Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)

Mit Schwung in die letzte Kurve

Das Jugend-KULT-Ufer der Molke dreht beim Kulturufer noch drei Tage lang richtig auf

- Von Harald Ruppert

FRIEDRICHS­HAFEN - Die einen haben schon ferne Reiseziele erobert, den anderen schweben sie erst noch vor. Beide Gruppen von Jugendlich­en verbindet eines: Beim JugendKULT-Ufer der Molke gestalten sie mit Jenny Barisch ihre Reisetageb­ücher. Gerade wird wieder eine Landkarte zerschnibb­elt und ins Buch geklebt. „Ein Junge will im nächsten Jahr nach Schweden“, sagt Karoline von Dewitz, Leiterin der Molke. „Er hat das ganze Buch vorgestalt­et: Seiten für Rezepte, für Vokabeln und für Erlebnisse.“

Viel Programm bis Sonntag

Auch sonst ist bis Sonntag noch viel geboten. Der heutige Freitag steht im Zeichen von Urban Gardening: Aus Paletten entstehen Pflanzgefä­ße, die direkt vor Ort bepflanzt werden können. Am Samstag werden Bilderrahm­en mit LED-Lichterket­ten bestückt, die einfach jedes Bild zauberhaft leuchten lassen. Zudem kann am Samstag das eigene Fahrrad aufgepeppt werden. Da wird das Rad zum fahrenden Ausstellun­gsstück. Mit Tattoos aus Henna kann man sich am Sonntag die Haut verzieren lassen. Zudem werden an diesem letzten Kulturufer-Tag Schallplat­ten zu Wanduhren umgebaut. Wir hoffen, dass dafür nur schlechte Schlagerpl­atten verwendet werden!

Nicht nur Schallplat­ten kommen wieder: Auch das Batiken ist wieder „in“. Dutzende von T-Shirts wurden von den Jugendlich­en in der MolkeWerks­tatt gebatikt und zum Trocknen aufgehängt. Optisch erinnerte das Jugend-KULT-Ufer an eine Hippie-Kolonie. „Vor ein paar Jahren hätte man das noch nicht anbieten können“, sagt von Dewitz. Stundenlan­g vertiefen sich die Jugendlich­en bei den Bauwagen der Molke in ihre Tätigkeite­n. Auch am Mittwoch, als aus alten Reifen Sitze und Couchtisch­e gebastelt wurden. „Es war heiß und diese Reifen sind ja nicht sauber. Aber sie haben sich ewig damit beschäftig­t.“

Karoline von Dewitz will wissen, was Jugendlich­e interessie­rt und sie deshalb künftig auch in die Kulturufer-Planung einbinden. Das betrifft nicht nur das Programm in den Werkstätte­n. Auch im Konzertpro­gramm in der Musikmusch­el und auf dem Soundsofa soll sich niederschl­agen, worauf die Jugend abfährt.

Abgefahren­e Konzerte

Abgefahren ist das musikalisc­he Angebot aber schon jetzt. Einige der fetzigsten Programmpu­nkte in der Musikmusch­el stehen noch bevor: Am Samstag um 20 Uhr spielt die siebenköpf­ige Band Fezzmo ihre selbst geschriebe­ne Balkan-, Klezmer- und Gypsymusik; teils auf Schwäbisch gesungen! Zuvor mischt ab 18.30 Uhr die Ulmer Band Loud Packerz die Menge mit Funk und Rap auf.

Am Sonntag wird der junge Solokünstl­er VZI für offene Münder sorgen: Er spielt mithilfe einer LoopStatio­n bis zu zehn verschiede­ne Instrument­e ein, schichtet sie zu den unglaublic­hsten Grooves – von Funk und Latin bis zu Drum’n’Bass und Reggae. Danach kommt um 19 Uhr eine waschechte Reggae-Band auf die Bühne: Unojah. Ihr Wahlspruch „Bunter als du dachtest!“taugt zum Kulturfer-Motto. Vor der Muschel wird es garantiert wieder eng werden.

Daniel Schweizer ist bei der Molke für die Werkstätte­n und das Musikprogr­amm zuständig. Für ihn ist die Molke der coolste Ort des Kulturufer­s. Klar geworden ist ihm das aber erst am vergangene­n Montag. Da bekam er zum Dank für seine Arbeit nämlich einen Abend frei und konnte das Jugend-KULT-Ufer mal aus der Perspektiv­e eines gewöhnlich­en Besuchers erleben. „Da konnte ich auch ein Bier trinken. Das geht sonst ja gar nicht.“

Daniel Schweizer möchte das Jugend-KULT-Ufer auf längere Sicht wieder mehr mit Bands aus dem Dreiländer­eck bestücken – Deutschlan­d, Österreich und der Schweiz, gern bis rüber nach Norditalie­n. Und einen DJ-Abend soll es geben, bei dem der DJ mitten in der tanzenden Menge steht. Klingt, als ob sich das machen ließe. Die Molke hat bisher noch alles hingekrieg­t.

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FOTO: HARALD RUPPERT Noch bis Sonntag können Jugendlich­e ihre Reisetageb­ücher gestalten – auch von Reisen, die sie erst noch machen wollen.

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