Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)
Dubiose Geschäfte mit Altkleidern
Rund 30 illegal aufgestellte Altkleidercontainer gibt es im Bodenseekreis.
FRIEDRICHSHAFEN - Illegal aufgestellte Altkleidercontainer sind ein großes Ärgernis in der Stadt und im ganzen Bodenseekreis. Dubiose Firmen versuchen hier einfaches Geld zu verdienen, die Behörden sind mehr oder weniger machtlos. Das Geschäft vermiesen kann ihnen am Ende nur der Verbraucher, der ganz genau hinschauen sollte, wem er seine guten Stücke überlässt.
Auf dem Aldi-Parkplatz steht einer, beim Möbelhaus XXX Lutz, in der Friedrichshafener Schwabstraße mitten im Wohngebiet oder in der Immenstaader Straße in Kluftern: illegale Altkleidercontainer, von Unbekannten abgestellt, um Kleiderund Schuhspenden von gutgläubigen Menschen zu ergattern. „Wir wissen letztlich gar nicht, von wem diese Container sind“, sagt Robert Schwarz, Pressesprecher des Bodenseekreises. Auf den dubiosen Altkleidercontainern stehen demnach keine Adressen, „wir sehen nur Scheinlogos von Scheinfirmen oder Siegel, die suggerieren sollen, es handle sich um eine umweltfreundliche oder soziale Annahmestelle.“
Manche seien so dreist und versehen die Tonne mit einem Aufkleber „genehmigt durch die Behörde“. Alles Quatsch, sagt Schwarz, und ein deutliches Zeichen dafür, dass diese Container nicht ganz koscher seien. Zugelassen, also legal wenn man so will, sind für die Altkleidersammlung im Bodenseekreis nur die von bekannten Hilfsorganisationen wie DRK, den Johannitern oder den Maltesern. Es stehen die entsprechenden Adressen der Einrichtungen auf dem Container, „das ist für den Bürger das entscheidende Indiz, ob man seine Sachen wirklich einem guten Zweck zuführt“, sagt Schwarz.
Hintermänner sind nicht greifbar
Die falschen Container werden laut Schwarz nur sporadisch geleert. Die Hintermänner sind nicht greifbar, letztlich könne man sie nur aufspüren, indem man sich auf die Lauer lege. Wenn man die Fahrer abpasst, sprechen die laut Landratsamt sehr schlecht Deutsch. „Sie können in der Regel nicht sagen, für wen sie arbeiten“, sagt Schwarz, „dann verliert sich die Spur.“Man gehe aber davon aus, dass die Kleidungsstücke von den illegalen Sammlern nicht professionell sortiert werden, „sondern man sich die guten Stücke rauspickt und vermarktet.“Was mit dem Rest passiert, wisse man nicht.
Rund 30 dieser illegal aufgestellten Container gibt es derzeit im Kreisgebiet, die meisten davon stehen in Friedrichshafen. „In den Ballungsgebieten ist natürlich das meiste zu holen“, sagt Schwarz. Nach dem Abfallrecht brauche es für die Aufstellung von Altkleidercontainern zwar keine spezielle Genehmigung, sie müssen aber beim Landratsamt angemeldet werden. Natürlich müsse der Grundstückseigentümer einverstanden sein, „und wir behalten uns vor zu prüfen, ob die Entsorgung ordnungsgemäß gesichert ist“, sagt Schwarz. Man lasse sich Nachweise vorlegen, damit die Sachen am Ende nicht im Wald landen, „egal ob bei uns oder in Polen oder Rumänien“.
Laut Schwarz sind einige der illegal aufgestellten Container mittlerweile verwaist und werden nicht mehr geleert, „sie werden zu Müllmagneten mit umherliegenden Säcken und dergleichen.“Für Schwarz noch ein Grund mehr, die falschen Container zu meiden. Die Leute machten sich in der Regel viel Mühe mit ihren Altkleidern, sortierten sie vor und legten die Sachen ordentlich zusammen. „Es ist dann einfach schade um die Mühe, wenn man sie in einen wilden Container wirft, wo man nicht weiß, was daraus wird.“
Rein rechtlich ist gegen die Machenschaften wenig auszurichten. Zwar könne der Grundstückseigentümer gegen das Aufstellen der Container klagen, er habe aber zunächst einen hohen Aufwand, er müsse etwa den Container abtransportieren lassen. Die dubiosen Firmen suchten sich außerdem Plätze, wo sich zunächst keiner dran stört. Ecken auf Parkplätzen etwa, wo erst mal keiner danach schaut. „Sie stellen sie nicht auf Grundstücke der Kommunen“, sagt Schwarz. Privatleute hätten am Ende genauso das Problem, dass sie nicht wissen, von wem die Container sind.
Die Behörden hätten juristisch ohnehin nicht das Recht, einen Container einfach abzutransportieren. „Es ist außerdem ein hoher Aufwand, etwa für die Lagerfläche, das kostet den Steuerzahler viel Geld.“Deshalb mache man das nicht. Am Ende stehe der Aufwand nicht im Verhältnis zum Problem, auch was den Einsatz von Personal betreffe. „Die größte Macht hat der Verbraucher“, sagt Schwarz. Den Bürgern müsse klar sein, dass sie hier falsche Strukturen unterstützen. „Wenn keiner was in diese Container reintut, funktioniert auch diese Masche nicht mehr.“