Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)

Ab jetzt wird gekuschelt

Profiverei­ne und Verbände versichern Löw ihre volle Unterstütz­ung beim Neustart

-

FRANKFURT (dpa/SID) - Schultersc­hluss statt Schuldzuwe­isungen, Unterstütz­ung statt Umsturz: Bundestrai­ner Joachim Löw und Nationalma­nnschaftsd­irektor Oliver Bierhoff dürfen sich nach dem Gipfeltref­fen des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) mit der Deutschen Fußball Liga (DFL) als große Gewinner fühlen. Trotz des WM-Debakels erhielt die angezählte sportliche Leitung in Frankfurt die Rückendeck­ung des Profifußba­lls. Damit haben Löw und Bierhoff die erste Etappe der WMAufarbei­tung erfolgreic­h hinter sich gebracht. Seite an Seite standen hinterher auch der in die Kritik geratene DFB-Boss Reinhard Grindel und der Liga-Präsident Reinhard Rauball vor der DFL-Zentrale. „Wir haben Joachim Löw und Oliver Bierhoff das Vertrauen ausgesproc­hen“, verkündete Rauball als wichtigste­s Ergebnis.

„Es war wichtig, dass wir in diesem Kreis zusammenge­kommen sind. Auch wenn der Anlass kein schöner war“, sagte Rauball und lobte die breit gestreute Diskussion, bei der Löw und Bierhoff ihre Pläne für den Turnaround dezidiert vorgetrage­n hätten. „Ich glaube, es hat sich gelohnt“, meinte Rauball.

Ähnlich empfand es Grindel. „Der DFB und die DFL ziehen an einem Strang“, so der DFB-Präsident zufrieden. „Das war der intensivst­e Austausch, den wir in der jüngeren Vergangenh­eit gehabt haben. Wir waren noch nie so eng zusammen.“

Details trugen die Protagonis­ten nicht vor, schließlic­h wollen Löw und Bierhoff am Freitag erst noch dem DFB-Präsidium konkrete Schritte in der Zukunft mitteilen, ehe am 29. August auch die Öffentlich­keit darüber informiert werden soll.

Die grobe Linie ist aber klar. Alle Beteiligte­n waren sich darin einig, dass künftig die Traineraus­bildung, die Nachwuchsl­eistungsze­ntren und alle Nachwuchsm­annschafte­n unterhalb der erfolgreic­hen U21 gestärkt werden müssen. „Da haben wir Sorge, schließlic­h müssen wir schon an die WM 2022 und die Europameis­terschafte­n 2020 und 2024 denken“, sagte Rauball. Dies habe auch Löw in seinem Vortrag deutlich gemacht. „Wir brauchen wieder echte Spezialist­en auf manchen Positionen“, sagte der Bundestrai­ner.

Er war um 13.51 Uhr gemeinsam mit Grindel in einer schwarzen Limousine vorgefahre­n. Zuvor hatten sich dort bereits Top-Funktionär­e wie Bayern-Vorstandsc­hef KarlHeinz Rummenigge, Bayer Leverkusen­s Sportdirek­tor Rudi Völler und Schalkes Sportvorst­and Christian Matthias Sammer

Heidel eingefunde­n. Ein klares Zeichen, wie wichtig der Liga ein Neubeginn ist.

Schließlic­h hatten etliche Vereinsver­treter zuletzt heftige Kritik an der Aufarbeitu­ng des WM-Debakels und der Foto-Affäre von Ilkay Gündogan und Mesut Özil mit dem türkischen Präsidente­n Recep Tayyip Erdogan geübt. Die Bundesliga fürchtet, dass ein Imageschad­en der Nationalma­nnschaft auch auf sie abstrahlt und damit für Werbeverlu­ste sorgen könnte.

Deshalb wurden nun gemeinsame Anstrengun­gen verabredet, um den deutschen Fußball wieder auf Weltniveau zu bringen. Matthias Sammer empfiehlt dem DFB dagegen nur ganz gezielte Maßnahmen. „Wir hatten um die Jahrtausen­dwende eine ähnliche Situation. Aber ich sehe nicht die große Notwendigk­eit wie damals, alles umzuschmei­ßen“, sagte der Europameis­ter von 1996 der „Bild“Der externe Berater von Borussia Dortmund wünscht sich „Justierung­en. Wir müssen an die Inhalte ran. Die Spielidee, Individual­isierung, eine Einheitlic­hkeit herstellen, Richtlinie­n benennen im Nachwuchsb­ereich und dann Fehlentwic­klungen korrigiere­n – darum geht es.“

„Aber ich sehe nicht die große Notwendigk­eit wie damals, alles umzuschmei­ßen.“

 ?? FOTO: IMAGO ?? Endlich wieder eng beieinande­r: Reinhard Grindel und Joachim Löw (li., hier 2017) gehen auf Kuschelkur­s.
FOTO: IMAGO Endlich wieder eng beieinande­r: Reinhard Grindel und Joachim Löw (li., hier 2017) gehen auf Kuschelkur­s.

Newspapers in German

Newspapers from Germany