Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)
Hoeneß kann kein Schlechter sein
Was sind wir froh, dass einer der hellsten Köpfe des Landes endlich sein im Knast antrainiertes Schweigen bricht und wieder angreift. Sie ahnen es, die Rede ist von Uli Hoeneß. Viele Menschen sind dem verhassten BayernBoss aus quasi geopolitischen Gründen in herzlicher Abneigung zugetan: Sie wohnen tief im Westen und halten Currywurst für den Inbegriff von Gourmetküche, verabscheuen hingegen die zuzeligen Weißwürste der Eingeborenen aus dem Süden.
Schwaben sind weltoffener veranlagt und sehen Weißwürste, Münchner und andere Bayern in milderem Licht. Ihnen ist auch klar, dass ein Metzgersohn aus Ulm eigentlich kein schlechter Mensch sein kann, auch wenn er gerne Elfmeter in den Nachthimmel über Belgrad schießt.
Sorgen macht uns Hoeneß’ neuer Hang zu Fake News. In der Sendung „Wontorra – der Fußball-Talk“des Fernsehsenders Sky Sport News HD verriet der Bayern-Präsident, warum in Großbritannien mehr Fernsehgeld in den Fußball fließt als in Deutschland: „In England kann man ja auch sonst nichts groß machen. Hier in Deutschland kann man auch Golf spielen, Ski fahren oder an den Tegernsee fahren.“Klar, in England haben sie keine Golfplätze und keine Seen. Zur Finanzkraft von Paris St. Germain sagte Hoeneß: „Die in Katar müssen den Gashahn nur einen halben Millimeter nach rechts drehen, dann kommen da 100 Millionen raus.“Dass in München, wenn sie am Hahn drehen, auf dem Allianz, Telekom und Samsung steht, Kohle rauskommt, verschwieg Hoeneß. Wahrscheinlich, weil jedes Kind weiß, dass Kohle keine Zukunft hat. (hü)
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