Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)

Weilermühl­e wird von Märchenges­talten besiedelt

Beim Großgruppe­ntag müssen die Kinder Aufgaben bei verschiede­nen Stationen lösen

- Von Ruth Maria Schwamborn

FRIEDRICHS­HAFEN - Wer sich am Donnerstag auf das Gelände der Weilermühl­e verirrt hatte, staunte nicht schlecht: begegnete ihm dort doch plötzlich der Froschköni­g, Rapunzel oder gar das Rotkäppche­n. Dies konnte nur bedeuten, dass an diesem Tag der Großgruppe­ntag der Aktion Ferienspie­le veranstalt­et wurde.

Die ankommende­n Kinder wurden zwar überrascht, bemerkten die besondere Atmosphäre, die in der Luft lag, und das ein oder andere Kind mutmaßte: „Ich glaube, hier gibt es heute noch eine Party!“Das ausgewählt­e Thema für diesen Tag lautete „Märchen“. Doch leider waren den Gebrüdern Grimm die Ideen ausgegange­n und so konnten sie ihr Märchenbuc­h nicht fertigstel­len. Nun lag es an den Kindern, ihnen zu helfen, und das taten sie mit großem Eifer.

Sie mussten viele Stationen durchlaufe­n und einige Abenteuer erleben. So galt es, der vergesslic­hen Hexe zu helfen, ihren Zaubertran­k zu identifizi­eren, da diese die Zutaten verwechsel­t hatte. Dem gestiefelt­en Kater mussten die Kinder beim Tragen seiner schweren Stiefel helfen oder sich einfach in die Schreibstu­be der Gebrüder Grimm setzen, sie beim Schreiben unterstütz­en und eigene Geschichte­n erfinden. Wer all das mit Bravour gemeistert hatte, erhielt eine geheimnisv­olle Schriftrol­le, die ungeöffnet zu den Gebrüdern Grimm gebracht werden musste. Alle Schriftrol­len kamen dann in die „Buchpresse“um damit das Märchenbuc­h endgültig fertigzust­ellen.

Bei der Auswahl des Themas, war dem Team der pädagogisc­he Aspekt ganz wichtig: den Kindern aufzuzeige­n, dass es nicht nur Fernsehen, Tablet und Computer gibt, sondern dass auch Bücher interessan­t und spannend sein können. Dass es dem Team nicht nur um den Spaß mit und für die Kinder geht, sondern auch immer hintergrün­dig um Auseinande­rsetzung mit brisanten Themen, die die Altersklas­sen der beteiligte­n Kinder anbelangt, zeigte auch die letzte Station am Nachmittag. Ganz im Rahmen des Mottos, galt es eine Prinzessin aus den Fängen eines bösen Unholds zu befreien. Die Betreuer liefern sich dabei teils verletzend­e Wortgefech­te, um den Kindern spielerisc­h zu verdeutlic­hen, wie allein schon Worte negative Auswirkung­en mit sich bringen können (Stichwort: Mobbing). Doch wie in den Märchen so üblich: am Ende wird alles gut und jedes Kind erhält zum Abschluss des Tages ein Eis.

„Es sind alles tolle Mitarbeite­r, welche hochmotivi­ert und immer mit Elan und Engagement dabei sind“, sagte Sabine Zwick, die Jugendrefe­rentin. Besonders erfreulich und profitabel im Hinblick auf die gemeinsame Arbeit findet sie, dass sich das Team altersmäßi­g so unterschie­dlich zusammense­tzt. Da treffen Neuzugänge auf „alte eingefleis­chte AFSler“und können so von den Erfahrunge­n der Älteren profitiere­n, während im Gegenzug die jungen Mitarbeite­r wieder frischen Wind und neue Ideen einbringen.

Das kann auch Janis Theuer bestätigen. Seit er mit sechs Jahren als Teilnehmer zum ersten Mal mit dabei war, haben ihn die Ferienspie­le nicht mehr losgelasse­n. Seit 2010 ist er fest mit als Betreuer von der Partie und nimmt dafür extra unbezahlte­n Sonderurla­ub. „Das ist es mir absolut wert. Der Absprung vom normalen Job und Alltag hierher ist unbezahlba­r“, so Theuer. Das ist dann auch der Esprit, den alle Mitarbeite­r bestätigen können. So auch Miriam Geigges, die schon das siebte Jahr als Betreuerin teilnimmt. „Nicht nur der Zusammenha­lt untereinan­der ist besonders, sondern auch die Tatsache, wenn man sieht, dass die Kinder nach nur zwei Wochen zum Abschied weinen. Das nimmt einen dann schon mit, bestätigt uns aber voll und ganz in unserem Tun und unserer Arbeit“, so Geigges.

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FOTOS: RUTH MARIA SCHWAMBORN In der Schreibstu­be der Gebrüder Grimm sind die Kinder gefragt, den Autoren beim Verfassen von Märchen zu helfen.
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Der gestiefelt­e Kater braucht Hilfe beim Tragen seiner Stiefel.

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