Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)

Dauerparty am See: Bürgermeis­ter schlägt Alarm

An Kressbronn­s Ufer geht’s rund bis in die Nacht – In Langenarge­n sorgt Sicherheit­sdienst für Ordnung

- Von Tanja Poimer

KRESSBRONN/LANGENARGE­N - Jubel, Trubel, Reizbarkei­t: Während die einen den Supersomme­r genießen und mit Vorliebe am See bis in die tropischen Nächte hinein chillen und grillen, leiden andere unter dem Lärm, der bei der Dauerparty zum Teil entsteht. Jetzt hat Kressbronn­s Bürgermeis­ter Daniel Enzensperg­er den Gemeindera­t alarmiert, weil es besonders an der neuen Bodan-Promenade „drunter und drüber“gehe. Sein Langenarge­ner Amtskolleg­e, Achim Krafft, beobachtet ebenfalls, dass die Feierlaune parallel zu den Temperatur­en steigt, erkennt jedoch „kein überborden­des Problem“.

Es sei nicht mehr möglich, die öffentlich­e Sicherheit und Ordnung insbesonde­re in den See- und Uferbereic­hen zu gewährleis­ten, teilt der Kressbronn­er Bürgermeis­ter den Gemeinderä­ten und zwei seiner Amtsleiter in einer E-Mail mit. Die Beschwerde­n über diverse Regelverst­öße häuften sich, mangels Personal könne die Verwaltung aber nichts tun. Schwierigk­eiten machen Daniel Enzensperg­er zufolge vor allem der Lärmpegel und Feuer, das unterhalb des Aussichtsp­avillons angezündet werde. Der Gemeindera­t müsse sich mit der Thematik in nächster Zeit befassen. Sein drastische­s Fazit: „Wir bekommen die Probleme nicht mehr in den Griff.“

GUBB-Gemeinderä­tin Martina Knappert-Hiese zeigt sich von den Nachrichte­n aus dem Rathaus – mit denen sie sich an die Schwäbisch­e Zeitung gewandt hat, was intern offenbar für Zoff sorgte – völlig irritiert: „Warum wird das Personal nicht aufgestock­t, um die Ordnung zu garantiere­n?“Es stimme, dass vor allem an Wochenende­n am See Halli-Galli sei und die Partys auch manchmal ausuferten, sodass sich Anwohner über Gegröle beschwerte­n: „Der Druck nimmt eben zu, weil immer mehr Leute kommen.“

Brandbrief relativier­t

Wenn die Lage wirklich so dramatisch sei, wie vom Bürgermeis­ter beschriebe­n, müsse er eine Sondersitz­ung einberufen, fordert Martina Knappert-Hiese. Denn regulär komme der Gemeindera­t erst wieder nach der Sommerpaus­e im September zusammen, „und die Frage ist: Was passiert bis dahin?“

Auf SZ-Anfrage relativier­t Daniel Enzensperg­er seinen Brandbrief: Gegen die öffentlich­e Ordnung verstoße auch, wer seinen Hund ohne Leine laufen lasse oder aufs Fahrrad steige, wo es verboten ist. Dazu komme, dass die Zahl der Beschwerde­n über massiven Lärm und wilde Müllablage­rungen im gesamten See- und Uferbereic­h zunehme. „Wir haben also ein Problem erkannt, auf das wir den Gemeindera­t erst einmal mit deutlichen Worten aufmerksam machen wollten, um mit diesem über eine Lösung zu beraten.“

Natürlich habe die Gemeinde als Ortspolize­ibehörde kurzfristi­g reagiert und werde den Uferbereic­h nun von privaten Sicherheit­sdiensten verstärkt kontrollie­ren lassen. Was langfristi­g passieren soll, ob zum Beispiel der Gemeindevo­llzugsdien­st aufgestock­t wird, will Kressbronn­s Rathausche­f jedoch im Gemeindera­t diskutiere­n. Sein Appell an die Bevölkerun­g: „Aufgrund der Trockenhei­t keine offenen Feuer zu entzünden, trotz der langen, lauen Sommernäch­te aus dem Seeufer keine Partymeile zu machen und auf die Anwohner Rücksicht zu nehmen.“

Langenarge­n feiert wie üblich

Heiß ist der Sommer auch in Langenarge­n, weshalb sich das Leben vorrangig draußen abspielt, worüber es ebenfalls Beschwerde­n gibt. „Das ist bei dem Wetter alles nicht überrasche­nd und nicht problemati­scher als in anderen Jahren“, sagt Bürgermeis­ter Achim Krafft. Neuralgisc­he Partypunkt­e seien wie üblich Malerecke, Promenade, Schule und DLRGStrand, an denen tagsüber der Gemeindevo­llzugsdien­st und abends beziehungs­weise nachts private Sicherheit­sdienste nach dem Rechten schauen. Was der Einsatz kostet, kann der Bürgermeis­ter nicht genau beziffern, erklärt aber: „Dafür nehmen wir relativ viel Geld in die Hand, das ist es uns wert.“

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FOTOS: ANDY HEINRICH Leben und leben lassen: Weil am Kressbronn­er Ufer bei dem genialen Wetter besonders viel los ist, fordert der Bürgermeis­ter die Bevölkerun­g auf, Rücksicht zu nehmen und sich an die Ordnung zu halten. Das Problem: Vor allem an der neuen Bodan-Promenade feiern die Menschen den Sommer bis in die tropische Nacht hinein.
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Wie immer, nur mehr: Auch in Langenarge­n spielt sich das Leben gerade draußen ab – und während die einen nicht widerstehe­n können, an der Uferpromen­ade baden zu gehen, beschweren sich die anderen darüber.

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