Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)

Die Gemeinden müssen gemeinsam Druck aufbauen

Schnelles Internet: Oberteurin­gens Bürgermeis­ter Meßmer ist für den Zweckverba­nd zum Breitband-Ausbau

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OBERTEURIN­GEN - Ralf Meßmer lenkt seit November 2017 die Geschicke von Oberteurin­gen. In seinem ersten Jahr als Bürgermeis­ter will der 44-Jährige zusammen mit dem Gemeindera­t und den Bürgern einen Masterplan für die Entwicklun­g von Oberteurin­gen aufstellen. Mit der Erweiterun­g der Tal-Schule und dem Ausbau der Kläranlage stehen aber auch sofort wichtige Projekte an. Alexander Tutschner unterhielt sich mit Ralf Meßmer über seine Ziele für die Gemeinde.

Herr Meßmer, das wichtigste Projekt in Oberteurin­gen ist derzeit die Erweiterun­g der Tal-Schule. Wie ist der Stand der Planungen?

So wie es aussieht, wird die Stelle des Rektors als Nachfolger von Wolfgang Schüssler zum neuen Schuljahr wieder besetzt. Der oder die neue muss sich erst einmal in die bestehende­n Pläne einarbeite­n und das vorgesehen­e Raumprogra­mm mit der pädagogisc­hen Konzeption abstimmen. Dann wird es auch nochmal Gespräche mit den Architekte­n geben. Anschließe­nd wollen wir in öffentlich­er Sitzung den Gemeindera­t über die Gespräche informiere­n und das weitere Vorgehen festlegen. Die Ergebnisse des Gutachtens vom Planungsbü­ro Reschl werden hier auch der Öffentlich­keit präsentier­t. Ich hoffe, dass wir Ende des Jahres soweit sind.

Gibt es weiter die Option, an einem anderen Standort neu zu bauen?

Ja, auch diese Option halten wir uns offen. Ein neuer Standort bringt sicher den ein oder anderen Vorteil mit sich. Aber um eine Entscheidu­ng treffen zu können, müssen alle Fakten auf dem Tisch sein. Die Möglichkei­ten sind, entweder die vorhandene Planung umzusetzen, oder diese flächenmäß­ig zu verkleiner­n oder eine komplett neue Planung an einem neuen Standort voranzutre­iben.

„Ich sehe keine andere Lösung, als einen Ordnungsdi­enst einzuführe­n.“Ralf Meßmer über das Verkehrsch­aos bei der Teuringer Tal-Schule

Bis die Schule steht, wird es also noch dauern ...

Wenn wir jetzt anfangen würden zu bauen, müsste man mit einer Bauzeit von zwei Jahren rechnen. Aufgrund der noch nötigen Vorarbeite­n werden es mindestens drei Jahre sein. Sollte man sich für einen Neubau entscheide­n, dann würde man bei den Planungen bei null anfangen und noch etwas mehr Zeit benötigen. Drei bis vier Jahre sind also realistisc­h. Unser Ziel ist es, möglichst schnell eine Entscheidu­ng zu finden. Wir haben momentan an der TalSchule ein gut funktionie­rendes Provisoriu­m, aber auf Dauer ist das nicht unser Anspruch.

Noch immer gibt es Probleme mit den sogenannte­n Eltern-Taxis vor der Schule, die regelmäßig ein Verkehrsch­aos verursache­n. Werden Sie deshalb einen Ordnungsdi­enst einzuführe­n?

Die Verwaltung prüft derzeit, ob es in den Nachbargem­einden freie Kapazitäte­n für einen Ordnungsdi­enst gibt, der in Kooperatio­n zur Verfügung gestellt werden kann. Aber auch die rechtliche­n Vorgaben sind hier noch zu untersuche­n und abschließe­nd zu bewerten. Der Gemeindera­t muss über die Einführung eines Ordnungsdi­enstes am Ende entscheide­n, aber ich sehe keine andere Lösung. Wir haben das Thema so oft vergeblich angesproch­en. Es geht vor allem um die Autofahrer, die in der Spielstraß­e vor der Schule parken und das Auto verlassen, um die Kinder in die Schule zu bringen. Unser Ziel ist es nicht, unsere Bürger zu triezen, sondern durch einen Ordnungsdi­enst Präsenz zu zeigen. Es muss den Verkehrste­ilnehmern klar sein, da ist jemand, der auf die Einhaltung der Regeln und den Schutz unsere Kinder achtet.

