Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)
Bei hohen Temperaturen drohen Hitzeschäden
Landwirte hoffen auf Regen – Wasser aus Brunnen weiter erlaubt – Wie Tröpfchenbewässerung helfen könnte
KRESSBRONN - Ortstermin in Tunau: Die Sonne brennt auf die Obstbäume. Eine Pumpe dröhnt. Auch wenn Bauern derzeit kein Wasser aus Flüssen und Bächen entnehmen dürfen, sind Brunnen erlaubt. Das Wasser braucht Hubert Bernhard dringend für seine Pflanzen. Der Landwirt ist Vorsitzender des Maschinenrings Tettnang.
Er könnte sich vorstellen, dass Bauern nach und nach auf Tröpfchenbewässerung umstellen: „Ich bin überzeugt, dass die Wasservorräte vollkommen ausreichend dafür wären.“Denn diese Bewässerungsform ist erheblich sparsamer als die übliche Beregnung. Das würde auch die Pflanzen besser schützen.
„Bisher ging es ja noch. Aber über 30, 35 Grad geht das an die Substanz“, sagt Bernhard. Zur Trockenheit komme so dann noch die Hitze: „Die Blätter verbrennt es dann richtig von außen nach innen“, sagt der Landwirt. Das betreffe Äpfel wie Hopfen gleichermaßen. Jungpflanzen, etwa Erdbeeren, würden als erstes eingehen. Wobei das auch mit der Lage zusammenhänge. Die kiesigen Böden entlang der Argen sind da noch stärker betroffen als lehmige Böden im Hinterland, die das Wasser erheblich besser halten können.
Der Umstieg auf die Tröpfchenbewässerung kostet. 4000 Euro sind es pro Hektar, dazu kommen noch Erschließungs- und laufende Kosten. Eine Versicherung gegen Trockenheit jedenfalls gebe es nicht, sagt Bernhard. Jetzt könne man nur abwarten – wenn es doch noch regne, kämen viele mit einem blauen Auge davon. Wenn nicht, gebe es große Ausfälle, fürchtet er.
Das sieht auch Dieter Mainberger so, der Vorsitzende des Kreisbauernverbands. Der Klimawandel wirke sich immer stärker aus und sei mit Ursache von verstärkt auftretenden Unwettern oder einer solchen Trockenheit. „Die Hagelnetze kommen ja nicht von ungefähr“, sagt Mainberger. Jetzt komme noch die Trockenheit hinzu. Das könne kein Landwirt allein bewältigen.
„Wir brauchen hier die Unterstützung der Politik und der Verwaltungen“, sagt Mainberger. Ihm sei klar, dass hier durchaus verschiedene Interessen gegeneinander stünden, etwa auch der Naturschutz. Deswegen seien Synergien wichtig. Vorstellbar sei etwa, Rückhaltebecken als Reserve für Trockenphasen zu nutzen. Ein Traum von Mainberger ist auch ein Zugang zum See mit Verteilernetz im Hinterland.
Hier gebe es das klare Signal des Landkreises, dass aus dem Bodensee theoretisch problemlos Wasser entnommen werden könne. Aber: „Da gibt es ja ganz praktische Probleme.“Teils sei der Zugang kaum möglich, oder es gebe ökologische Bedenken. Aber vielleicht gebe es da ja auch Mittelwege. Es brauche einfach den Willen der Politik, die Landwirtschaft erhalten zu wollen. Wichtig wäre ihm auch eine Kompensation: „Schließlich sind Landwirte gesamtwirtschaftlich durch den Klimawandel am stärksten betroffen.“
An die Wasserversorger appelliert Mainberger, die Landwirtschaft so zu stützen, wie es gerade gehe. „Lieber kostet das Wasser, als dass die Pflanzen eingehen.“