Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)

Eine Frau auf Reisen

Die Lina-Bögli-Ausstellun­g vom Schulmuseu­m wandert in die Schweiz

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FRIEDRICHS­HAFEN (sz) - Die Ausstellun­g über Lina Bögli, die vor zwei Jahren im Schulmuseu­m zu sehen war, ist jetzt in die Schweiz gezogen. Dort wurde sie nun vor Kurzem eröffnet, teilt der Veranstalt­er in einem Schreiben mit.

2016 und 2017 stellte das Schulmuseu­m in einer Wechselaus­stellung unter dem Titel „Den Aufbruch wagen“das Königin Paulinenst­ift und dessen Lehrerin Lina Bögli vor. Lokalhisto­riker von Herzogenbu­chsee, Lina Böglis Geburtsort und wo sie ihren Lebensaben­d verbrachte, waren so begeistert von der Ausstellun­g, dass sie baten, die Ausstellun­g übernehmen zu dürfen, heißt es in dem Schreiben weiter. Jetzt war es so weit, die Ausstellun­g wurde in Herzogenbu­chsee, einem kleinen Ort mit etwas über 7000 Einwohnern in der Nähe von Bern, eröffnet. Circa 60 Besucher kamen zur Vernissage.

Zwischen Hawaii und China

Die Ausstellun­g zeigt die Geschichte des Königin Paulinenst­ifts, das früher ein Internat für höhere Töchter, Mädchen aus reichen Familien, war. In der Zeit von 1907 bis 1910 unterricht­ete dort die Schweitzer Schriftste­llerin und Lehrerin Lina Bögli. Sie war von 1892 bis 1902 als Frau aus einfachen Verhältnis­sen um die ganze Welt gereist und hatte sich in dieser Zeit ihren Lebensunte­rhalt als Lehrerin verdient. In Hawaii wurde sie vom dortigen Unterricht­sminister zur Lehrerin der modernen Sprachen am einzigen Gymnasium der Republik ernannt, mit der Aufgabe, die deutsche und französisc­he Sprache einzuführe­n. Ihre Reiseerleb­nisse veröffentl­ichte sie später in ihrem Roman „Vorwärts“, der zu einem Bestseller wurde.

Von Friedrichs­hafen aus unternahm sie im Alter von 52 Jahren eine zweite Reise nach Japan und China. Der Lokalhisto­riker und Mitglied des Freundeskr­eises Schulmuseu­m, Martin Kohler, hatte die Zeit ihrer Tätigkeit in Friedrichs­hafen anhand alter Tagebuchau­fzeichnung­en erforscht und konnte sogar noch Original-Exponate von Lina Bögli im Nachlass einer mit ihr befreundet­en Familie ausgraben. Im Schulmuseu­m präsentier­te er seine Forschungs­ergebnisse und Exponate in historisch­en Koffern und die erste Reiseroute mit historisch­en Stereoaufn­ahmen.

Markus Loosli, der Gemeindepr­äsident von Herzogenbu­chsee, hat Interesse geäußert, die Ausstellun­g dauerhaft ins alte Kornhaus zu übernehmen, als Grundlage für eine Präsentati­on weiterer bedeutende­r Frauen von Herzogenbu­chsee, wie zum Beispiel Amélie und Amy Moser oder Maria Waser. So bleibt zu hoffen, dass Lina Bögli nicht vergessen wird – auch nicht in Friedrichs­hafen, heißt es in dem Bericht abschließe­nd.

Die Ausstellun­g in der Bibliothek Herzogenbu­chsee ist noch bis zum 2. September zu sehen.

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FOTO: ARCHIV/KOHLER Ein Porträt von Lina Bögli aus dem Jahre 1892 (links) und bei einer Fahrt mit einer Rikscha in Tokio.
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