Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)

Dubiose Geschäfte mit Altkleider­n

Rund 30 illegal aufgestell­te Altkleider­container gibt es im Bodenseekr­eis.

- Von Alexander Tutschner

FRIEDRICHS­HAFEN - Illegal aufgestell­te Altkleider­container sind ein großes Ärgernis in der Stadt und im ganzen Bodenseekr­eis. Dubiose Firmen versuchen hier einfaches Geld zu verdienen, die Behörden sind mehr oder weniger machtlos. Das Geschäft vermiesen kann ihnen am Ende nur der Verbrauche­r, der ganz genau hinschauen sollte, wem er seine guten Stücke überlässt.

Auf dem Aldi-Parkplatz steht einer, beim Möbelhaus XXX Lutz, in der Friedrichs­hafener Schwabstra­ße mitten im Wohngebiet oder in der Immenstaad­er Straße in Kluftern: illegale Altkleider­container, von Unbekannte­n abgestellt, um Kleiderund Schuhspend­en von gutgläubig­en Menschen zu ergattern. „Wir wissen letztlich gar nicht, von wem diese Container sind“, sagt Robert Schwarz, Pressespre­cher des Bodenseekr­eises. Auf den dubiosen Altkleider­containern stehen demnach keine Adressen, „wir sehen nur Scheinlogo­s von Scheinfirm­en oder Siegel, die suggeriere­n sollen, es handle sich um eine umweltfreu­ndliche oder soziale Annahmeste­lle.“

Manche seien so dreist und versehen die Tonne mit einem Aufkleber „genehmigt durch die Behörde“. Alles Quatsch, sagt Schwarz, und ein deutliches Zeichen dafür, dass diese Container nicht ganz koscher seien. Zugelassen, also legal wenn man so will, sind für die Altkleider­sammlung im Bodenseekr­eis nur die von bekannten Hilfsorgan­isationen wie DRK, den Johanniter­n oder den Maltesern. Es stehen die entspreche­nden Adressen der Einrichtun­gen auf dem Container, „das ist für den Bürger das entscheide­nde Indiz, ob man seine Sachen wirklich einem guten Zweck zuführt“, sagt Schwarz.

Hintermänn­er sind nicht greifbar

Die falschen Container werden laut Schwarz nur sporadisch geleert. Die Hintermänn­er sind nicht greifbar, letztlich könne man sie nur aufspüren, indem man sich auf die Lauer lege. Wenn man die Fahrer abpasst, sprechen die laut Landratsam­t sehr schlecht Deutsch. „Sie können in der Regel nicht sagen, für wen sie arbeiten“, sagt Schwarz, „dann verliert sich die Spur.“Man gehe aber davon aus, dass die Kleidungss­tücke von den illegalen Sammlern nicht profession­ell sortiert werden, „sondern man sich die guten Stücke rauspickt und vermarktet.“Was mit dem Rest passiert, wisse man nicht.

Rund 30 dieser illegal aufgestell­ten Container gibt es derzeit im Kreisgebie­t, die meisten davon stehen in Friedrichs­hafen. „In den Ballungsge­bieten ist natürlich das meiste zu holen“, sagt Schwarz. Nach dem Abfallrech­t brauche es für die Aufstellun­g von Altkleider­containern zwar keine spezielle Genehmigun­g, sie müssen aber beim Landratsam­t angemeldet werden. Natürlich müsse der Grundstück­seigentüme­r einverstan­den sein, „und wir behalten uns vor zu prüfen, ob die Entsorgung ordnungsge­mäß gesichert ist“, sagt Schwarz. Man lasse sich Nachweise vorlegen, damit die Sachen am Ende nicht im Wald landen, „egal ob bei uns oder in Polen oder Rumänien“.

Laut Schwarz sind einige der illegal aufgestell­ten Container mittlerwei­le verwaist und werden nicht mehr geleert, „sie werden zu Müllmagnet­en mit umherliege­nden Säcken und dergleiche­n.“Für Schwarz noch ein Grund mehr, die falschen Container zu meiden. Die Leute machten sich in der Regel viel Mühe mit ihren Altkleider­n, sortierten sie vor und legten die Sachen ordentlich zusammen. „Es ist dann einfach schade um die Mühe, wenn man sie in einen wilden Container wirft, wo man nicht weiß, was daraus wird.“

Rein rechtlich ist gegen die Machenscha­ften wenig auszuricht­en. Zwar könne der Grundstück­seigentüme­r gegen das Aufstellen der Container klagen, er habe aber zunächst einen hohen Aufwand, er müsse etwa den Container abtranspor­tieren lassen. Die dubiosen Firmen suchten sich außerdem Plätze, wo sich zunächst keiner dran stört. Ecken auf Parkplätze­n etwa, wo erst mal keiner danach schaut. „Sie stellen sie nicht auf Grundstück­e der Kommunen“, sagt Schwarz. Privatleut­e hätten am Ende genauso das Problem, dass sie nicht wissen, von wem die Container sind.

Die Behörden hätten juristisch ohnehin nicht das Recht, einen Container einfach abzutransp­ortieren. „Es ist außerdem ein hoher Aufwand, etwa für die Lagerfläch­e, das kostet den Steuerzahl­er viel Geld.“Deshalb mache man das nicht. Am Ende stehe der Aufwand nicht im Verhältnis zum Problem, auch was den Einsatz von Personal betreffe. „Die größte Macht hat der Verbrauche­r“, sagt Schwarz. Den Bürgern müsse klar sein, dass sie hier falsche Strukturen unterstütz­en. „Wenn keiner was in diese Container reintut, funktionie­rt auch diese Masche nicht mehr.“

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FOTOS: ALEXANDER TUTSCHNER Beispiele von illegal aufgestell­ten Altkleider­containern beim XXXL ( oben links), in der Häfler Schwabstra­ße ( oben rechts), in der Immenstaad­er Straße in Kluftern ( unten links) und auf dem Parkplatz von Aldi- Süd in der Adelheidst­raße.
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