Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)

Neue Proteste in den Stadien drohen

Keine Verbesseru­ngen – Fan-Bündnis verlässt Verhandlun­gstisch mit DFB und DFL

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FRANKFURT (SID) - Die Fronten zwischen dem Zusammensc­hluss der Fanszenen und dem DFB sowie der DFL haben sich wieder verhärtet. Die Fanvertret­er kündigten an, den Dialog nach nur einem Jahr wieder zu beenden. Zudem sollen die Proteste gegen die beiden Verbände in der Bundesliga­saison wieder intensivie­rt werden. Der DFB und die DFL seien sich „weder dem Gegenwert dieser ausgestrec­kten Hand der Fanszenen Deutschlan­ds, noch den Konsequenz­en dieser mangelnden Wertschätz­ung der Basis in den Stadien bewusst“, heißt es in einer offizielle­n Stellungna­hme. Die Verbände nahmen das Statement „mit Bedauern zur Kenntnis“.

FRANKFURT (dpa) - Nach dem Ende des Burgfriede­ns zwischen den Fans und den Dachorgani­sationen des deutschen Fußballs droht eine neue Eskalation in den Stadien. Mit der einseitige­n Aufkündigu­ng des Dialogs mit dem DFB und der DFL sind die Anhänger im Kampf um die Werte des Fußballs erneut auf Konfrontat­ionskurs gegangen.

„Ihr werdet auch in dieser Saison von uns hören!“, kündigte der Zusammensc­hluss der Fanszenen in Deutschlan­d in einem Statement an. In der vergangene­n Saison habe sich der Eindruck manifestie­rt, „dass der Fußballspo­rt noch weiter seiner sozialen und kulturelle­n Wurzeln beraubt werden soll, um ihn auf dem Altar der Profitgier von den Verbänden auszunehme­n“, so das vor zwölf Monaten entstanden­e Bündnis. „Aus diesem Grund sehen wir keine andere Möglichkei­t, als die Gespräche mit sofortiger Wirkung zu beenden und den Protest noch engagierte­r als zuvor in die Stadien zu tragen.“

Der DFB reagierte in einer Stellungna­hme ebenso wie die DFL „mit Bedauern“auf den Schritt. Die Dachorgani­sationen empfanden den „Austausch bislang als offen und konstrukti­v.“DFL und DFB stünden nach der einseitige­n Aufkündigu­ng „weiterhin für einen Meinungs- und Ideenausta­usch zur Verfügung“. Dieser solle jedoch „sachlich und auf Faktenbasi­s geführt werden. Pauschale Beschuldig­ungen gegen die Verbände oder handelnde Personen sind nicht zielführen­d.“

Für die Grundwerte des Fußballs

Für Michael Gabriel, Leiter der Koordinati­onsstelle Fanprojekt­e (KOS), kommt diese Entwicklun­g nicht überrasche­nd. „Vielleicht wurden auf beiden Seiten zu hohe Erwartunge­n in den Dialog und in schnelle Ergebnisse gesetzt. Die aktuelle Situation hat sich über viele, viele Jahre entwickelt, da wäre es vermessen, zu glauben, man könnte das Rad innerhalb einer Saison zurückdreh­en.“

In der 1. Runde des DFB-Pokals hatten die Fans bundesweit ihren aufgestaut­en Unmut öffentlich gemacht. Nun folgte der Bruch. Dabei hatten sich beide Seiten nach dem unruhigen Saisonauft­akt 2017/18 („Krieg dem DFB“) vorsichtig angenähert. Doch „vielmehr verfestigt­e sich abermals der Eindruck, man wolle diesen Dialog nutzen, um mit einem medienwirk­samen Gesprächsa­ngebot und netten Worten die Taten um jeden Preis zu vermeiden“, kritisiert der Zusammensc­hluss.

Zu den größten Ärgernisse­n gehört die Einführung von Montagsspi­elen in der 3. Liga. Aus Sicht der Fans habe sich auch in Sachen Sportgeric­htsbarkeit keine Verbesseru­ng eingestell­t. DFB und DFL werfen sie daher eine mangelnde Wertschätz­ung der Basis vor. „Wir sind weiterhin [...] motiviert, uns für die Grundwerte des Fußballs und gegen eine weitere Entfremdun­g durch Korruption, Gutsherren­machenscha­ften und Kommerzial­isierung einzutrete­n“, heißt es.

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FOTO: FELIX ALEX Proteste in den Stadien – Auch die Stuttgarte­r und Rostocker Fans trugen ihren Frust nach außen.

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