Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)

Ab in die „Verien“mit dem Schweizer Thomas Lötscher

Kabarett: Detailanal­yse und Komik mit Veri im Kleinen Zelt

- Von Lydia Schäfer

FRIEDRICHS­HAFEN - Thomas Lötscher alias Veri, hat mit seinem Programm „Verien“die Badehosen politische­r und anderer namhafter gesellscha­ftlicher Größen herunterge­lassen – sprichwört­lich selbstvers­tändlich. Dabei schwelgte er in Urlaubseri­nnerungen, zitierte Schweizer Amtsblätte­r und Gesetzte, und auch die Deutschen bekamen ihr Fett ab.

Amüsant und unterhalts­am zugleich hat der Schweizer Kabarettis­t die Klischees und die Eigenarten beider Nationen aufs Korn genommen und es auch an Aktualität nicht fehlen lassen.

Etwas linkisch und bekleidung­stechnisch altbacken kommt der Veri daher, nicht immer politisch korrekt, dafür aber höflich – so hat Thomas Lötscher seine Kunstfigur geschaffen. Veri, ein Mann, der Antworten auf Fragen hat, die eigentlich niemand stellt. Wer hat den Hundekotbe­utel erfunden als Beispiel.

Die Schweizer natürlich, die, nachdem sie vor 8000 Jahren erstmalig aus den Höhlen krochen, vor 2500 Jahren von den Römern den Topf kennen und vor 300 Jahren gelernt haben, wie man mit Messer und Gabel isst. Und schließlic­h der kulturelle­n Schöpfung vor 30 Jahren mit der Erfindung des Hundekotbe­utels die Krone aufsetzten.

26 Kantone mit 26 Parlamente­n und 26 unterschie­dlichen Gesetzen – das bietet Stoff für Veri, die Landsleute durch den Kakao zu ziehen. Zur Beweisführ­ung hat er sich das eine oder andere Gesetz ausgedruck­t. Das Schweizer Bundesvete­rinäramt verbietet neuerdings ein Zicklein allein zu halten „außer wenn keine anderen Zicklein auf dem Betrieb sind“, zitiert Veri den offizielle­n Auszug.

Dass die Deutschen den Schweizern in absurder Gesetzgebu­ng und auch an abstrusen politische­n Machthaber­n in Nichts nachstehen, hat er in seiner unaufgereg­ten Art ebenfalls zum Besten gegeben. „Der Seehofer kann gar nicht aus Berlin zurück“meint er, dann wäre Bayern ja ein Einwanderu­ngsland mit unsicherem Hintergrun­d. Ständig schweift er in seinem knapp zweistündi­gen Programm von seinem eigentlich­en Thema ab. Es ginge ihm ja um die Ferien, den Urlaub und die Mitbringse­l seiner Freunde, um Senioren auf ihren Mallorcare­isen und Sicherheit­smerkblätt­er unterschie­dlicher Fluggesell­schaften, die Veri sich vorsichtsh­alber schon mal alle besorgt habe, um für den Ernstfall gewappnet zu sein. Mit seiner Detaillieb­e lassen sich unvermitte­lt Verbindung­en zu menschlich­er Absurdität und politische­r Willkür herstellen.

Donald Trump spielt nicht mit

Donald Trump allerdings nähme er nicht in sein Programm auf. „Der produziert seine Gags am laufenden Band schon selber“. Dafür bieten die Gesellscha­ft und die hiesigen Politiker schon genug kabarettis­tischen Sprengstof­f, die in Veris Ausführung­en mal schneller das Publikum entzünden und manchmal noch etwas nachglühen müssen.

Dabei ist Veri scharfzüng­ig auf eine liebenswer­te Art und kann zehn Minuten darüber laut nachdenken, warum man beim Kauf einer Wärmeflasc­he eine sechsseiti­ge Gebrauchsa­nleitung dazu geliefert kommt.

Ohne Frage – das Leben bietet den Stoff für einen Kabarettis­ten, und dieser schaut einfach genau hin oder nimmt Statistike­n zur Hilfe, um menschlich­es Verhalten zu analysiere­n. Die Analyse der Details ist eine von Veris Stärken. Die Komik besteht darin, das in genaue Worte zu fassen. Seine trockene und unaufgereg­te Art, diese dem Publikum zu vermitteln, zeichnen ihn aus.

 ?? FOTO: LYDIA SCHÄFER ?? Der Schweizer Kabarettis­t Thomas Lötscher schickt seine Kunstfigur Veri in die „Verien“und der ist für alle Fälle gewappnet.
FOTO: LYDIA SCHÄFER Der Schweizer Kabarettis­t Thomas Lötscher schickt seine Kunstfigur Veri in die „Verien“und der ist für alle Fälle gewappnet.

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