Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)
Es geht bergauf
Eine Gruppe von Ehrenamtlichen und Geflüchteten geht auf eine Wanderung
FRIEDRICHSHAFEN (sz) - Eine Gruppe aus Geflüchteten und Ehrenamtlichen des ökumenischen Asylkreises Friedrichshafen-West hat sich zusammengefunden, um sich ins Allgäu aufzumachen. Das teilt der Asylkreis in einer Pressemitteilung mit.
„Gemeinsam wandern und einen Tag unbeschwert in der Natur verbringen, ist nicht nur eine Abwechslung zum Alltag, sondern etwas ganz Besonderes, gerade auch für traumatisierte Menschen aus Kriegsgebieten“, sagt Jörg, einer der Mitwanderer. Für viele der Geflüchteten sei es das erste Mal in der Natur: Disteln haben sie noch nie gesehen oder wilde Erdbeeren geschmeckt. „Wenige der Geflüchteten sind in ihrem bisherigen Leben auf Berge gestiegen und keiner hat je einen Sessellift benutzt”, sagt Jörg. Ziel an diesem sonnigen Sonntagvormittag im Naturpark Nagelfluhkette, ist eine Tour zum Mittag mit einer Höhe von 1451 Metern, um von dort weiter zum Bärenköpfle zu ziehen.
Es geht um das Miteinander
Am Gipfel des Mittag angekommen, eröffnet sich ein herrliches Panorama in alle Himmelsrichtungen. Alle sind hellauf begeistert. „Die Weite dieser Landschaft kennenzulernen, neue Erfahrungen und Erlebnisse mit anderen auszutauschen, rückt Bedrückendes, zumindest für eine Weile, in weite Ferne. Die Schönheit der Natur lenkt ab von möglichen drohenden Ablehnungsbescheiden”, sagt Irene, die ebenfalls dabei ist.
Wandern in Gemeinschaft tut gut: „Miteinander unterwegs sein, sich gegenseitig unterstützen, ins Gespräch kommen, einander zuhören und mehr voneinander verstehen und Spaß haben.” Das ist für Heidi und Peter gelebte Integration. Wandern kann die Augen öffnen für das Wesentliche oder das Nächste, das es zu bewältigen gilt. Einen Weg zu gehen, heißt aber auch, Abschied zu nehmen von einem anderen. Davon erzählen lebhaft Mussje, Hassan und Binijam, von ihrem früheren Leben in der Heimat als auch den Herausforderungen seit ihrer Ankunft in Friedrichshafen vor drei Jahren. Vieles hat sich in ihrem Leben verändert, es geht bergauf beruflich, mit dem sich verbessernden Sprachverständnis gestalten sich die Dinge im Alltag einfacher und Freundschaften, auch zu Ehrenamtlichen, haben sich entwickelt und gefestigt. Auch die Kinder haben die Tour spielerisch bewältigt: „Das war ein supercooler Tag“, sagen Jawid und Ali.