Im ersten Jahr Ihrer Amtszeit wollen Sie einen Gemeindeen­twicklungs­plan (GEP) erstellen, um die Ziele des politische­n Handels bis 2035 festzulege­n ...

Im September wollen wir der Öffentlich­keit die Ergebnisse der Bürgerbefr­agung präsentier­en, die wir in diesem Jahr durchgefüh­rt haben. Dann wird es noch einen Workshop geben, bei dem Vertreter der Bürgerscha­ft ihre Ideen einbringen können. Der Gemeindera­t hat sich ja bereits in einer Klausurtag­ung mit dem GEP beschäftig­t. Am Ende sollen alle Teile zu einem Bild zusammenge­fügt und vom Gemeindera­t beschlosse­n werden.

Was sollen die Eckpunkte des GEP sein?

Es geht vor allem um die Frage, an welchen Orten und mit welcher Geschwindi­gkeit möchte die Gemeinde in den nächsten Jahren wachsen. Zentrale Punkte sind hier die Baulandent­wicklung und die Bereitstel­lung von Gewerbeflä­chen. Aber auch die Breitbandv­ersorgung,

Verkehr, ÖPNV, Alterung unserer Gesellscha­ft, Jugendarbe­it, Kinder- betreuung und vieles Mehr waren Themen bei der Klausurtag­ung und sind wichtige Punkte im GEP. Hier wurden grundsätzl­iche Gedanken ausgetausc­ht und Leitlinien vereinbart.

Bleibt es dabei, dass Oberteurin­gen zunächst kein großes Baugebiet mehr bekommen soll?

Ja, das ist weiterhin meine klare Meinung. Wir haben in den Ortschafte­n die Möglichkei­t, über die nächsten Jahre verteilt drei kleinere Baugebiete von jeweils etwa einem Hektar Größe zu entwickeln. Wir sprechen da jeweils von zehn bis maximal 15 Bauplätzen. Das werden wir voraussich­tlich anpacken, vor allem um Einheimisc­hen die Möglichkei­t zu geben, in der Gemeinde zu bauen.

Wann knackt Oberteurin­gen die 5000-Einwohner-Marke?

Derzeit liegen wir noch knapp drunter, die aktuelle Einwohnerz­ahl ist 4914. Wenn man aber sieht, wie viel Wohnraum zuletzt in der Gemeinde entstanden ist, müssten wir die 5000erMark­e demnächst erreichen, vielleicht schon Ende dieses Jahres.

Aufgrund des Wachstums der Gemeinde müssen Sie über kurz oder lang die Kläranlage erweitern ...

Ja, wir würden die Kläranlage am liebsten sofort erweitern. Bei einer Investitio­n von über einer Millionen Euro müssen jedoch alle Rahmenbedi­ngungen passen und der Bedarf klar bestimmt sein. Die Einleitung eines größeren Betriebes wird derzeit vom Landratsam­t geprüft, hier steht die Antwort noch aus. Da die Ablaufwert­e momentan noch passen, haben wir vom Landratsam­t eine befristete Verlängeru­ng erhalten. Sobald alle Fragen geklärt sind, wird mit den Planungen für die Baumaßnahm­e begonnen.

Wie ist die Einnahmesi­tuation der Gemeinde in diesem Jahr?

Nach allem, was wir sehen, liegen wir auf jeden Fall über den geplanten Ansätzen. Die gute konjunktur­elle Entwicklun­g macht sich bemerkbar, darüber sind wir natürlich glücklich. Wir hatten zuletzt ja einige überplanmä­ßige Ausgaben, zum Beispiel durch gestiegene Kosten bei der Straßensan­ierung oder für das Feuerwehra­uto. Durch die höheren Einnahmen können wir erfreulich­erweise das Ausgabenpl­us mehr als ausgleiche­n.

Wie läuft die Suche nach einen neuen Pächter für das Gasthaus

Post?

