Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)
Blitzer hilft nicht gegen wahre Krachmacher
Zu „Landtag lehnt Petition gegen Tempo 30 ab“, SZ vom 17. August:
Ohne große Hoffnung habe auch ich diese Petition unterschrieben, weil versteckte Blitzer bei 30 km/h auf Durchgangsstraßen nur einer Parteienideologie, wenigen Egoisten, vor allem aber staatlicher Abzocke dienen, ohne den geringsten Vorteil für ein sicheres und vernünftigeres, ruhigeres Zusammenleben. Jahr für Jahr zieht unser Staat den Bürgern mehr als eine Milliarde Euro mit Verkehrsbußgeldern aus der Tasche, kreiert einen riesigen, teuren Papierberg, unproduktive Arbeits-, Rechtsanwaltsund Gerichtsplätze und setzt den Autofahrer mit Strafpunkten unter psychischen Druck – selbst bei Kriechtempo oder minimalen Abstandsverstößen. Wahre Raser sind so nur selten auszumachen, und Automobilfirmen tragen mit 600-PSBoliden eher zur Raserei bei und werden durch staatliche Unvernunft bezüglich fehlender Geschwindigkeitsbeschränkung auf Autobahnen dabei noch unterstützt. Abgesehen von der mehr als zweifelhaften Argumentation wegen Lärmbelastung, Gesundheitsschäden, weniger Unfällen und Verkehrstoten – alle Studien sprechen eher für 50 Stundenkilometer – wurden Autos nicht als Droschken- oder Fahrradersatz gebaut, sondern dem Fortschritt unserer Zeit angepasst, und Durchgangsstraßen wurden nicht für die Anrainer, sondern für den Verkehrsfluss modernisiert. Die wahren Krachmacher: aufheulende Motorräder, getunte Autos und scheppernde Anhänger und Auflieger der Lastwagen schafft man auch mit Blitzern nicht aus der Welt.
Auch ich wohne an einer viel befahrenen Straße, und da sind Rasenmäher, Kirchenglocken, Flugzeuge und Co. und manchmal sogar die lieben Nachbarn um ein Vielfaches lauter. Zusammenleben bedeutet nun mal auch unterschiedliches Lärmempfinden. Die heutigen Autos sind eher für 50 km/h ausgelegt, und für den Autofahrer ist dieses Tempo viel angenehmer, weil man nicht ständig auf den Tacho schaut, sondern eher dem Vordermann hinterherfährt. Außerdem wären einheitlich 50 km/h in Ortschaften auch ein kleiner Ansatz für einen reduzierten Verkehrsschilder-Wald!
Ich bin mir sicher, dass aufgrund des nicht mehr abzustreitenden Klimawandels es bald eine vollkommen neue Verkehrs- und Wirtschaftspolitik geben muss. Ob unser Landtag mit seinen Parteien und Politikern in der Lage ist, die aufkommenden Probleme zu meistern, habe ich große Zweifel.
Uwe Lichtenau,
Friedrichshafen