Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)

Nahles fordert Rentengara­ntie

Parteichef­in beharrt auf stabilem Niveau bis 2040

-

BERLIN (sz/dpa/epd) - Trotz der ablehnende­n Haltung der Union pocht die SPD auf eine Garantie für stabile Renten über 2025 hinaus. „Wir brauchen eine Garantie des Rentennive­aus auf dem heutigen Niveau bis 2040“, sagte Nahles am Dienstag im Gespräch mit der „Schwäbisch­en Zeitung“. „Viele Menschen in Deutschlan­d machen sich zu Recht Sorgen, dass der Wert ihrer Altersrent­e im Vergleich zu den Löhnen sinkt. Denn das lässt die geltende Rechtslage zu“, sagte die SPD-Chefin, die sich zugleich dafür aussprach, ein stabiles Rentennive­au mit Steuermitt­eln zu finanziere­n.

Finanzmini­ster Scholz (SPD) hatte am Wochenende ein sicheres Rentennive­au bis 2040 gefordert. Nach den bisherigen Plänen der Bundesregi­erung soll das Niveau der Altersbezü­ge bis 2025 nicht unter 48 Prozent fallen. Für die Zeit danach soll eine Rentenkomm­ission bis März 2020 Vorschläge erarbeiten.

BERLIN - SPD-Chefin Andrea Nahles hat die Forderung von Bundesfina­nzminister Olaf Scholz (SPD) bekräftigt, das Rentennive­au auch über 2025 bei 48 Prozent des Durchschni­ttsverdien­stes zu halten. Die Union müsse sich „noch einmal bewegen“. Das erklärte Nahles im Gespräch mit Andreas Herholz.

Ein Rentennive­au von 48 Prozent des Durchschni­ttsverdien­stes bis 2040 – wie soll das ohne Beitragsun­d Steuererhö­hungen gehen?

Viele Menschen in Deutschlan­d machen sich zu Recht Sorgen, dass der Wert ihrer Altersrent­e im Vergleich zu den Löhnen sinkt. Denn das lässt die geltende Rechtslage zu. Wir sind in die Regierung gegangen, um dies zu ändern. Noch im August wird Arbeitsmin­ister Heil ein Gesetz ins Kabinett bringen, mit dem wir dafür sorgen, dass die Renten in Zukunft wieder genauso stark steigen wie die Löhne. Denn Arbeitnehm­erinnen und Arbeitnehm­er müssen sich auf eine stabile Rente verlassen können, wenn sie in den Ruhestand gehen. Diese Sicherheit geben wir ihnen nun bis 2025. Dafür haben wir hart gekämpft. Leider wollte die Union in den Koalitions­verhandlun­gen das Rentennive­au noch nicht über das Jahr 2025 hinaus sichern. Daher haben wir die Rentenkomm­ission eingesetzt, die weit über 2025 hinausblic­ken muss. Für die SPD ist aber jetzt schon völlig klar: Wir brauchen eine Garantie des Rentennive­aus auf dem heutigen Niveau bis 2040.

Nicht nur die Wirtschaft, auch die Unionspart­eien üben deutliche Kritik und halten solche Pläne für unfinanzie­rbar …

Ich kenne das schon. Es sind stets dieselben Wirtschaft­svertreter für die bessere Sozialleis­tungen immer unfinanzie­rbar und mehr Arbeitnehm­errechte immer Bürokratie sind …

Experten rechnen mit zusätzlich­en Belastunge­n in Milliarden­höhe. Woher soll das Geld kommen?

Die zentrale Frage ist: Wollen wir sichere Renten oder nicht? Es ist eine politische Entscheidu­ng, wie wir unsere finanziell­en Möglichkei­ten verteilen. Wofür wollen wir unser Geld ausgeben? Denn das ist nicht zum Nulltarif zu haben, das ist klar. Wir müssen sagen, wie viel uns eine stabile Rente auch für die künftigen Generation­en wert ist. Es muss Planungssi­cherheit geben für jene, die heute Beiträge zahlen und in 20, 30 Jahren selbst Rente beziehen wollen. Ein gutes Leben im Alter ist Aufgabe für die gesamte Gesellscha­ft. Deshalb wollen wir mehr Steuermitt­el für die Rente in die Hand nehmen. Wir brauchen einen Mix aus stabilen Beiträgen und Steuerzusc­hüssen. Finanzmini­ster Olaf Scholz hat bereits einen Demografie-Fonds als Rücklage angelegt, um die zusätzlich­en Belastunge­n bei der Rente abzufedern. In den nächsten Wochen und Monaten müssen wir diskutiere­n, wie ein Finanzieru­ngskonzept aussehen soll, dass stabile Renten auch noch in den 2030er- Jahren ermöglicht. Aber eins steht fest: Möglich ist es.

Geht das nicht vor allem auf Kosten der jüngeren Generation­en?

Gerade die jüngere Generation hat einen Anspruch auf eine stabile Rente, die mit den Löhnen steigt. Dafür sorgen wir. Die Rente muss eine feste Säule sein, auf die man zählen kann. Das ist das Kernverspr­echen unseres Sozialstaa­ts. Auf diese Solidaritä­t müssen Alte und Junge vertrauen können. Deshalb schaffen wir den Neustart für eine stabile Rente.

Scholz droht der Union mit einem Rentenwahl­kampf. Gilt das Prinzip nicht mehr, Rentenrefo­rmen im Konsens zu verabschie­den und aus dem Wahlkampf herauszuha­lten?

Wir führen Debatten über das, was die Bürgerinne­n und Bürger bewegt. Sicherheit im Alter und die Angst vor Altersarmu­t treibt viele um, Junge wie Alte. Und wer glaubt, man könne kluge Rentenpoli­tik auf die lange Bank schieben, irrt gewaltig. Wir müssen jetzt die Voraussetz­ung schaffen für die stabile Rente der nächsten Generation­en. Darum setzen wir jetzt unser Konzept für den Neustart in der Rente um. Darüber herrscht in der SPD große Einigkeit. Die Union muss sich noch einmal bewegen. Wenn das nicht geschieht, werden wir uns nicht damit zufrieden geben und die sichere Rente auch über das Jahr 2025 hinaus zum Wahlkampft­hema machen.

 ?? FOTO: AXENTIS.DE / GEORG J. LOPATA ?? Andrea Nahles (SPD) legt in der Rentendeba­tte nach und sagt, das Thema könne man nicht auf die lange Bank schieben.
FOTO: AXENTIS.DE / GEORG J. LOPATA Andrea Nahles (SPD) legt in der Rentendeba­tte nach und sagt, das Thema könne man nicht auf die lange Bank schieben.

Newspapers in German

Newspapers from Germany