Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)
Zukunft des alten Zollhaus ist ungewiss
2014 war noch der Abriss geplant – Fraktionen sollen zunächst im Gebäude in der Innenstadt bleiben
Eigentlich sollte es abgerissen werden. Die Stadt schweigt zu weiteren Plänen.
FRIEDRICHSHAFEN - Seit vier Jahren steht ein Abriss des alten Zollamts in der Schanzstraße im Raum. Konkrete Pläne dazu gibt es aber offenbar immer noch nicht. Die Pressestelle der Stadt beantwortet Fragen zum Zollamt entweder knapp oder gar nicht. Dabei würden sich die großen Ratsfraktionen eine Belebung der Innenstadt wünschen.
Im Jahr 2014 war für Oberbürgermeister Andreas Brand klar: Das alte Zollamt soll abgerissen werden. In einem Interview mit der Schwäbischen Zeitung sagte er damals, dass man für das Areal ein Nutzungskonzept brauche, das die Umgebung qualitativ aufwerte. „Das Einzelhandelsgutachten sagt, dass in der Innenstadt noch Läden mit eher größerer Verkaufsfläche fehlen. Es muss ein Hingucker werden, ein Frequenzbringer. Auch Gewerbe und Wohnen und Büros sind dort vorstellbar“, sagte Brand über das Areal. Auf die Frage, ob er dieser Aussage jetzt immer noch zustimmen könne, hat die Pressestelle der Stadt trotz zweimaliger Nachfrage keine Antwort gegeben.
Nur als Provisorium geplant
Die Stadtverwaltung gibt lediglich die Information, dass „die Belegung mit Büro-, Fraktions- und Besprechungsräumen in der Schanzstraße 14 mittelfristig so beibehalten bleiben soll“. Derzeit gebe es keine Ansätze, die jetzige Nutzung des Gebäudes grundsätzlich zu ändern. In einer Gemeinderatssitzung im Oktober 2014 war aber beschlossen worden, dass die Räume nur als Provisorium gebraucht werden. Die Sitzungsvorlage nannte einen Zeitraum von drei bis fünf Jahren. Diese Frist würde im Oktober 2019 verstreichen.
„Zuerst muss die Ideenfindung stattfinden, was mit dem Areal gemacht werden soll“, sagt Architekt Fritz Hack, der früher auch im Stadtforum engagiert war. Wenn das Gebäude abgerissen werde, sollte es einen offenen Architektenwettbewerb geben, bei dem man den besten Vorentwurf prämiert. „Bis nur die reine Planungsphase abgeschlossen ist, wäre das Jahr 2019 schon vorbei“, sagt Hack. Im Stadtforum habe man immer mit Nachdruck gefordert, dass etwas mit dem Areal passieren müsse.
Auch die vier großen Fraktionen des Gemeinderats haben eine klare Meinung zur künftigen Nutzung des alten Zollamtes: Alle erhoffen sich eine Belebung der Innenstadt durch eine Entwicklung des Standorts. „Das Zollamt gehört zum Tafelsilber der Stadtentwicklung in Sachen Innenund Altstadt“, sagt CDU-Fraktionsvorsitzender Achim Brotzer. Ein Patentrezept für die beste Art der Entwicklung gebe es nicht. „Ich persönlich glaube, dass sich der Gemeinderat für einen Architektenwettbewerb entscheiden sollte“, so Brotzer.
Fraktionen wollen Veränderung
Auch die SPD-Fraktion wünscht sich einen Abriss des alten Zollamtes: „Die Fraktion wird sich dafür einsetzen, dass im nächsten Doppelhaushalt 2020/2021 Gelder eingeplant werden und ein städtebaulicher Wettbewerb durchgeführt wird“, sagt SPD-Fraktionsvorsitzender Dieter Stauber. Im derzeitigen Doppelhaushalt ist das Gelände kein Thema. Aus Sicht der Sozialdemokraten können die Fraktionen statt mit dem alten Zollamt auch mit einem anderen Standort für die Fraktionsräume leben.
Für Bündnis 90/Die Grünen sei von Anfang an klar gewesen, dass die Fraktionsräume nur eine Zwischenlösung sind, sagt Fraktionsvorsitzende Mathilde Gombert auf Nachfrage der Schwäbischen Zeitung. „Ob und wann die Stadtverwaltung die Entwicklung des alten Zollamts in Angriff nehmen will und personell kann, entzieht sich leider zum momentanen Zeitpunkt unserer Kenntnis“, schreibt sie. Auch die Grünen erhoffen sich innovative und zukunftsorientierte Konzepte, bei denen das Innenstadtklima nicht auf der Strecke bleiben solle.
Platz für ein Stadtmuseum?
Für die Fraktion der Freien Wähler ist das Thema altes Zollamt noch offen: „Wir können erst eine Entscheidung treffen, wenn konkrete Vorschläge für die Nutzung vorliegen“, sagt Eberhard Ortlieb, Fraktionsvorsitzender der Freien Wähler. Fakt sei jedoch, dass die künftige Nutzung des alten Zollamtsareals die Altstadt beleben solle. Es gebe auch einige Bürger in Friedrichshafen, die sich dort ein Stadtmuseum vorstellen könnten.