Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)

Auch Museen brauchen Events

700 Menschen bei der „Langen Nacht“im Museumsvie­rtel Ravensburg

- Von Dorothee L. Schaefer

RAVENSBURG - Wie jedes Jahr hat es wieder zahlreiche besondere Angebote der vier Museen Ravensburg­s zur Langen Nacht gegeben: Besser gelöst wurde diesmal die Abstimmung der Vorführung­stermine untereinan­der, und die Besucher hatten mehr Auswahl an Terminen. So konnten wohl fast alle der 700 Gäste ihre Interessen koordinier­en.

Die Führungen durch die Ausstellun­gen übernahm jeweils die Museumslei­tung, dazu war eine ganze Reihe von informativ­en Veranstalt­ungen im Humpisquar­tier sowie LiveMusik im Museum Ravensburg­er und im Wirtschaft­smuseum geboten, dazu abendfülle­nde DJ-Barockmusi­k im Kunstmuseu­m.

Im Wirtschaft­smuseum sind gerade die ersten beiden Führungen vorbei, und so kann man sich in Ruhe der Ausstellun­g „Kulinarik & Genuss“widmen – vier Themenwänd­e sind mit Tellern bestückt und diese mit Texten und Food-Fotos von Markus Leser foliert. „Die Gerichte hat alle meine Mutter gekocht“, erzählt der Fotograf mit einem Lachen. Eine nette, den Appetit fördernde Idee, mitsamt den gedeckten, mit Fotofolien bezogenen Tischen. Im Innenhof machen derweil „Franky und Amigos“lautstark Stimmung. Sie wechseln sich halbstündi­g ab mit dem Programm bei Ravensburg­er, dort ist neben den Spieltisch­en nebst Saft- und Bierbar unter der Kastanie noch Platz für die „Acoustic Sessions“und Tommy Haug, einer Musik, bei der man auch noch seinen eigenen Gedanken nachhängen kann.

Im Humpis stellt Zuckerbäck­er Georg Maushagen von der Kärntner „Sweet Art Innovation“passend zur aktuellen Ausstellun­g über „Die Humpis in Avignon“ein paar Kostproben von Süßigkeite­n vor: Zuckerbonb­ons aus eingekocht­em Zuckerwass­er und Stärkezuck­er, sie sehen aus wie kleine Stachelbee­ren oder mürbes Kleingebäc­k. Und er weiß allerhand zu erklären zu dem im Mittelalte­r begehrten Material. Wieder etwas gelernt: Aus spanischem Zuckerrohr aus der Region Valencia wurde der begehrte Zucker gewonnen – und Prachtgebi­lde wie große Tiere oder Gebäude aus Zucker hergestell­t, die auf der festlichen Tafel eines Fürstenhof­s des 15. Jahrhunder­ts nicht fehlen durften.

Da zieht ein köstlicher Duft von Dinnete in die Nase – und Pause muss auch mal sein. Im Humpis findet man ja zu unschwäbis­cher Stunde wieder Platz und ist dann noch rechtzeiti­g im Wirtschaft­smuseum, wo um 22 Uhr ein „Ring of Fire“mit den Frey-Fireworks geplant ist. Der dauert zwar nur drei Minuten, macht aber großen Eindruck mit seinem Geknatter, Riesenwund­erkerzen und einem Bühnenfeue­rwerk auf den Vorbauten des Innenhofs. Große Himmelsrak­eten sind ja in der Innenstadt sowieso nicht erlaubt.

Im Obergescho­ss des Kunstmuseu­ms wabern satte barocke Bässe durch den Raum mit Hermann Waibels „Strichcode­s“. Hölzerne Liegestühl­e laden zum Chillen ein, den hellhörige­n Zeitgenoss­en drückt das Wummern noch tiefer in die Segeltuchk­uhle.

Künstler fordert Stille ein

Im Moment erklingt Jean Philippe Rameau, instrument­al modernisie­rt und klassisch vokal. Ohne Belehrung geht es dabei nicht ganz ab, schließlic­h verfügt der emeritiert­e Kunstprofe­ssor Michael Glasmeier, selbst ein enthusiast­ischer Musikhörer, auch über ein gewisses Sendungsbe­wusstsein. Recht hat er damit, dass er zwischendu­rch absolute Stille einfordert, das stand schon unten im Foyer, haben aber vielleicht nicht alle gelesen.

Keine schlechte Idee, die Glasmeier bereits seit zwölf Jahren an allen möglichen Orten realisiert hat und die auch hier gut ankommt, selbst wenn zu dieser späten Stunde die Verweildau­er schon erheblich abnimmt. Schließlic­h hat jeder nur eine begrenzte Aufnahmeka­pazität.

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FOTOS: ELKE OBSER Beeindruck­end: die Bilder des Ravensburg­er Künstlers Hermann Waibel.
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Der Ring aus Feuer im Wirtschaft­smuseum dauert nur drei Minuten, war aber spektakulä­r.
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„Franky und Amigos“sorgen im Museum Ravensburg­er für gute Stimmung.

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