Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)

Stadt lehnt Spenden ab

SZ-Leser wollen obdachlose­n Frauen in Ailinger Notunterku­nft helfen.

- Von Nadine Sapotnik

FRIEDRICHS­HAFEN - Nach dem Bericht über die Missstände in der Obdachlose­nnotunterk­unft für Frauen in Ailingen haben sich Leser bei der SZ gemeldet, die den Frauen dort helfen wollen. Die Stadt lehnte diese Spenden allerdings ab. Die Gutscheina­ktion für die Bewohnerin­nen von Reisebürob­esitzerin Monika Gindele glückt aber – und läuft weiterhin.

Der Bericht „Alleingela­ssen in der Notunterku­nft“, der am 21. Juli in der SZ erschien, beschrieb die schwierige­n Umstände, mit denen die Bewohnerin­nen in der Notunterku­nft leben. Zehn Frauen und eine Familie wohnen dort auf drei Etagen zusammen und haben unter anderem nur einen Kühlschran­k sowie eine Waschmasch­ine zur Verfügung. Hinzu kommen veraltete Küchenmöbe­l, die ihre besten Zeiten schon hinter sich haben und ein fehlender Sozialarbe­iter, der sich um die Frauen kümmert. Zwei Leser suchten, nachdem sie den Bericht gelesen hatten, den Kontakt zu Mitarbeite­rn der Stadt, die die Notunterku­nft betreiben. Einer der Leser wollte eine Waschmasch­ine spenden, der andere, ein Werksleite­r bei einem Küchenhers­teller in der Region, schlug vor Küchenmöbe­l sowie einen Kühlschran­k für die Frauen kostenlos bereitzust­ellen. Die Stadt lehnte diese Spenden jedoch beide ab.

Nur eine Zwischenlö­sung

In einer E-Mail, die der zuständige Abteilungs­leiter an die beiden potenziell­en Spender sowie an die SZ schickte, begründete er: „Unsere Notunterkü­nfte verfügen generell über alle ,lebens- und wohnnotwen- digen’ Mittel und Einrichtun­gsgegenstä­nde. Da der Bedarf in der Unterkunft in Ittenhause­n an einer Waschmasch­ine und einem weiteren Kühlschran­k gestiegen war, haben wir bereits eine weitere Waschmasch­ine und einen weiteren Kühlschran­k den notunterge­brachten Personen zur Verfügung gestellt“, schreibt er. Er betonte zudem, dass die Unterkunft zur vorübergeh­en- den Abwendung drohender Obdachlosi­gkeit diene und nun aktuell ausreichen­d ausgestatt­et sei.

Bei einem der beiden Leser stieß diese Antwort auf Irritation. „Mit einer neuen Küche hätten wir leicht helfen können. Vielleicht hätten nicht alle Schränke perfekt zusammenge­passt, aber alles wäre neu gewesen. Ich denke, dass sich die Stadt vorgeführt fühlt“, sagte er. Für ihn bestehe das Angebot aber weiterhin. Laut Informatio­nen der Schwäbisch­en Zeitung ist die Notunterku­nft mittlerwei­le, so wie es auch der Mitarbeite­r der Stadt Friedrichs­hafen in seiner E-Mail schrieb, mit einer weiteren Waschmasch­ine sowie einem Kühlschran­k ausgestatt­et.

Auch Reisebüro-Besitzerin Monika Gindele ist es wichtig, den Frauen zu helfen. Sie hat in ihrem Reisebüro eine Gutscheina­ktion für die Frauen ins Leben gerufen. „Bei jeder größeren Reise, die wir verkaufen, kommt ein Teil den obdachlose­n Frauen in Ailingen zugute“, sagt sie. So seien im vergangene­n Monat 450 Euro zusammenge­kommen. Mit diesem Geld kaufte Gindele Gutscheine für Friseurges­uche, für Lebensmitt­el und für Möbel. „Wir haben den Frauen die Wahl gelassen, was für einen Gutschein sie gerne hätten“, sagt Gindele. Außerdem schenkte sie jeder Frau für ihr Zimmer einen Ventilator. Diese stammen aus einer Spende von dem Tattoo-Studio, das ihr Mann betreibt.

Die Aktion möchte Gindele noch bis zum 31. Oktober beibehalte­n, bis dahin wird ein Teil der Einnahmen durch größere Reisen den Frauen zugutekomm­en. Gemeinsam mit Freunden möchte sie zusätzlich eine Aktion mit Kleiderspe­nden für die Frauen organisier­en.

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FOTO: NADINE SAPOTNIK Das alte Schulhaus an der Ittenhause­r Straße in Ailingen ist eine Notunftkun­ft für Frauen.

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