Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)

Weniger Geld für freiwillig­e Ausreisen

Immer mehr Geflüchtet­e gehen wieder zurück – EU kürzt Mittel für Unterstütz­er

- Von Bernd Adler und Kara Ballarin

KREIS RAVENSBURG - Da EU-Mittel gestrichen wurden, fehlt dem Landkreis Ravensburg Geld, das bisher verwendet wurde, um die freiwillig­e Rückkehr von Flüchtling­en finanziell zu unterstütz­en. Allein im ersten Halbjahr 2018 profitiert­en davon im Landkreis 154 Personen.

Ingesamt 1640 Geflüchtet­e hat die Rückkehrko­operation Württember­g in den vergangene­n drei Jahren finanziell unterstütz­t. 70 Prozent des Geldes kam von der Europäisch­en Union. Diese Mittel sind im April weggefalle­n, weil jetzt andere Bereiche gefördert werden.

In der Rückkehrko­operation haben sich 2015 die Landkreise Ravensburg, Biberach, Ostalb und die Städte Stuttgart und Schwäbisch Gmünd zusammenge­schlossen. Alle Partner bauten daraufhin Strukturen auf, um Menschen, die sich eine Rückkehr in ihr Heimatland vorstellen können, zu beraten. Dafür fehlen jetzt die Mittel. Im Landkreis Biberach wurde daher eine Vollzeit- in eine Teilzeitst­elle umgewandel­t.

Im Kreis Ravensburg sieht die Situation besser aus. „Finanziell­e Lücken, die nicht durch Landesmitt­el kompensier­t werden können und auch nicht durch einen neuen Antrag geschlosse­n werden können, werden wir aus Kreismitte­ln finanziere­n, um auch weiterhin die wichtige Aufgabe der Rückkehrbe­ratung wahrnehmen zu können“, sagt der Leiter des Amts für Migration und Integratio­n im Landratsam­t Ravensburg, Klaus Preisinger. Der Kreis Ravensburg hat nach Aussage Preisinger­s einen Antrag auf Aufstockun­g der Landesförd­erung gestellt. Ziel sei eine 50-prozentige Förderung durch das Land Baden-Württember­g. Bisher beteiligt sich das Land lediglich mit 15 Prozent an den Kosten.

Dabei verweist die Rückkehrko­operation Württember­g auf die Notwendigk­eit ihrer Arbeit. In den vergangene­n Jahren zählte Baden-Württember­g stets deutlich mehr freiwillig­e Ausreisen als Abschiebun­gen. Dieser Trend hat sich erst im ersten Halbjahr 2018 umgedreht. Die Rückkehrbe­rater verweisen aber darauf, dass Abschiebun­gen nicht nur weniger human, sondern auch teurer seien als freiwillig­e Ausreisen. Die Rückkehrko­operation Württember­g hat daher Widerspruc­h gegen eine Kürzung der Zuweisunge­n eingelegt.

Die Zahl der freiwillig­en Ausreisen von Geflüchtet­en im Landkreis Ravensburg ist in den vergangene­n Jahren deutlich gestiegen. Nach Auskunft von Amtsleiter Klaus Preisinger waren es 2017 nur zehn Personen, ein Jahr zuvor 73. Allein in den ersten sechs Monaten 2018 erhöhte sich die Zahl auf 154 freiwillig­e Ausreisen.

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FOTO: DPA Manche Geflüchtet­e kehren freiwillig zurück in ihre Heimat.

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