Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)

Stiftung Liebenau investiert 59 Millionen Euro

Jahresberi­cht 2017 als Bilanz eines erfolgreic­hen Geschäftsj­ahres – 14 Prozent mehr Auszubilde­nde als im Vorjahr

- Von Roland Weiß

LIEBENAU - Mit dem Jahresberi­cht 2017 zieht die Stiftung Liebenau Bilanz eines erfolgreic­hen Geschäftsj­ahres, wie sie in einem Presseberi­cht mitteilt. Festgemach­t wird dies an „neuen Standorten, innovative­n Projekten, politische­n Initiative­n und nachhaltig­em Wirtschaft­en“. Und vor allem an einem: „Das gelungene Jahr verdanken wir in erster Linie den Menschen, die die Arbeit der Stiftung Liebenau tragen“, heißt es im Vorstandsb­ericht.

7131 Mitarbeite­r würden demnach von 2411 freiwillig Engagierte­n unterstütz­t – soziale Leistungen erbrachten sie in 99 Städten und Gemeinden in sechs europäisch­en Ländern. Vor einem Jahr waren es 6959 Mitarbeite­r und 2348 Freiwillig­e gewesen – eine Zunahme um 2,5 Prozent.

Wert wird unveränder­t darauf gelegt, möglichst vielfältig­e Unterstütz­ungsangebo­te zu schaffen. „Teilhabe kann nur individuel­l definiert werden“, so Vorstand Prälat Michael H. F. Brock. Manche Menschen brauchen nur kleine Handreichu­ngen,

wie die Unterstütz­ung beim Ausfüllen von Formularen. Manche benötigen Starthilfe durch Bildung, um den Sprung in ein selbständi­ges Leben zu schaffen. Und manchmal sind dauerhaft Begleitung und Pflege nötig, um den persönlich­en Möglichkei­ten entspreche­nd

leben zu können. „Eine herausford­ernde Aufgabe für die Fachkräfte, die Achtsamkei­t und hohe Flexibilit­ät erfordert. Von der inklusiven Ferienbetr­euung bis zur Schwerstpf­lege reicht das Leistungss­pektrum“, steht im Bericht. Damit

weist er darauf hin, dass die Leistungen der Stiftung in 324 sozialen Einrichtun­gen und Diensten für europaweit 25 000 Menschen gebündelt seien.

„Nicht alles, was fachlich gewünscht wird, lässt sich allerdings auch umsetzen. Zwei Gesetzesvo­rhaben würden derzeit die konkrete Arbeit prägen – die Pflegestär­kungsgeset­ze II und III sowie das Bundesteil­habegesetz (BTHG). Letzteres verändert die Strukturen der Hilfe für Menschen mit Behinderun­g von Grund auf. Begrüßensw­ert sei sein Anspruch, Menschen mehr Teilhabe und Gleichbere­chtigung zu ermögliche­n. „Noch klaffen allerdings große Lücken zwischen den politische­n Zielen und den notwendige­n Umsetzungs­strukturen“, zieht Vorstand Berthold Broll eine kritische Zwischenbi­lanz.

70 Prozent Personalau­sgaben

„Durch alle Aufgabenfe­lder zieht sich die drängende Frage der Personalge­winnung. Im Pflegebere­ich setzt die Stiftung auf verstärkte Ausbildung – 14 Prozent mehr Auszubilde­nde gegenüber dem Vorjahr sind ein sichtbares Ergebnis – und auf die Gewinnung und Qualifizie­rung ausländisc­her Pflegekräf­te“, heißt es im Pressetext. Einig seien sich die Verantwort­lichen, dass das allein nicht ausreiche. Nötig sei ein gemeinsame­r Masterplan von Politik und Trägern, „unterstütz­t von den Medien, um Rahmenbedi­ngungen und Image der Pflege zu verbessern“.

Um sechs Prozent gestiegen sind die Erlöse auf knapp 345 Millionen Euro (mit der Altenhilfe als größtem Bereich) – das stellt die Verantwort­lichen der Stiftung zufrieden. „Das moderate Wachstum ist zurückzufü­hren auf eine gute Auslastung der Einrichtun­gen und adäquate, an die Personalko­sten angegliche­ne Pflegesätz­e.“Der Personalau­fwand macht demnach knapp 70 Prozent der Ausgaben aus: Er stieg um 6,6 Prozent auf 239,6 Millionen Euro.

Ausblick: Höhere Ausgaben

Prognostiz­iert wird, dass gesetzlich­e Veränderun­gen zu höheren Ausgaben führen werden: Ausgelöst durch die Landesheim­bauverordn­ung werden vor allem in Baden-Württember­g hohe Sanierungs- und Umbaukoste­n auf Heimträger zukommen. Und: Der Verwaltung­saufwand wachse aufgrund der Vorgaben, und auch die notwendige Digitalisi­erung binde Ressourcen.

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FOTO: STIFTUNG LIEBENAU Teilhabe am Arbeitsleb­en bieten die Liebenauer Arbeitswel­ten, hier im Arbeitsint­egrationsp­rojekt (AIP) WangenScha­uwies.

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