Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)

Solange Maria auf uns schaut, geht Europa nicht unter

Mehr als 3000 Christen pilgern an Mariä Himmelfahr­t zur 37. Fatima-Schiffspro­zession auf den Bodensee

- Von Susi Donner

LINDAU/BREGENZ/RORSCHACH – Es ist ein wunderbare­r Sommeraben­d, als die fünf Schiffe, gefüllt mit Gläubigen aus ganz Europa und begleitet von Musikkapel­len, in ihren jeweiligen Häfen ablegen und Kurs nehmen auf eine gedachte Grenze der drei Länder Österreich, Deutschlan­d und Schweiz. Die Sonne neigt sich blutrot dem Horizont zu, ihr gegenüber ist der Mond schon aufgegange­n.

Zu dieser Kulisse passt so recht schön der Gesang aus vielen hundert Kehlen: „Maria dich lieben ist allzeit mein Sinn!“Es ist ein feierliche­s und friedliche­s Gefühl, das sich unter den Pilgern der 37. Fatima-Schiffspro­zession an Mariä Himmelfahr­t ausbreitet. Die Gebete wie die Lieder klingen sanft über den See. Auf dem Monstranz-Schiff, so genannt, weil sich das Allerheili­gste darauf befindet, haben sich um Direktor Nikolaus Maier, von der Gebetsstät­te Wigratzbad, und Weihbischo­f Matthias Heinrich aus Berlin viele Priester und Ordensschw­estern versammelt.

Darunter auch Schwester Josefa und Schwester Manuela. Sie sind Dienerinne­n der geistliche­n Familie vom Heiligen Blut in Hittisau, und sie haben die Brüder David und Darius Storm zur Schiffspro­zession mitgebrach­t, die dort im Kloster mit ihren Eltern und Geschwiste­rn Familienex­erzitien machen. Die Jugendlich­en haben ihren Rosenkranz dabei. „Wir sind eine sehr gläubige Familie“, erzählt der 15-jährige Darius. Im Kloster beten sie viel und nehmen an Andachten teil. In ihrem Freundeskr­eis seien sie eher die Ausnahme. „Aber das kann sich ja noch ändern. Wir gehen jedenfalls mit gutem Beispiel voran. Für uns ist unser Glaube und das Gebet sehr wichtig“, erklärt der 16jährige David.

Seine Worte passen zu den Worten, die Weihbischo­f Matthias Heinrich an die Pilger richtet, als die Schiffe in der Dämmerung die gedachte Ländergren­ze erreicht haben und sich um das Monstranz-Schiff versammeln. Doch zuerst begrüßt Direktor Nikolaus Maier die Pilger und erwähnt vor allem die jungen Leute auf dem Jugendschi­ff: „Maria hat uns hier zusammenge­führt, als Licht das nicht untergeht, zum gemeinsame­n Gebet, um ein christlich­es Europa das eure Zukunft sein soll.“Dann grüßt er zur MS Vorarlberg hinüber, die im Lindauer Hafen gestartet ist und auf der zum letzten Mal Pfarrer Georg Alois Oblinger die Schiffspro­zession begleitet, der im Oktober die Gebetsstät­te Marienfrie­d in Pfaffenhof­en an der Roth übernehmen wird: „Sie waren viele Jahre treu dabei. Wir wünschen Ihnen eine gute Zeit an Ihrem neuen Wirkungsor­t.“

Wo kein Gott, da regieren andere Mächte

„Maria leuchtet für uns als vollendete­r Stern“, beginnt Weihbischo­f Matthias Heinrich seine Ansprache an die Pilger. Er setzt Europa und die Flagge der Europäisch­en Union – 12 leuchtende Sterne auf blauem Grund – in Bezug zu einem Sternenkra­nz, der das Haupt der himmlische­n Mutter umgibt. Europa sei verbunden mit der biblischen Botschaft. Die Flagge Europas erinnere uns an unsere christlich­en Wurzeln. „Ohne schwarzseh­en zu wollen, glaube ich, dass Europa ohne seine christlich­en Wurzeln nicht bestehen kann. Ich befürchte aber, dass wir dabei sind, sie zu verlieren. Und wo kein Gott, da regieren andere Mächte.“Er legt den Pilgern das Gebet zu Maria ans Herz. Sie sei der Weg zu Jesus und der Weg zurück zu den christlich­en Wurzeln. „Wir dürfen im Gebet nicht nachlassen. Wenn wir uns und Europa Maria anvertraue­n, sind wir auf dem richtigen Weg. Und solange Maria auf uns schaut, geht Europa nicht unter“, endet er seine Rede.

„Großer Gott wir loben dich“, hallt es in den Himmel, gefolgt von einem Klangfeuer­werk, das die Pilger mit Begeisteru­ng genießen, bevor die Schiffe zurück in die Häfen gleiten. „Segne du, Maria“, singen die durch das Gebet und den Segen gestärkten Pilger, und David und Darius strahlen. „Das war so schön.“

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FOTOS: SUSI DONNER Schiff ahoi: Auf der MS Vorarlberg, die im Lindauer Hafen gestartet ist, begleitet zum letzten Mal der Reutiner Pfarrer Georg Alois Oblinger die Schiffspro­zession.
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Der Musikverei­n Merazhofen mit seinem Dirigenten Karl Kurray spielt seit 18 Jahren auf dem Monstranz-Schiff.

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