Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)
Mit Kunst Propaganda machen
Nürnberger Ausstellung zeigt, wie die Nationalsozialisten die Oper missbrauchten
NÜRNBERG - Die Stadt Nürnberg spielte in der Selbstdarstellung der nationalsozialistischen Bewegung von Anfang an eine besondere Rolle, galt sie den NS-Ideologen doch als ideale Kulisse für ihre Inszenierungen. Noch vor der Machtergreifung berief die NSDAP dort Parteitage ein. 1933 erklärte Adolf Hitler Nürnberg zur „Stadt der Reichsparteitage“. Auf einem elf Quadratkilometer großen Areal im Süden Nürnbergs entstanden monumentale Bauten für die NS-Massenveranstaltungen. Eine kleine Ausstellung im Dokumentationszentrum Reichsparteitagsgelände stellt die Demonstrationen des totalitären Machtwillens dar. Unter dem etwas knalligen Titel „Hitler. Macht. Oper“geht es um die Frage, inwieweit die Kunst, explizit das Musiktheater, die NS-Propaganda geprägt hat.
Im Begleitheft zur Ausstellung, die das Staatstheater Nürnberg und das Forschungsinstitut für Musiktheater der Universität Bayreuth konzipiert haben, heißt es: „Während der Reichsparteitage wurde die Stadt selbst zur Bühne und Kulisse für Aufmärsche der Nationalsozialisten. Damit traten Opernbühne und Stadt in einen inszenierten Dialog.“
Auf Hitlers Befehl musste die Jugendstil-Ausstattung des Opernhauses Nürnberg entfernt werden. Die Nationalsozialisten nannten das „Entschandelung“. Das galt auch für einzelne Häuser in der Innenstadt. Da wurde verputztes Fachwerk wieder freigelegt, Dachgiebel mussten hinzugefügt, modernere Anbauten entfernt werden. Es sollte ein IdealNürnberg sein, wie es Richard Wagner in seinen „Meistersingern“erfunden hatte: „Deutsch und echt“.
Masseninszenierung als Theater
Die Regie der Reichsparteitage folgte einem strengen Reglement. Die Aufmarschpläne liefen nach einer hoch komplizierten Choreografie ab. Die in der Ausstellung gezeigten Fotos beweisen: Es ist wie im Theater. Albert Speer ließ 1936 erstmals entlang des gesamten Zeppelinfeldes Flak-Scheinwerfer errichten. Die Parade wurde extra in die Abendstunden verlegt, um den mystischen Effekt des sogenannten Lichtdoms zu erzeugen. Parallel dazu wurde eine riesige Orgel in Auftrag gegeben. Die Ausstellungsmacher schreiben: „Die Orgel steht im Nationalsozialismus nicht nur für Sakralität und Musikalität.