Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)
Lotte hat vor dem Konzert mit angepackt
Die Technischen Leiter des Großen Zelts erzählen von ihrer Arbeit – Beide sind neu auf diesem Posten
FRIEDRICHSHAFEN - Mit Lotte war’s vor dem Konzert im Großen Zelt am entspanntesten. Da sind sich Jannik Schwarz und Johannes Fischerkeller einig. „Lotte kam wegen einem Straßenkünstler mit dem Sprinter nicht bis zum Zelt“, sagt Jannik Schwarz. „Da ist sie eben ausgestiegen und hat beim Tragen der Ausrüstung mit angepackt. Sie ist beim Aufbau mit dabei, so alt wie ich und total bodenständig.“Jannik Schwarz ist 23 Jahre alt und in diesem Jahr zum ersten Mal Technischer Leiter im Großen Zelt. Den Posten teilt er sich mit Johannes Fischerkeller; auch der 24Jährige hat diese Aufgabe zum ersten Mal übernommen.
Was macht ein Technischer Leiter eigentlich? Die Beiden koordinieren vieles rund um die Veranstaltungen im Großen Zelt. Sie schreiben die Dienstpläne für die Aufbauhelfer, sorgen dafür, dass das Einlasspersonal an Ort und Stelle ist und koordinieren schließlich, am Ende des Kulturufers, den Abbau des Zeltes; so, wie sie schon den Aufbau in geregelte Bahnen lenkten. Auch für das Open-Air-Kino mit der aufblasbaren Leinwand sind sie zuständig. „Aber nach dem Aufbau, wenn die Erdnägel im Boden sind, ist’s unproblematisch“, sagt Johannes Fischerkeller.
Technischer Leiter – für die beiden klingt das merkwürdig. „Wir sind eher Teamleiter oder technische Koordinatoren“, meinen sie. Denn eingebettet sind sie in eine Gruppe von Spezialisten mit den entsprechenden technischen Detailkenntnissen. Als Teamplayer verstehen sie sich schließlich auch. „Dieses Team ist das Herz des Kulturufers“, sagt Jannik Schwarz. Noch im vergangenen Jahr arbeiteten sie mit den Helfern als Gleiche unter Gleichen. Für Jannik Schwarz ist es der sechste Sommer als Mitarbeiter des Kulturufers. Mit 18 ging es los. „Ich wollte schon mit 17, durfte aber noch nicht“, erinnert er sich. Jannik Schwarz ist manchem Häfler als Schauspieler in den Produktionen des Jugendclubs in Erinnerung, die im Kiesel aufgeführt wurden. Inzwischen ist er in den Erwachsenenclub gewechselt und probt bereits wieder. Mit seiner Lust am Schauspiel passt er ideal zum Kulturufer. In diesem Jahr hat er bereits ein Praktikum im Theater Kostanz absolviert. In einem Semester endet sein BWL-Studium an der Hochschule Ravensburg-Weingarten. Dann will er den Master in Kulturmanagement draufsatteln – „oder gleich in den Kultursektor einsteigen“, sagt er.
Johannes Fischerkeller hat das Kulturufer von klein auf eingesogen: Sein Vater ist Peter Fischerkeller, der Technische Leiter des Graf-Zeppelin-Hauses. Peter Fischerkeller ist bei Kulturufer auch der Zeltmeister des Großen Zelts, zusammen mit Susanne Keeves; im GZH ist sie seine Stellvertreterin. Einen Generationenkonflikt haben Vater und Sohn Fischerkeller nicht., „Es ist ein ganz normales Verhältnis“, sagt Johannes, der im Großen Zelt mit seinem Vater zusammenarbeitet – denn der ist dort sein Vorgesetzter. Johannes Fischerkeller studiert derzeit Jura in Freiburg. „Beruflich werde ich danach nichts mit Bühne und Technik machen. Aber das wird ein guter Ausgleich bleiben“, schaut er in die Zukunft.
Unter den Helfern beim Kulturufer hat ein Generationenwechsel stattgefunden. „Vom letzten Jahr sind nur noch drei Helfer übrig“, sagt Johannes Fischerkeller. „Wir gehen immer noch auf die gleiche Weise miteinander um.“Sonst besteht das Team, das er mit Jannik koordiniert, aus lauter neuen Kräften. In der Zusammenarbeit muss klar sein, was erledigt werden muss. „Aber ich versuche, das auf Augenhöhe zu regeln und mich nicht drüberzustellen“, sagt Johannes Fischerkeller.