Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)
Radweg Urnau-Neuhaus lässt weiter auf sich warten
Hahn: Erster Abschnitt soll 2019 gebaut werden – Planungen zwischen Ramsenbühl und Oberteuringen ruhen
OBERTEURINGEN - Einen Radweg an der L 204 zwischen Urnau und Hefigkofen wünschen sich nicht nur die Menschen der beiden Gemeinden Oberteuringen und Deggenhausertal. Die Strecke, die teilweise entlang der Rotach führt, ist auch bei Ausflüglern und Touristen sehr beliebt. Seit Jahren bemühen sich nicht nur die beiden betroffenen Bürgermeister darum, auch der Landtagsabgeordnete Martin Hahn (Grüne) hat sich das Projekt auf die Fahne geschrieben. Bisher ohne Erfolg.
„Es wäre sehr wichtig, dass wir hier einen Geh- und Radweg bekommen“, sagt Josef Osterried, der seit 17 Jahren mit seiner Familie an der Ziegelmüllerstraße wohnt. In der Gegend leben auch kleine Kinder sagt er weiter, „die wollen vielleicht auch mal mit dem Fahrrad in die Schule fahren“. Momentan ist das kaum möglich, denn Autos fahren auf der engen Strecke zwischen Oberteuringen-Neuhaus und Urnau dicht gedrängt und schnell. „Dazu kommen Touristen und Rennradfahrer“, sagt Osterried, „das ist wirklich gefährlich, das hat der Unfall ja gezeigt.“
Anfang Juli war auf der L 204 ein Radfahrer tödlich verunglückt. „Es wird hier sehr schnell gefahren“, sagt der Rentner. Deshalb hat er jetzt beim Landratsamt eine Geschwindigkeitsbegrenzung für die Straße beantragt. Osterried kann nicht verstehen, warum etwa zwischen Oberteuringen und Ravensburg ständig Tempo 70 gilt, obwohl es einen Radweg gibt, auf der L 204 die Autos aber ohne Geschwindigkeitsbegrenzung rasen dürfen, ohne Radweg.
2016 hatte Martin Hahn den Streckenabschnitt zusammen mit dem Fraktionsvorsitzenden der Grünen im Landtag Andreas Schwarz abgeradelt. Bald wurde verkündet, dass die Strecke im Bauprogramm des Landes für Radwege entlang von Landesund Bundesstraßen ist. Die Strecke ist in zwei Bauabschnitte unterteilt, der erste führt auf der Gemarkung der Gemeinde Deggenhausertal von Urnau bis nach Ramsenbühl, der zweite in der Gemeinde Oberteuringen von Ramsenbühl bis Neuhaus, wo er auf die B 33 führen soll.
Bau immer wieder verschoben
„Es ist großes Unverständnis da in der Bevölkerung“, sagt Bürgermeister Fabian Meschenmoser. Denn in seiner Gemeinde Deggenhausertal wird schon seit 2011 über den Radweg gesprochen. Der Bürgermeister hat nach seiner Amtsübernahme 2016 die letzten Unterschriften eingesammelt für die Bauerlaubnis, wie er sagt, sodass man die nötigen Grundstücke längst zusammen hat. „Auf unserer Gemarkung ist alles in trockenen Tüchern.“Seitens des Regierungspräsidiums habe man dann den Baubeginn auf 2017 datiert, „dann wurde es auf 2018 verschoben und jetzt wieder auf 2019“. Als Grund nannte man ihm Personalengpässe im Planungsbüro des Landes. Das verstehe die Bevölkerung nicht. 2016 habe man noch Druck gemacht seitens des Landes, um die nötigen Unterschriften zu bekommen, meint Meschenmoser. „Wir benötigen den Lückenschluss, damit man sicheren Weges nach Oberteuringen kommt.“Gerade, wenn Familien unterwegs sind, werde es oft schwierig, meint der Bürgermeister. „Aus unserer Sicht ist der Radweg dringend notwendig.“
Etwas anders sieht es in Oberteuringen aus: „Der Abschnitt ist schwierig, weil der Grunderwerb noch nicht in trockenen Tüchern ist“, sagt Bürgermeister Ralf Meßmer. Gespräche würden diesbezüglich gerade noch laufen. Eigentlich sei es Aufgabe des Landes, die nötigen Grundstücke zu kaufen. Man helfe aber vor Ort nach Kräften. Der Bürgermeister hatte gerade einen Termin beim Regierungspräsidium, um sich die Pläne noch einmal genau anzuschauen. Die Frage sei, ob es noch Alternativen für die Planung gibt und wie bisher mit den Grundstückseigentümern gesprochen worden sei. „Wir müssen sie mitnehmen und Lösungen suchen, die für alle verträglich sind“, sagt Meßmer. Der Bürgermeister ist in Oberteuringen erst seit November 2017 im Amt, die Planungen für den Radweg stammen noch von seinem Vorgänger KarlHeinz Beck. „Ich möchte die Fäden jetzt dringend wieder aufnehmen, um Fortschritte zu erzielen“, sagt Meßmer. Für den Bürgermeister ist auch denkbar, dass der Radweg nicht in Neuhaus sondern in Hefigkofen auf die B 33 geführt wird. „Es ist eine beliebte Strecke auch für Familien, wenn wir einen Radweg hätten, würden viele dort fahren“, sagt Meßmer.
Er hofft jetzt ebenfalls, dass der erste Bauabschnitt im Deggenhausertal bald gebaut wird. „Ich gehe davon aus, dass der zweite dann auch zügig kommt.“Wer A sagt, müsse auch B sagen. „Aber dafür müssen wir auch unsere Hausaufgaben machen und da gehören die Grundstückseigentümer dazu.“Laut dem Büro von Martin Hahn könnte es im nächsten Jahr losgehen, zumindest im „D-Tal“. Im Oktober 2018 würden demnach die wasser- und naturschutzrechtlichen Genehmigungen eingeholt. „Der Bau dieses Abschnittes ist ab dem Jahr 2019 eingeplant“, das habe das Verkehrsministerium Hahn mitgeteilt. Für den Bauabschnitt zwei existiere eine Vorplanung. Aber: „Zwei hauptbetroffene Grundstückseigentümer stimmen der Planung nicht zu und sind auch nicht zur Grundstücksabgabe bereit. Aus diesem Grunde ruht derzeit die Planung.“Bis man also auf einem sicheren Radweg von Urnau bis nach Hefigkofen radeln kann, wird es noch eine Weile dauern.