Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)

„Das Tier muss sich wohlfühlen“

Mit eigenen Konzepten will die Erzeugerge­meinschaft Milch Bodensee Allgäu beim Bürger punkten

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WANGEN - Die Erzeugerge­meinschaft Milch Bodensee Allgäu (EMBA) hat neue Pläne. Es geht dabei um den Ausbau der Aktivitäte­n der rund 60 Mitgliedsh­öfe in Oberschwab­en, dem westlichen Allgäu sowie dem Bodenseera­um. Emba-Vorstand ist Marcel Renz. Sein Hof liegt im Wangener Teilort Roggenzell. Mit Renz sprach unser Redakteur Uwe Jauß.

Offenbar will die Emba ihr Tätigkeits­feld ausweiten. Um was geht es da?

Mehreres kommt zusammen. So haben wir schon in den vergangene­n Jahren sehr auf die Weiterbild­ung unserer Mitglieder gesetzt – mit halb- bis ganztägige­n Schulungsa­ngeboten zu unterschie­dlichen Themen. An den Anmeldezah­len sehen wir, dass dies unsere Landwirte interessie­rt und deshalb soll dies unbedingt so fortgesetz­t werden. Daneben planen wir, unsere Öffentlich­keitsarbei­t zu verstärken, um den Menschen Einblick in die bäuerliche Arbeit zu geben. Dies halten wir als Lebensmitt­elproduzen­ten für sehr wichtig.

Sie sind ja auch dabei, Ihr landwirtsc­haftliches Netzwerk zu stärken, oder?

Das ist richtig. So soll das Gespräch mit Kollegen innerhalb unserer Berufsgrup­pe gefördert werden. Deshalb werden wir uns in naher Zukunft verstärkt mit Landwirten in der Ostschweiz, in Liechtenst­ein und Vorarlberg austausche­n. Das sind alles Landwirte, die sich wie auch wir in Erzeugerge­meinschaft­en zusammenge­schlossen haben und nach ähnlichen Produktion­svorgaben wirtschaft­en. Möglicherw­eise kann sich hier mittelfris­tig eine Kooperatio­n entwickeln.

Weshalb wollen aber ausgerechn­et Sie sich in diesen Bereichen verstärkt engagieren?

Weil wir von unserem Weg überzeugt sind. Greifen wir das Beispiel Tierwohl heraus. Bei uns geht es nicht nur um räumlichen Abmessunge­n im Stall. Klar ist es wichtig, wie breit die Laufgänge sind, oder welches Ausmaß die Boxen haben, in die die Kühe sich zum Ruhen legen. Wir konzentrie­ren uns aber vor allem auf die Frage: Wie geht es dem Vieh in unseren Ställen? Denn ob eine Kuh sich wohlfühlt, kann ihr ein geschultes Auge ansehen. Dazu tragen dann auch entscheide­nd andere Faktoren bei, etwa eine angepasste Fütterung, ausreichen­d Bewegungsm­öglichkeit­en oder auch nur genügend frische Luft im Stall.

Ist in diesem Zusammenha­ng bereits etwas geschehen?

In rund einem Drittel unserer Betriebe haben wir bereits damit angefangen. Wir beurteilen nach einem festen Katalog und gehen Punkt für Punkt durch. Unterstütz­t werden wir

TRAUERANZE­IGEN dabei von der Stabsstell­e für Tierschutz des Landes Baden-Württember­g, einer Professori­n der in Nürtingen und Geislingen beheimatet­en Hochschule für Wirtschaft und Umwelt sowie dem Landwirtsc­haftliche Fachzentru­m in Aulendorf. Damit wir einen objektiven Vergleich auch untereinan­der anstellen können, wird der Zustand der Tiere neben der Eigenkontr­olle noch von unabhängig­er Seite beurteilt. Wie hat ein landwirtsc­haftlicher Laie die Bemühungen der Erzeugerge­meinschaft um das Tierwohl einzustufe­n?

Natürlich ist es uns wichtig, was der Verbrauche­r für eine Meinung von uns und unserer Produktion­sweise hat. Und – auch wenn es heutzutage sehr schwer zu vermitteln ist – wir wollen in aller Deutlichke­it klar machen: Für uns Bauern ist nichts selbstvers­tändlicher, als darum bemüht zu sein, dass es unseren Tieren gut geht. Nur wenn es ihnen gut geht, sind sie gesund, werden alt und sind so dann auch für uns wirtschaft­lich. Wir haben keinerlei Interesse daran, Tiere schlecht zu behandeln – ein Vorwurf, dem wir immer wieder begegnen. Was wir machen, soll letztlich eine Vorbildfun­ktion haben. Deshalb gehen wir mit unserem Konzept deutlich weiter als es in der Tierschutz­verordnung vorgesehen ist.

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FOTO: UWE JAUSS Marcel Renz

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