Ferien am Bodensee und Fahrradfahren mittlerweile für immer mehr Urlauber zusammengehört, auch das ist längst bekannt.
In der Tourist-Info fängt die Arbeit an Wochentagen schon um 8 Uhr, am Samstag und Sonntag um 10 Uhr an. „Wann fährt das nächste Schiff ?“„Wo kann man Fahrräder ausleihen?“„Wie finde ich meine beste Zugverbindung?“„Welche Ausflugsziele können Sie empfehlen?“Die Beantwortung solcher und ähnlicher Standardfragen steht natürlich für Elisabeth Grammel und ihr Team auf der Tagesordnung. Auch die Bodensee-Erlebniskarte ist sehr gefragt – nicht nur bei Touristen, auch bei vielen Einheimischen. Und mit dem Schiff von Kressbronn aus zu den Bregenzer Festspielen zu fahren, ist eines von vielen weiteren Angeboten, die gerne genutzt werden. Wer jetzt allerdings auf der Suche nach einem Zimmer ist, hat nicht die besten Karten. „Derzeit gibt es nur Restplätze“, sagt Grammel. Ohnehin setze sich der Trend zur Online-Buchung immer mehr durch.
Nicht alles läuft rund
Aber auch im Kressbronner Tourismus gibt es Probleme. Dass sich die Gemeinde nicht an der Echt Bodensee Card (EBC) beteiligt, führe häufig zu langatmigen Diskussionen am Schalter. „Die Leute haben davon gehört, wissen, dass sich die umliegenden Gemeinden Nonnenhorn, Wasserburg, Langenargen und Eriskirch beteiligen. Und sie verstehen nicht, warum wir das nicht tun“, sagt Grammel. „Das bindet Arbeitszeit und bringt auch manchen Unmut mit sich.“
Dann betreten Heinz-Theo Baumgärtner und seine Frau Edith die Tourist-Info. Sie kommen vom Niederrhein und sind in diesem Jahr zum zweiten Mal in Kressbronn. Auch in der Tourist-Info waren sie bereits am Vortag, um sich beraten zu lassen. Diesmal wollen sie einigen Winzern einen Besuch abstatten und fragen nach dem geeigneten Radweg. „Wenn man hier hereinkommt, sieht man immer strahlende Gesichter“, sagt Baumgärtner.