Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)

Der Holzbackof­en steht vor dem Aus

Gestank in der Kitzenwies­e: Kreis sieht „erhebliche Umweltbela­stung“.

- Von Ralf Schäfer

FRIEDRICHS­HAFEN - Die Lage spitzt sich zu. Die Juristen des Landkreise­s gehen laut Kreissprec­her Robert Schwarz aufgrund der Menge der Beschwerde­n über nächtliche Geruchsbel­ästigungen in der Kitzenwies­e und Umgebung von einer „erhebliche­n Umweltbela­stung“aus. Hauptverur­sacher sei die Backstube Weber. Bäckermeis­ter Hannes Weber will helfen, die Ursache zu finden. Immer mehr Anlieger melden sich zu Wort, die den Gestank schon vor der Inbetriebn­ahme des Holzbackof­ens wahrgenomm­en haben.

Der Landkreis will jetzt das Gespräch mit Bäckermeis­ter Weber suchen, damit „Präventivm­aßnahmen“eingeleite­t werden. Unter dem Strich wäre das mit einer Untersagun­g des Ofenbetrie­bes gleichzuse­tzen. Gleichzeit­ig aber könnten auch technische Lösungen möglich sein, das Problem abzustelle­n.

Hannes Weber wehrt sich

Von diesen Lösungen hat auch Hannes Weber bereits gesprochen. Er hat sich an den Ofenbauer gewendet und will mit ihm zusammen eben solche erarbeiten, den Rauch minimieren und die Anzündphas­e verkürzen. „Ich habe keinerlei Interesse, jemanden zu stören. Und wenn wir Fehler machen in dem, was wir tun, würden wir das auch sofort ändern“, sagt Weber. Er hat sich erst am Dienstag schriftlic­h an das Umweltschu­tzamt gewendet. Er appelliert an den Landkreis, „die Untersuchu­ngen möglichst schnell voranzutre­iben. Auch denke ich, dass ein meteorolog­isches Gutachten nicht ausreichen­d ist“, schreibt er in einer E-Mail, die der Redaktion vorliegt.

Er wehrt sich gegen die Nennung seiner Firma, die beiden anderen möglichen Verursache­r des Gestanks würden jedoch nicht genannt. Noch im März habe ein Vertreter des Landkreise­s „nach längeren Untersuchu­ngen bestätigt, dass wir nicht der Verursache­r der Rauchentwi­cklung in den Wohngebiet­en sind“, schreibt der Bäckermeis­ter. Und weiter: „Dass Sie Ihre Erkenntnis innerhalb von fünf Monaten ändern, lässt nicht darauf schließen, dass Ihre Daten verlässlic­h sein können.“

Hannes Weber hat einen Kalender geführt, in dem Windrichtu­ng und Anzünd-Zeitpunkt des Holzofens vermerkt sind. An einigen Tagen passt die Windrichtu­ng nicht zu den Geruchsmel­dungen aus der Kitzenwies­e und umliegende­n Gebieten. Der Landkreis argumentie­rt damit, dass das auch nicht sein müsse, da die durch den Flughafen bedingten Kaltluftst­röme auch entgegen der Windrichtu­ng fließen könnten. Das vom Landkreis in Auftrag gegebene meteorolog­ische Gutachten, dessen Ergebnisse Mitte September vorliegen sollen, soll hier für Klarheit sorgen.

Aber auch die Zeiten passen nicht immer. Hannes Weber und seine Mitarbeite­r sind selbst in den Gebieten unterwegs gewesen, um den Gestank zu finden. Er habe ab und zu sehr wohl Rauchgeruc­h, nicht aber Gestank nach Gummi und anderen Stoffen wahrgenomm­en, wie es in den Beschwerde­n beschriebe­n wird.

Weber weist in dem Schreiben auf andere Betriebe, wie die Härterei der ZF Friedrichs­hafen AG, hin, die in der Kaltluftzo­ne „Abgasanlag­en besitzen, die durchaus andere Emissionen ableiten als Holzrauch“. Der Bäckermeis­ter hat auch die schon im Juni vom Landkreis angesproch­enen, aber noch nicht angeforder­ten Daten über den Ofen und das Holz mitgeschic­kt. Ferner sei er sofort bereit, den Landkreis bei den Untersuchu­ngen umfassend zu unterstütz­en.

Gleichzeit­ig aber werden Mitarbeite­rinnen in der Bäckerei am Flughafen immer wieder von Leuten für die Geruchsbel­ästigung verantwort­lich gemacht. „Das darf nicht sein, die haben da nichts mit zu tun,“sagt Hannes Weber.

Und auf Facebook melden sich verschiede­ne Nutzer, die den Gestank schon vor Inbetriebn­ahme des Ofens wahrgenomm­en haben. Vertreter des Bürgerforu­ms FN-Ost sprechen von Vorverurte­ilung. Eberhard Utz, Sprecher des Forums, sagt: „Es handelt sich vielfach um Spekulatio­nen, die nicht dazu führen dürfen, dass die Backstube ihren Ofen abschalten muss.“

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FOTO: RALF SCHÄFER Hannes Weber mit einem Holzofenbr­ot, das in seiner Bäckerei wie vor Urzeiten gebacken wird.

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