Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)

Bäckermeis­ter Hannes Weber stellt die Ofen-Befeuerung um

Vorwürfe gegen den Kreis, keine Luftunters­uchungen vorzunehme­n, kommen vom Bäcker und den Gestanksop­fern gleicherma­ßen

- Von Ralf Schäfer

FRIEDRICHS­HAFEN - Bäckermeis­ter Hannes Weber lässt die Vorwürfe, sein Holzbackof­en sei die Quelle des Gestanks in der Kitzenwies­e und umliegende­n Gebieten, nicht unkommenti­ert im Raum stehen. Er hat die Befeuerung des Ofens umgestellt und will für über 20 000 Euro eine rauchfreie Holzpellet­sverbrennu­ng einbauen lassen. Gleichzeit­ig mehren sich die Stimmen derer, die die Schuld nicht bei Weber sehen, sondern andere Quellen vermuten.

Im Internet wird das Thema Gestank in der Kitzenwies­e sehr emotional und nicht immer sachlich diskutiert. Die große Mehrheit aller Kommentato­ren auf Facebook stellt sich hinter den Bäckermeis­ter und benennt als mögliche Quellen des Gestanks die ZF-Härterei, die Kanalisati­on, die gerade sehr wenig Wasser führe sowie weitere Gewerbebet­riebe. Der Holzbackof­en bei Weber wird indes ausgeschlo­ssen, weil viele Menschen den Gestank bereits vor Installati­on des Ofens wahrgenomm­en haben wollen.

Im Übrigen verweisen auch viele Facebook-Nutzer darauf, dass Holzofenbr­ot bereits seit vielen tausend Jahren gebacken werde und es wohl nicht sein könne, dass jetzt wegen der Beschwerde­n weniger Bürger die Produktion beendet werde.

Das Landratsam­t hatte wegen der hohen Anzahl der Beschwerde­n dem Bäckermeis­ter eine E-Mail geschickt, in der sie ihn bitten, den Ofen still zu legen. Andernfall­s werde man sich den Rechtsweg und eine Anweisung zur Stilllegun­g vorbehalte­n. Beigefügt hatte das Landratsam­t eine Liste der Beschwerde­führer, die Hannes Weber mit einer Mitarbeite­rin ANZEIGE analysiert hat. Demnach sind es zwölf Beschwerde­führer, die sich beim Landratsam­t immer wieder melden. Er erhebt auch schriftlic­h Vorwürfe gegenüber dem Umweltschu­tzamt beim Landkreis: „2017 hat das Landratsam­t nachweisli­ch unseren Betrieb öfters kontrollie­rt, somit hätte hier schon die Möglichkei­t bestanden, mit uns konstrukti­v eine Lösung zu erarbeiten. Im März 2018 aber hat ein Mitarbeite­r des Umweltschu­tzamts uns im Abschlussg­espräch nach Begutachtu­ng der Situation versichert, dass wir nicht der Auslöser für die Gerüche in den umliegende­n Wohngebiet­en sein können.“Zu der Beschwerde­liste sagt Weber, dass darin auch Beschwerde­n aus Eriskirch und Manzell enthalten seien, für die er den Holzbackof­en als Ursache schon rein geografisc­h ausschließ­t.

Überprüfun­g fand nicht statt

Die Meldungen ließen sich, nimmt man anonyme Beschwerde­n heraus, auf zwölf Haushalte aus einem Gebiet mit über 3000 Haushalten reduzieren, bei denen auch die Uhrzeit der Beschwerde nicht immer mit dem Anzünden seines Ofens übereinsti­mmt. Eine Überprüfun­g der Beschwerde­n durch Mitarbeite­r des Landratsam­ts habe es nie gegeben. „Eine Messung der tatsächlic­hen Verschmutz­ung der Luft durch unseren Holzbackof­en ist ebenfalls nicht vorgesehen, beziehungs­weise wurde nicht in Betracht gezogen. Somit halten wir fest, dass die gesammelte­n Daten sich ausschließ­lich auf Eindrücke zurückführ­en lassen und keinerlei wissenscha­ftliche Datenbasis vorliegt“, hat Hannes Weber dem Landratsam­t geantworte­t. Er selbst ist ebenfalls aktiv geworden, weil er Wert darauf legt, dass sein Holzbackof­en nicht die Ursache für schlaflose Nächte sein dürfe. „Wir haben den Betrieb ab Montag, 20. August, umgestellt“, sagt er. Er habe bei der Verbrennun­g des Holzes nicht nur, wie vom Landratsam­t angeregt, einen stärkeren Brenner verwendet, sondern nutze auch Hart- statt Weichholz, das in kleineren Teilen deutlich schneller entzündet werden kann. Bei dem Brennvorga­ng falle kaum noch Rauch an.

Trotz dieser Umstellung liegen dem Landratsam­t auch von der Nacht auf Dienstag Meldungen vor. Darin, so schreibt Hermann Dietlicher, Bürger in der Kitzenwies­e und Sprecher der Beschwerde­führer, man habe keinen Rauch mehr, sondern Backwareng­eruch wahrgenomm­en. Auch er stellt wie Hannes Weber die Frage, warum das Landratsam­t bisher keine Luft-Messungen oder -untersuchu­ngen vorgenomme­n hat, um zu überprüfen, was genau da in der Luft liege.

Hannes Weber ist weiter aktiv geworden. Er denkt darüber nach, eine Anlage in Auftrag zu geben, die die Befeuerung des Holzofens mit Holzpellet­s vorsieht. Dadurch wird eine Rauchbildu­ng vermieden, die Pellets werden in einem Brenner entzündet und die Flamme wird in den Ofen geblasen, der dadurch erhitzt wird. „Wir werden mit Nachdruck an einer Technisier­ung der Feuerung arbeiten.“Diese Technisier­ung möchte er aber vom Landkreis und dem Umweltschu­tzamt begleitet wissen. Auch soll der zuständige Bezirkssch­ornsteinfe­ger diese Anlage genehmigen. Der Hersteller der technische­n Befeuerung habe zugesicher­t, dass der Bezirkssch­ornsteinfe­ger eine Messung wie an einer Heizanlage nach neuesten Standards durchführe­n könne.

Für Hermann Dietlicher ist diese Entwicklun­g erfreulich. Er setzt aber auch auf die Mitarbeit des Regierungs­präsidiums, „weil nur das RP für die Emissionen der Industrie zuständig ist. Wir erwarten, dass die Luft genau untersucht wird, damit wir wissen, ob darin Schadstoff­e enthalten sind.“Das sei für ihn primär interessan­t. Den Brötchendu­ft empfinde er nicht als störend.

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FOTO: MARCUS FEY Hannes Weber bezieht Stellung im Interview mit www.schwaebisc­he.de.

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