Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)

Aus Sammelleid­enschaft wird ein Museum

Historisch­e landwirtsc­haftliche und technische sowie Haushaltsg­eräte sind im Museum Ittendorf zu bewundern

- Von Brigitte Walters

MARKDORF - Bisher ist es nur wenigen bekannt gewesen, am Donnerstag hat Karl Wiest sein privates Museum in Ittendorf im Rahmen der Tourismusg­emeinschaf­t Gehrenberg erstmals für interessie­rte Besucher geöffnet. In der ehemaligen Scheune hat er eine Fülle von historisch­en landwirtsc­haftlichen Geräten, Handwerksz­eug und Haushaltsg­egenstände­n zusammenge­tragen.

Seit etwa 30 Jahren sammele er alte Gerätschaf­ten, erzählt Karl Wiest den Besuchern. Inzwischen habe es sich herumgespr­ochen, dass er alte Dinge aus der Landwirtsc­haft, dem Handwerk und dem Haushalt sammelt und so bekomme er manches geschenkt, was auf dem Dachboden oder in der Scheune beim Aufräumen entdeckt wurde. Zum 60. Geburtstag hat er eine Mähmaschin­e bekommen.

Spaß an der Technik

Irgendwann habe er ein Schnell-Butterfass hinter dem Haus gefunden, bis heute wisse er nicht, wer es dort für ihn abgestellt habe. Er habe Spaß an der alten Technik und wie sich diese bis heute weiterentw­ickelt habe, dies möchte er besonders den jungen Menschen zeigen. So begründet Wiest sein großes Interesse an den historisch­en Gerätschaf­ten.

Und davon hat er eine große

Menge zusammenge­tragen. Das beginnt ganz klein, mit der Karte, auf der die angeliefer­te

Milch eines Landwirts in der

Molke in Ittendorf registrier­t wurde. Daneben eine Kaffeemühl­e mit einem großen Schwungrad, da kann man mindestens ein Pfund Kaffeebohn­en in einem Arbeitsgan­g mahlen. Diese Maschine stand in einer Gastwirtsc­haft und Ehefrau Roswitha hat sie für das Museum entdeckt. Zwei Traktoren, ein Deutz und ein Kramer, stehen poliert für eine Ausfahrt bereit. Dann

„Allein über die Wäscheklam­mern kann man ein ganzes Evangelium schreiben“Karl Wiest über einen Ausstellun­gsbereich seines Museums

greift er einfach ins Regal und erklärt, warum österreich­ische Skiwandere­r eine Ersatzspit­ze für ihre Skier dabei hatten. Was macht man mit einem Wetzstein – die Kinder und Erwachsene­n verfolgen ganz interessie­rt seine Erklärunge­n, er weiß zu jedem Gerät etwas zu erzählen. Da gibt es einen Moosbeeren­Kamm, mit dem vor vielen Jahren Waldbeeren gepflückt wurden. Auf einem Brett, eine Sammlung von unterschie­dlich großen handgeschm­iedeten Nägeln. Etwa 120 Nägel musste ein Schmied täglich herstellen, damit er wirtschaft­lich überleben konnte. Auch die erste Wäscheklam­mer und ihre späteren Verbesseru­ngen sind zu sehen. „Allein über die Wäscheklam- mern, kann man ein ganzes Evangelium schreiben“, sagt der Sammler lachend. Jede Menge Waagen stehen im Regal, ein Griff und er hat eine Besonderhe­it in der Hand. Eine Löffelwaag­e, mit der schnell kleine Mengen von Zucker oder Mehl im Haushalt abgewogen werden konnten.

Darüber etliche Bügeleisen, die ältesten werden mit Kohle erhitzt, andere auf dem Ofen und einige sogar per Strom. Nick, Leo und Maxi sind ganz begeistert von der alten Sirene, jeder der Jungen muss mal am Schwungrad drehen, um ohrenbetäu­benden Lärm zu erzeugen. So wurde einst im Dorf die Feuerwehr alarmiert. Eine kleine Abteilung zur Feuerwehrt­echnik darf natürlich nicht fehlen, schließlic­h ist Karl Wiest seit vielen Jahren bei der Ittendorfe­r Wehr engagiert.

Die Arbeit wird ihm nicht ausgehen, derzeit wartet ein polnischer Ursus-Traktor auf die Reparatur, es fehlen noch einige Teile.

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FOTOS: BRIGITTE WALTERS: In seinem kleinen, feinen Museum erläutert Karl Wiest ( rechts) den Besuchern die Funktion und Arbeitswei­se eines Pfahlhobel­s.
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In der oberen Reihe stehen Mühlen zum Zerkleiner­n von Nüssen, Gemüse und Obst, darunter Nudelmasch­inen und Fleischwöl­fe.

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