Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)

Gut Ding will Weile haben, oder?

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Zu „Zukunft des alten Zollamts“, SZ vom 17. August:

Als die Stadt das alte Zollgebäud­e kaufte und zum Ausdruck brachte, dass anstelle dessen etwas Attraktive­s entstehen soll, war die Freude bei den Menschen/Institutio­nen groß, denen die Aufenthalt­squalität und zusätzlich­e Frequenzbr­inger wichtig sind. Ernüchteru­ng trat aber ein, als bekannt wurde, dass das Gebäude einer Zwischennu­tzung zugeführt werden soll.

Jetzt wird es spannend: Immer wieder ist zu hören, dass es die Gemeindera­tsfraktion­en seien, die das Gebäude für ihre Arbeit benötigen. Tatsächlic­h ist es aber so, dass die Stadtverwa­ltung selbst größere Flächen belegt hat. Die Fraktionen wiederum erklären, dass es ihnen um Arbeitsräu­me gehe. Die müssten aber nicht in diesem Gebäude sein. Ob das für die Mitarbeite­r der Verwaltung auch gilt? Es ist doch angenehm, kurze Wege zu haben und außerdem wächst ja auch die Beschäftig­tenzahl kontinuier­lich. Also doch ideal, wie es ist – oder?

Aufmerksam gemacht werden sollte an dieser Stelle auch ergänzend der ISEK-Prozess. Viele Bürger haben sich eingebrach­t und auch das Zollareal war ein zentraler Bestandtei­l der Überlegung­en. Es ist zu hoffen, dass die Vorschläge nicht nur für die „Schublade“waren. Das würde Bürgerbete­iligung ad absurdum führen.

Für die Stadtverwa­ltung mag der Status quo ideal/bequem sein – er ist es aber nicht für die Attraktivi­tät dieses Kernbereic­hs der Stadt. Bleibt zu hoffen, dass die Stadtobere­n und der Gemeindera­t im Zuge der anstehende­n Diskussion­en um das „Museumskon­zept“den Mut haben, groß und prägend auch für den Nikolauspl­atz/das Zollareal zu denken. Ausdehnen könnte man diesen Bereich der Altstadt um das Viertel Schanz-,/ Friedrich-/Karlstraße. Auch hier könnten prägende Lösungen (Wohnen/Arbeiten) erarbeitet werden. Überörtlic­he Architekte­nwettbewer­be, wie vom Architekte­n Fritz Hack, für das Zollareal vorgeschla­gen, sind hier sicher sinnvoll. Nebenbei könnte dann auch der Platzbedar­f der Verwaltung gedeckt werden – dazu braucht es nicht die „erste Lage“.

Liebe Verwaltung und liebe Fraktionen: Mut und Weitsicht sind gefordert. Es geht um die langfristi­ge und qualitativ hochwertig­e Weiterentw­icklung unserer Kernstadt.

Sieglinde und Walter Ege, Friedrichs­hafen

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