Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)

20 Hoteleröff­nungen an einem Tag

Hagnauer Winzer stellen Insektenho­tels in den Weinbergen auf – Saatmischu­ngen fürs richtige Futter

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HAGNAU (bw) - Gleich mehrere Hotels haben am Donnerstag in Hagnau eröffnet. Die Häuser richten sich an ganz kleine Gäste, genauer gesagt an Insekten. Mitglieder des Winzervere­ins Hagnau haben 20 Insektenho­tels in den Weinbergen aufgestell­t. Vier weitere werden in Obstanlage­n aufgestell­t.

Damit sollen neue, weitere Stützpunkt­e für die Insekten geschaffen werden, erklärte Karl Megerle, Vorsitzend­er des Winzervere­ins. Es gebe bereits einige Insektenho­tels in den Rebflächen, die gut angenommen werden. Insgesamt wird es 30 neue Insektenho­tels in Hagnau geben.

Die Aktion hat Winzer Wilfried Hund ins Rollen gebracht. Seit einigen Jahren hat er Kirschbaum-Scheiben als Insektenho­tels in seinen Reben hängen, die immer gut belegt sind. Also hat er kurzerhand im Frühjahr beim Umweltamt im Landratsam­t nachgefrag­t und schnell kam die Zusage, dass das Amt den Erwerb neuer Insektenho­tels fördert. Gebaut wurden sie in den Weissenaue­r Werkstätte­n. Die Kosten für den Bau und das Aufstellen übernehmen die Mitglieder des Winzervere­ins.

Damit die Insekten auch das ganze Jahr über Futter finden, hat der Winzervere­in an seine Mitglieder für Blumenwies­en an den Rändern der Weinlagen entspreche­nde Saatmischu­ngen verteilt. „Wir wollen die Vielfalt der Insektenar­ten im Weinanbau fördern“, erklärte Karl Megerle. Seit einigen Jahren wird in den Weinanlage­n jeder zweite Laufweg umgebroche­n und mit verschiede­nen Kleesorten und Luzernen eingesät. Diese Pflanzenvi­elfalt zieht zusätzlich­e, verschiede­ne Insekten an und fördert die Nährstoffe und die Bakterien-Vielfalt im Boden, erläuterte Winzer Hubert Gutemann.

Die Kästen bleiben das ganze Jahr in der Nähe der Nahrung für die Insekten stehen, erläuterte Gerd Odenwälder vom Umweltamt des Landkreise­s. Es gebe in Baden-Württember­g etwa 500 Insektenar­ten und die Tiere benötigen zusätzlich­e Nahrung als nur aus der Weinanlage. Eine artenreich­e Begrünung im Umfeld sei notwendig. Ebenso sei es wichtig, dass Wildbienen und andere Hautflügle­r in der Nähe das ganze Jahr durch Nahrung, wie Pollen oder Nektar, finden.

Die Insektenho­tels sind aus Holz, die Wildbienen nutzen die Bohrlöcher zum Ablegen ihrer Eier und der dazu gehörenden Nahrung. Nebenan wartet Bambus- und Schilfrohr auf die neuen Bewohner.

 ?? FOTO: BRIGITTE WALTERS ?? Die ersten Winzer holen bereits die neuen Insektenho­tels beim Winzervere­in ab, mit dabei Biologe Gerd Odenwälder, Bodensee-Weinprinze­ssin Stephanie Megerle, Andrea Knoblauch, Elisabeth Lein, Albert Staneker, Hubert Gutemann, Richard Ganser, Karl Megerle, Vorsitzend­er Winzervere­in und Wilfried Hund (von links).
FOTO: BRIGITTE WALTERS Die ersten Winzer holen bereits die neuen Insektenho­tels beim Winzervere­in ab, mit dabei Biologe Gerd Odenwälder, Bodensee-Weinprinze­ssin Stephanie Megerle, Andrea Knoblauch, Elisabeth Lein, Albert Staneker, Hubert Gutemann, Richard Ganser, Karl Megerle, Vorsitzend­er Winzervere­in und Wilfried Hund (von links).

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