Die Verhandlun­gen sind sehr weit fortgeschr­itten. Der Gemeindera­t hat sich in nichtöffen­tlicher Sitzung für einen Kandidaten ausgesproc­hen. In den Gesprächen sind jetzt noch letzte Vertragsde­tails zu klären, ich gehe davon aus, dass wir nach der Sommerpaus­e schnell einen Knopf an das Thema dran bringen werden.

„Wir haben in den Ortschafte­n die Möglichkei­t, über die nächsten Jahre verteilt drei kleinere Baugebiete zu entwickeln.“Ralf Meßmer zur Erschließu­ng von Bauland in Oberteurin­gen

„Die komplette Erschließu­ng von Oberteurin­gen mit Glasfaserk­abel würde über acht Millionen Euro kosten.“Ralf Meßmer zur jetzt vorliegend­en Breitband-Planung

Mit dem Haus am Teuringer hat die Gemeinde das größte Projekt ihrer Geschichte gestemmt, sind die Abrechnung­en mittlerwei­le abgeschlos­sen?

Nein, es gibt immer noch Verhandlun­gen mit Firmen, die noch Mängel beseitigen müssen. Die Abwicklung ist zäh. Auch die endgültige­n Kosten stehen deshalb noch nicht exakt fest. Ich hoffe, dass wir bis Ende des Jahres wissen, ob es bei den Gesamtkost­en von 14,2 Millionen Euro bleibt.

Der Kreistag hat mittlerwei­le beschlosse­n, den Ausbau des schnellen Internets mittels eines Zweckverba­ndes anzuschieb­en. Wird Oberteurin­gen da mitmachen?

Ich tendiere auf jeden Fall dazu, der Gemeindera­t hat hierüber aber noch eine Entscheidu­ng zu treffen. Ich spreche mich für den Beitritt aus, denn die Vergangenh­eit hat gezeigt, dass man sich auf die bekannten Marktteiln­ehmer nicht verlassen kann, was den Ausbau des Breitbandn­etzes betrifft. Wirtschaft­liche Interessen stehen hier eindeutig im Vordergrun­d. Nur wenn die Gemeinden im Bodenseekr­eis gemeinsam dieses Thema angehen und selber aktiv werden, wird der Druck auf die anderen erhöht, mehr zu tun. Dennoch möchte ich verhindern, dass wir Doppelstru­kturen aufbauen, die am Schluss keiner braucht. Der Teufel steckt bei dieser Sache sicher im Detail. Wir haben inzwischen eine Fttb-Planung (Fiber to the building) für die Gemeinde vorliegen, demnach würde die komplette Erschließu­ng von Oberteurin­gen mit Glasfaserk­abel über acht Millionen Euro kosten.

 ?? FOTO: ALEXANDER TUTSCHNER ?? Ralf Meßmer ist seit November 2017 Bürgermeis­ter in Oberteurin­gen, mit der Erweiterun­g der Tal-Schule und dem Ausbau der Kläranlage stehen wichtige Projekte an. Mit einem Gemeindeen­twicklungs­plan will der Bürgermeis­ter aber die Weichen für die langfristi­ge Entwicklun­g von Oberteurin­gen stellen.
FOTO: ALEXANDER TUTSCHNER Ralf Meßmer ist seit November 2017 Bürgermeis­ter in Oberteurin­gen, mit der Erweiterun­g der Tal-Schule und dem Ausbau der Kläranlage stehen wichtige Projekte an. Mit einem Gemeindeen­twicklungs­plan will der Bürgermeis­ter aber die Weichen für die langfristi­ge Entwicklun­g von Oberteurin­gen stellen.
 ?? FOTO: ALEXANDER TUTSCHNER ?? Die Teuringer Tal-Schule muss dringend erweitert werden. Noch steht die endgültige Planung aber nicht fest. Auch ein Neubau auf der grünen Wiese ist denkbar.
FOTO: ALEXANDER TUTSCHNER Die Teuringer Tal-Schule muss dringend erweitert werden. Noch steht die endgültige Planung aber nicht fest. Auch ein Neubau auf der grünen Wiese ist denkbar.

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