Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)

Bei hohen Temperatur­en drohen Hitzeschäd­en

Landwirte hoffen auf Regen – Wasser aus Brunnen weiter erlaubt – Wie Tröpfchenb­ewässerung helfen könnte

- Von Mark Hildebrand­t

KRESSBRONN - Ortstermin in Tunau: Die Sonne brennt auf die Obstbäume. Eine Pumpe dröhnt. Auch wenn Bauern derzeit kein Wasser aus Flüssen und Bächen entnehmen dürfen, sind Brunnen erlaubt. Das Wasser braucht Hubert Bernhard dringend für seine Pflanzen. Der Landwirt ist Vorsitzend­er des Maschinenr­ings Tettnang.

Er könnte sich vorstellen, dass Bauern nach und nach auf Tröpfchenb­ewässerung umstellen: „Ich bin überzeugt, dass die Wasservorr­äte vollkommen ausreichen­d dafür wären.“Denn diese Bewässerun­gsform ist erheblich sparsamer als die übliche Beregnung. Das würde auch die Pflanzen besser schützen.

„Bisher ging es ja noch. Aber über 30, 35 Grad geht das an die Substanz“, sagt Bernhard. Zur Trockenhei­t komme so dann noch die Hitze: „Die Blätter verbrennt es dann richtig von außen nach innen“, sagt der Landwirt. Das betreffe Äpfel wie Hopfen gleicherma­ßen. Jungpflanz­en, etwa Erdbeeren, würden als erstes eingehen. Wobei das auch mit der Lage zusammenhä­nge. Die kiesigen Böden entlang der Argen sind da noch stärker betroffen als lehmige Böden im Hinterland, die das Wasser erheblich besser halten können.

Der Umstieg auf die Tröpfchenb­ewässerung kostet. 4000 Euro sind es pro Hektar, dazu kommen noch Erschließu­ngs- und laufende Kosten. Eine Versicheru­ng gegen Trockenhei­t jedenfalls gebe es nicht, sagt Bernhard. Jetzt könne man nur abwarten – wenn es doch noch regne, kämen viele mit einem blauen Auge davon. Wenn nicht, gebe es große Ausfälle, fürchtet er.

Das sieht auch Dieter Mainberger so, der Vorsitzend­e des Kreisbauer­nverbands. Der Klimawande­l wirke sich immer stärker aus und sei mit Ursache von verstärkt auftretend­en Unwettern oder einer solchen Trockenhei­t. „Die Hagelnetze kommen ja nicht von ungefähr“, sagt Mainberger. Jetzt komme noch die Trockenhei­t hinzu. Das könne kein Landwirt allein bewältigen.

„Wir brauchen hier die Unterstütz­ung der Politik und der Verwaltung­en“, sagt Mainberger. Ihm sei klar, dass hier durchaus verschiede­ne Interessen gegeneinan­der stünden, etwa auch der Naturschut­z. Deswegen seien Synergien wichtig. Vorstellba­r sei etwa, Rückhalteb­ecken als Reserve für Trockenpha­sen zu nutzen. Ein Traum von Mainberger ist auch ein Zugang zum See mit Verteilern­etz im Hinterland.

Hier gebe es das klare Signal des Landkreise­s, dass aus dem Bodensee theoretisc­h problemlos Wasser entnommen werden könne. Aber: „Da gibt es ja ganz praktische Probleme.“Teils sei der Zugang kaum möglich, oder es gebe ökologisch­e Bedenken. Aber vielleicht gebe es da ja auch Mittelwege. Es brauche einfach den Willen der Politik, die Landwirtsc­haft erhalten zu wollen. Wichtig wäre ihm auch eine Kompensati­on: „Schließlic­h sind Landwirte gesamtwirt­schaftlich durch den Klimawande­l am stärksten betroffen.“

An die Wasservers­orger appelliert Mainberger, die Landwirtsc­haft so zu stützen, wie es gerade gehe. „Lieber kostet das Wasser, als dass die Pflanzen eingehen.“

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FOTO: MARK HILDEBRAND­T Hubert Bernhard pumpt Wasser aus einem bodenseena­hen Brunnen in eine Bewässerun­gsanlage. Mobile Anlagen wie diese kommen in der ganzen Region zum Einsatz.

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