Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)

Chaotische Zustände in Mehrfamili­enhaus

Vier Männer stehen wegen gefährlich­er Körperverl­etzung vor dem Amtsgerich­t

- Von Kirsten Lichtinger

FRIEDRICHS­HAFEN - Vier Männer stehen derzeit wegen des Vorwurfs der gemeinscha­ftlich begangenen Körperverl­etzung vor dem Tettnanger Amtsgerich­t. Sie sollen bei einer Prügelei im März vergangene­n Jahres in einem Mehrfamili­enhaus in Friedrichs­hafen einen 25-Jährigen angegriffe­n haben. Der 25-Jährige hatte sich mit einem Messer gewehrt und einen der Angeklagte­n lebensgefä­hrlich verletzt. Am zweiten Verhandlun­gstag am Dienstag sagten zwei Polizeibea­mte als Zeugen aus, um zu klären, wer die Auseinande­rsetzung angezettel­t hatte und ob der 25-Jährige wirklich erst aus Notwehr zum Messer gegriffen hatte.

Ein Zeuge der Schlägerei, ein Mitbewohne­r, hatte am ersten Verhandlun­gstag zu Protokoll gegeben, dass der 25-Jährige als Erster das Messer gezogen habe. Bei seiner ersten Aussage bei der Polizei hatte er laut Ermittlung­sakten noch angegeben, dass die Angeklagte­n die Prügelei begonnen hätten. Diese Aussage bestätigte der zuständige Kriminalha­uptkommiss­ar am Dienstag: Es hätten sich weder bei der ersten noch bei der zweiten Vernehmung des Zeugen Widersprüc­he ergeben. Auch die Auswertung der Videokamer­a habe diesen Ablauf bestätigt, sagte der Ermittlung­sleiter. Die Kamera sei allerdings lediglich im Außenberei­ch des Hauses angebracht.

Auch die Aussagen des Opfers hätten sich mit der des Mitbewohne­rs, in dessen Wohnung der Mann am Tatabend geflüchtet sei, gedeckt. Insgesamt sei die Aussage des Mitbewohne­rs, dass die jungen Männer die Prügelei begonnen hätten, schlüssig und nachvollzi­ehbar gewesen.

Weiterhin im Dunkeln blieb das Motiv der vier Angeklagte­n. „Wir vermuten, dass man dem Opfer allseits eine Abreibung verpassen wollte“, erklärte der Polizeibea­mte vor Gericht. Dazu passe auch die Auswertung eines Chatverlau­fs des Mobiltelef­ons eines der Angeklagte­n kurz vor der Tat. In dem Haus sei jetzt „aufgeräumt, ich steche alle ab, andere sind unterwegs“, habe es darin unter anderem geheißen.

Außerdem sei mindestens ein Schuss gefallen, sagte ein weiterer Polizeibea­mter aus, der mit der kriminalte­chnischen Ermittlung betraut war. Ein Gutachten wies an den Händen von zwei Angeklagte­n Schmauchsp­uren nach. Allerdings wurde die Waffe nicht gefunden, die Spurensich­erung fand in der Wohnung des Zeugen lediglich eine Patronenhü­lse, deren Patrone wohl mit Pfeffer gefüllt war. Auch das Messer, mit dem das Opfer einen der Angeklagte­n verletzt hatte, wurde nicht gefunden. Die Zustände in dem Mehrfamili­enhaus seien chaotisch gewesen und die Spurensich­erung dementspre­chend schwierig, berichtete der Beamte. Da mehrere Zeugen, darunter ein weiterer Mitbewohne­r und die Lebensgefä­hrtin eines der Angeklagte­n der Vorladung des Gerichts nicht gefolgt waren, wurde ein weiterer Verhandlun­gstag für Freitag angesetzt.

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