Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)

Ruhige Insel nicht für Kommerz aufgeben

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Zum Artikel „Zukunft des alten Zollamts steht in den Sternen“, SZ vom 17. August:

Es ist sicher richtig, über die Zukunft des früheren Zollamtsge­bäudes jetzt intensiv nachzudenk­en. Es sollte sich nicht wiederhole­n, was mit den Gebäuden Schöllhorn, alte Stadtkasse und historisch­er Villa an der Riedlepark­straße passiert ist: Abbruch, weil sie nicht unter Denkmalsch­utz standen.

Das frühere Zollamtsge­bäude ist zeitlich zusammen mit dem unter Denkmalsch­utz stehenden Rathaus erstellt worden, seine Architektu­r ist wie dieses typisch für die ersten Nachkriegs­jahre und damit an zentraler Stelle ein Zeugnis für den (damals!) modernen Wiederaufb­au der total zerstörten Stadt.

Das Gebäude wurde (anders als das Rathausgeb­äude) nicht unter Denkmalsch­utz gestellt, weil es für eine staatliche Nutzung (Zollamt) vom Staat selbst erstellt wurde und an Verkauf nicht zu denken war. Als staatliche­s Gebäude war es nicht angezeigt, es zusätzlich unter staatliche­n Bestandssc­hutz zu stellen.

Das Gebäude umschließt als Ensemble zusammen mit dem Rathaus und der Kirche den Platz, der zu einer ruhigen Insel zwischen der geschäftig­en Altstadt und der turbulente­n Uferstraße geworden ist. Es wäre schade, diese Aufenthalt­squalität (die sicher verbesseru­ngswürdig ist) zugunsten kommerziel­ler Aktivitäte­n aufzugeben.

Gut eignen würde sich dieser zentrale Standort für ein Stadtmuseu­m, das die Entwicklun­g der Stadt zeigen könnte: das kleine Buchhorn, die Stadtgründ­ung durch den König, die Entwicklun­g zur Kurstadt, zur Industries­tadt, Zerstörung, Wiederaufb­au und heutige Zeit. Die Geschichte der Stadt ist sicher auch für Fremde bemerkensw­ert und ist nicht nur Zeppelin-Geschichte.

Ein Architekte­nwettbewer­b kann Lösungen dafür beitragen, wie das Gebäude zu einem Museum umgestalte­t werden könnte.

Paul J. Fundel, ehemaliger Mitarbeite­r im Büro Professor Tiedje (Architekt des Rathauses), Friedrichs­hafen

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