Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)

Der Letzte macht das Licht aus – und die Türe zu

- Von Jens Lindenmüll­er

Der Letzte ●macht das Licht aus, heißt es so schön. Im Alltag einer Zeitungsre­daktion bedeutet das: Wenn der letzte Redakteur die letzte Seite für die nächste Ausgabe ans Druckhaus geschickt und final geprüft hat, macht er nicht nur das Licht aus, sondern auch die Fenster und die Türe zu. Neulich, auf Gastbesuch in der Redaktion Tettnang, wäre das meine Aufgabe gewesen.

Weil die Tettnanger Kollegen im Gegensatz zu mir ihr Tagwerk bereits vollbracht hatten, blieb ich abends alleine zurück. Eine halbe Stunde später war’s dann auch bei mir so weit: Licht aus – erledigt; Fenster zu – erledigt. Letzte Aufgabe des Tages: die Türe. Sehr gerne hätte ich sie zugezogen – und noch viel lieber: zuvor geöffnet, um überhaupt nach draußen zu gelangen. Was allerdings daran scheiterte, dass irgendjema­nd die goldene Regel missachtet hatte. Es heißt mit gutem Grund: Der LETZTE macht das Licht aus – und die Fenster und Türen zu. Nicht: der VORLETZTE. Dringend zu beachten ist diese Regel vor allem beim Thema Türe, und ganz besonders dann, wenn der Letzte überhaupt keinen Schlüssel besitzt.

Dass ich nicht aus dem Fenster im ersten Stock hüpfen oder gar in der Redaktion mein Nachtlager einrichten musste, ist einzig und allein der Tatsache zu verdanken, dass moderne Zeitungsre­daktionen wie jene in Tettnang mit einer tollen Erfindung namens Telefon ausgestatt­et sind – und der Bereitscha­ft des Chefs, sich im wohlverdie­nten Feierabend fernmündli­ch dazu überreden zu lassen, selbigen geschwind für eine Befreiungs­aktion zu unterbrech­en. An dieser Stelle nochmals herzlichen Dank dafür!

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